Investmentfonds.de
18.04.2005:
SEB Invest: Moderat freundliche Rentenmärkte
Köln, den 18.04.2005 (Investmentfonds.de) -
Moderat freundliche Rentenmärkte im März
Anhaltender Zinsanstieg in den USA, moderat freundliche Entwicklung an den übrigen
Rentenmärkten. US-Notenbank schreckt Märkte mit vermehrten Inflationsrisiken und der
Aussicht auf weitere Zinserhöhungen. Ölpreis erreicht neues Rekordhoch. EZB hält an
ihrer Position und an gegenwärtigem Leitzinsniveau fest. Unternehmensanleihen
aufgrund schlechter Nachrichten aus Automobilsektor unter Druck. Geldpolitik US-
Notenbank FED bleibt kurzfristig im Fokus der Marktteilnehmer. Volatile Zinsentwicklung
zu erwarten.
Aktuelle Entwicklung
US-Rentenmarkt schert aus
Während in den USA der Zinsauftrieb im März anhielt, tendierten die übrigen großen
Rentenmärkte seitwärts oder wie im Fall Japan leicht freundlich. Der US-Anleihenmarkt
nahm zunächst den Arbeitsmarktbericht für Februar trotz des soliden Anstiegs der
Beschäftigung positiv auf. Mit Blick auf die positive Inflationswirkung wurden der
moderate Lohnauftrieb gepaart mit dem starken Produktivitätszuwachs höher gewichtet.
Erst nach diesen Zahlen, im Vorfeld der später im Monat erwarteten Zinserhöhung
durch die FED kamen US-Anleihen unter Druck. Dabei beunruhigte den Markt weniger
die - bereits erwartete - Erhöhung der Leitzinsen um einen weiteren "Trippelschritt"
von 2,5 auf 2,75%. Aufgeschreckt wurden die Marktteilnehmer vielmehr durch die
Hinweise der FED auf vermehrte Preisüberwälzungsspielräume in der Wirtschaft.
Außerdem signalisierte die US-Notenbank klar und deutlich, dass sie weitere Zinser-
höhungen für notwendig hält, wenn auch vorerst weiter in "mäßigen" Schritten. Erst
mit schwächeren Konjunkturdaten kam der Zinsanstieg in den USA zum Erliegen. Von den
Zinsängsten profitierte auch der US-Dollar, der seit Mitte März deutlich fester
tendierte. Trotz der schwachen Rentenperformance führte der US-Markt daher die
Performancerangliste an.
Regionen
Japan am freundlichsten, aber die Währung gibt den Ausschlag. Im internationalen
Vergleich tendierte der japanische Rentenmarkt im März am freundlichsten. Nachdem der
dortige Markt zunächst den internationalen Vorgaben gefolgt war, sorgten schwächere
Konjunkturdaten und moderate Töne des Notenbankchefs Fukui ab Mitte des Monats für
einen Rückgang der Renditen. Aufgrund der schwächeren Währung zahlte sich jedoch ein
Investment in Yen-Anleihen im März nicht aus.
Auch der Rentenmarkt in der EWU konnte sich im internationalen Vergleich behaupten.
Ausgehend vom kurzen Ende verflachte die Zinsstrukturkurve. Das lange Ende wurde vor
allem durch die zum Großteil unter den Erwartungen liegenden Konjunktur- und durch
gute Inflationsdaten unterstützt.
Insbesondere wichtige Konjunkturumfragen trübten sich wieder ein, wobei das neue
Rekordhoch beim Ölpreis belastete. Zwar kletterte die Inflationsrate zuletzt ölpreis-
bdingt leicht, doch war die Kerninflation in der EWU nochmals rückläufig. Daher hielt
die EZB an ihrer bisherigen Position fest und ließ ihre Leitzinsen unverändert.
