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30.06.2005:
Renditeverfall in der gesetzlichen Rentenversicherung
Köln (ots) - Zu den Behauptungen des BMGS, des VDR und Prof.
Rürup, die gestern in Berlin vorgelegten Renditen der gesetzlichen
Rentenversicherung beruhten auf "zweifelhaften Annahmen" und seien
"interessengeleitet" erklären das Institut für Wirtschaft und
Gesellschaft Bonn (IWG BONN) und das Deutsche Institut für
Altersvorsorge (DIA):
Die vom IWG BONN im Auftrag des DIA erstellte Studie, nach der die
realen Renditen der gesetzlichen Rentenversicherung für ledige Männer
der Jahrgänge ab 1985 negativ sein werden, ist keineswegs
"interessengeleitet" und entspricht in Methoden und Prämissen exakter
wissenschaftlicher Arbeitsweise. Ziel der Untersuchung ist, die
teilweise nicht erkennbaren Basisannahmen der Berechnungen der BfA,
des Sozialbeirates, des Sachverständigenrates und des Mannheimer MEA
z.B. zur langfristigen Lohnentwicklung und zur Beschäftigtensituation
offen zulegen. Diese unterstellen einheitlich die sehr optimistischen
Erwartungen der Regierung, die bereits seit Jahren regelmäßig von der
Wirklichkeit widerlegt werden. Immer neue "Finanzlöcher" belegen
dies. Deshalb hat das IWG BONN in seine Berechnungen auch weniger
günstige Szenarien einbezogen, die eher der Realität entsprechen.
Diese sind keineswegs "zweifelhaft", sondern beruhen auf den
langfristigen historischen Trends und spiegeln die Realität der
letzten zehn Jahre wider.
So ist nach Meinung der Autoren Adrian Ottnad und Stefanie Wahl
die Annahme, die nominalen Bruttolöhne würden dauerhaft um drei
Prozent steigen, angesichts der Lohn- und Beschäftigungsentwicklung
der letzten zehn Jahre (ca. 1,5 Prozent) nicht haltbar. Das IWG BONN
hat - wie üblich - in aufwändigen Simulationen drei Szenarien
durchgerechnet und nimmt für die mittlere, keineswegs pessimistische
Variante einen nominalen Lohnanstieg je Arbeitnehmer von 2,5 bis 2,1
Prozent (2005-2050) an. Dabei wurde ein jahresdurchschnittlicher
Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) je Einwohner von 1,0
bis 0,6 Prozent unterstellt. Gemessen am Wachstumstrend der letzten
10 Jahre ist auch dies keineswegs pessimistisch. Auf dieser Basis
ergibt sich für den Fall eines ledigen Eckrentners des
Geburtsjahrgangs 2000 eine inflationsbereinigte Rendite von minus 0,3
Prozent statt wie von der BfA angenommen plus 1,3 Prozent.
Auch die immer wiederholte Behauptung, in den Renditeberechnungen
des DIA bzw. IWG BONN würden wichtige Leistungen der GRV wie die
Erwerbsminderungsrenten oder die Hinterbliebenenrenten nicht
berücksichtigt, ist falsch. Diese Leistungen sind in durchaus
angemessener Weise in die Berechnungen eingegangen. So verfährt das
IWG BONN bei Leistungen bei Erwerbsminderung und für Rehabilitation
genau gleich wie die BfA. Andere Berechnungen, wie die des MEA,
gewichten diese Leistungen dagegen sogar deutlich schwächer.
Schließlich ist der steuerfinanzierte Bundeszuschuss, der
teilweise aus den Steuern der Versicherten bezahlt wird, nur
teilweise und zudem erst ab dem Jahr 2020 schrittweise in die
Rechnungen einbezogen worden. Eine deutlich stärkere und frühere
Berücksichtigung der Steuerlasten der Versicherten wäre durchaus
begründbar und würde zu noch deutlich niedrigeren Renditen führen.
Dies unterstreicht, dass die vorgelegten Berechnungen keineswegs "dem
Ziel dienen, die gesetzliche Rentenversicherung zu diskreditieren".
Sie schaffen lediglich die Grundlage für eine realistischere und
ehrlichere Einschätzung dessen, was Beitrags- und Steuerzahler sowie
Rentenempfänger erwarten können.
Mit ihren an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen gehen BMGS, VDR
und BfA nach altem Muster vor: Wissenschaftler, die zu abweichenden
Ergebnissen kommen, werden diskreditiert. Dies hat in der
Vergangenheit dazu geführt, dass die absehbaren Folgen des
demographischen Wandels, auf die das IWG BONN frühzeitig hingewiesen
hat, über mehr als zwei Jahrzehnte ignoriert wurden. Der gleiche
Verdrängungsmechanismus zeigt sich heute bei der Wahrnehmung der
veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auf diese Weise wird
die Akzeptanz der gesetzlichen Rentenversicherung nicht erhöht,
sondern weiter untergraben.
Originaltext: Dt. Institut f. Altersvorsorge GmbH
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Quelle: news aktuell
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