Investmentfonds.de
02.12.2004:
HSBC: Börsen-Boom am Zuckerhut
Köln, den 02.12.2004 (Investmentfonds.de) - Nicht nur auf dem Fußballplatz ist
Brasilien Weltklasse, auch in der Börsenliga spielt das größte Land Südamerikas
derzeit ganz oben mit. Der brasilianische Leitindex BOVESPA legte in den ver-
gangenen zwölf Monaten um 38 Prozent an Wert zu. „Als der Gewerkschaftsführer
Lula da Silva Staatspräsident wurde, war die Skepsis seitens der Wirtschaft
groß“, meint Ulrich Harmssen, Berater der drei Dachfonds Fonds Select Aggressive,
Fonds Select Systematic und Fonds Select Defensive. „Lula hat jedoch erkannt,
dass ohne das Vertrauen der Wirtschaft in seine Politik kein Fortschritt für
Brasilien zu erreichen ist. Durch die Zinssenkungen im vergangenen Jahr hat er
gezeigt, dass er den Reformkurs seines Vorgängers weiterführt. Damit hat er ein
Wirtschaftswachstum angeregt, wie es Brasilien seit vier Jahren nicht mehr
erlebt hat.“
Das Wirtschaftswunder an der Copacabana
Die Börse in Sao Paulo spiegelt das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum
Brasiliens wider. Nachdem das Land letztes Jahr in die Rezession gefallen war,
verzeichnet das Bruttoinlandsprodukt seit Anfang dieses Jahres einen Anstieg von
4,2 Prozent und liegt damit über dem weltweiten Durchschnitt. Dies ist das Er-
gebnis mehrerer Zinssenkungen: Seit Mitte vergangenen Jahres hat die brasilianische
Zentralbank die Leitzinsen von 26,5 Prozent auf 16 Prozent gesenkt. Das hat nicht
nur zu einem Anstieg der Exportnachfrage geführt, sondern auch die Binnennachfrage
belebt. Die brasilianische Bevölkerung hat Vertrauen in das eigene Wirtschafts-
wachstum gefasst, was den Umsatz im Einzelhandel nach Angaben des brasilianischen
Statistischen Bundesamtes im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent ansteigen
ließ. Die Exporte konnten für das laufende Jahr im Vergleich zum entsprechenden
Vorjahreszeitraum um 30,7 Prozent gesteigert werden. Brasiliens Exportschlager sind
neben Karneval und Fußball vor allem Rohstoffe und Agrarprodukte. Das Land ist
Kaffeeexporteur Nummer eins und auch beim Handel mit Zucker und Orangen führend.
Als einer der attraktivsten Standorte für die Rohstahlproduktion profitiert
Brasilien vom weltweiten Rohstoffboom.
Kein Wirtschaftswachstum ohne Schattenseiten
Zu den größten Herausforderungen der brasilianischen Wirtschaft zählt derzeit immer
noch die Inflation, die angetrieben durch das Wirtschaftswachstum Ende September
bei 6,7 Prozent lag. Damit der konjunkturelle Aufschwung nicht ins Gegenteil umkippt,
hat die Regierung die Leitzinsen wieder auf 17,25 Prozent angehoben. Ziel ist es,
das Wirtschaftswachstum zu drosseln, um ein stabiles, nachhaltiges Niveau zu er-
reichen und einem Inflationsanstieg entgegenzuwirken.
„Ich gehe davon aus, dass es sich bei der positiven, wirtschaftlichen Entwicklung in
Brasilien um einen langfristigen Trend handelt“, sagt Harmssen. Dafür spricht nicht
nur das Festhalten der jetzigen Regierung an den Wirtschaftsreformen, sondern auch
die niedrigen Arbeitskosten und die hohen Rohstoffpreise sowie die anziehende Binnen-
konjunktur Brasiliens. Anleger, die wie Harmssen von einer Fortsetzung des Wirt-
schaftsbooms ausgehen, können jetzt in einen neuen Brasilien-Aktienfonds investieren:
Der HSBC GIF Brazil Equity Fund von HSBC Trinkaus & Burkhardt hat am 1. Dezember die
deutsche Zulassung erhalten. Das Fondsmanagement setzt bevorzugt auf Banken, Konsum-
güter und Bergbau. Auch Harmssen wird für seine Dachfonds Anteile des neuen Brasilien-
Fonds kaufen.
Neu-Gewichtung der Emerging-Markets
Bislang galten Aktien der aufstrebenden Schwellenländer lediglich als Risikobei-
mischung für ein ausgewogenes Portfolio. Aufgrund von Bedenken gegenüber der poli-
tischen und wirtschaftlichen Stabilität dieser Länder empfahlen Vermögensberater
selbst chancenorientierten Anlegern mit einem langfristigen Anlagehorizont einen
maximalen Emerging-Markets-Anteil von nur 10 bis 20 Prozent des Aktienportfolios.
„Viele der alten Vorurteile sind heute allerdings überholt und die Schwellenländer
werden langsam erwachsen“, sagt Harmssen. „Wollen Anleger von dem raschen Wachstums-
tempo in den aufstrebenden Ländern profitieren, sollten sie den Anteil der Aktien
aus Schwellenländern hochfahren. Denn die etablierten Märkte Europas und der USA
können auf absehbare Zeit nicht mit den Wachstumschancen und den attraktiven Bewer-
tungen der Schwellenländer-Aktien mithalten.“ Um das Risiko aufgrund eines höheren
Emerging Market-Anteils im Portfolio zu streuen, empfiehlt Harmssen: „Anleger
sollten bei der Zusammenstellung ihres Portfolios auf mehrere Pferde setzen, um
Kurseinbrüche abfedern zu können. Vielversprechend sind vor allem die Emerging-
Market Regionen Asien, Osteuropa und Südamerika.“
Quelle: Investmentfonds.de
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