Mitte des Monats schürten jedoch Pressemeldungen die Angst vor Zinserhöhungen, so
dass die kurzen Laufzeiten unter Druck kamen. Verstärkt wurde diese Tendenz durch die
faktische Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes die von der EZB mit "ernster
Besorgnis" zur Kenntnis genommen wurde.
Unternehmensanleihen
Autosektor bleibt zentrales Thema
Unternehmensanleihen entwickelten sich bis Mitte letzten Monats weitgehend parallel
zu Staatsanleihen. Mitte des Monats kam das Segment jedoch schwerpunktmäßig im Auto-
mobilsektor unter Druck. So erhielt General Motors einen negativen Ausblick von S&P
und Moodys stufte die Anleihen auf S&P-Niveau herunter (BBB-). Die Renditespreads
haben sich im letzten Monat zwar generell, aber außerhalb des Autosektors noch nicht
dramatisch, ausgeweitet. Auch in der ersten Aprilhälfte hielt aber die Serie negativer
Nachrichten aus dem Automobilsektor an. Ford gab zuletzt eine Gewinnwarnung heraus,
worauf die Anleihen mit einer erheblichen Ausweitung der Zinsauflschläge ("Spreads")
reagierten.
Ausblick: Frühlingserwachen?
In Erwartung des Protokolls der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses und des
Konjunkturberichts der FED ("Beige Book") tendierte der Rentenmarkt in den USA bisher
seitwärts. Mittlerweile liegen die Zinsen dort nahe der von uns erwarteten Niveaus.
Die FED hat klar signalisiert, dass sie mit der Erhöhung der Leitzinsen fortfahren
wird. Obwohl sie die Risiken für Konjunktur und Inflation als ausgeglichen ansieht,
wurde auf mögliche Inflationsgefahren hingewiesen. Angesichts des robusten Wachstums
ist die derzeitige Geldpolitik trotz der bisherigen Zinserhöhungen weiterhin zu
expansiv. Auch mit Blick auf das ausufernde Handelsbilanzdefizit, das den US-Dollar
potenziell gefährdet, käme der FED eine moderatere Inlandsnachfrage gelegen. Aufgrund
des gegenwärtig hohen Ölpreises, der von uns erwarteten moderateren Konjunktur und
der gebremsten Inflationsentwicklung dürften die derzeit vom Markt erwarteten Zins-
erhöhungen eher etwas zu hoch sein. Dennoch wird mit den steigenden Leitzinsen der
Druck zu steigenden Renditen vom kurzen auf das mittel- und langfristige Laufzeiten-
spektrum übertragen. Der Trend zur Verflachung der Renditestrukturkurve könnte
zusätzlich dazu führen, dass sog. "Carry Trades"* aufgelöst werden und hierdurch ein
möglicher Renditeanstieg beschleunigt wird. Ein weiterer Risikofaktor für den
Rentenmarkt ist in sich abschwächenden Kapitalzuflüssen aus dem Ausland zu sehen.
Per saldo rechnen wir in den nächsten Monaten mit einer volatilen Seitwärtsbewegung
der Renditen in den USA.
Bisher konnte sich der Rentenmarkt in der EWU insbesondere durch die Aufwertung des
Euro von den Vorgaben aus den USA abkoppeln. Zwar signalisierte die EZB zuletzt ein
gewisses Unbehagen gegenüber den niedrigen Leitzinsen. Das hierdurch hervorgerufene
hohe Geldmengenwachstum berge mittelfristig Inflationsgefahren. Mit Blick auf die
schleppende Konjunkturerholung, den hohen Ölpreis und die günstigen Inflationsaus-
sichten sollte die EZB jedoch die Leitzinsen bis weit in die zweite Jahreshälfte
konstant halten. Geldpolitik und fundamentales Umfeld liefern daher einen Puffer
gegen negative externe Vorgaben, weshalb sich Euroland-Anleihen gegenüber den US-
Staatsanleihen besser entwickeln dürften.
Quelle: Investmentfonds.de
|