Investmentfonds.de
28.07.2005:
Bessere Voraussetzungen für einen Aufschwung in Japan
Köln, den 28.07.2005 (Investmentfonds.de) - Vor fünfzehn Jahren platzte in Japan
eine der größten Spekulationsblasen der Wirtschaftsgeschichte. Noch immer leidet
das Land an den Folgen dieses Ereignisses. Ins Auge sticht besonders die hartnäckige
Deflation, welche lähmend auf die Investitions- und Konsumneigung wirkt. Seit zwei
Jahren kann allerdings ein Anstieg der Investitionen beobachtet werden. Dieser
wird von Experten nun als Auftakt zu einer länger dauernden Wachstumsphase
betrachtet. Ermutigende Tendenzen am Arbeitsmarkt lassen zudem hoffen, dass jetzt
auch die Konsumenten aus ihrer Reserve hinaustreten und vermehrt konsumieren. Nun
fehlt nur noch die Überwindung der Deflation. Die Voraussetzungen für einen nach-
haltigen Aufschwung haben sich insgesamt in Japan deutlich verbessert.
Ein extrem tiefes Zinsniveau und Aktienkurse, die noch immer um 70% bzw. fast 60%
unter dem Höchststand von Ende 1989 liegen, zeugen vom Schock, welcher in den
letzten anderthalb Dekaden die Wirtschaft des Inselreichs geprägt hat. Deutliche
Spuren zeigt auch der Immobiliensektor; die Besitzer japanischer Grundstücke
mussten von 1990 bis heute eine Wertverringerung um über die Hälfte und in den
sechs größten Städten sogar um mehr als drei Viertel hinnehmen.
Die lange Krisenzeit wurde mehrere Male durch zyklische Aufschwünge gemildert, doch
entpuppten sich leider diese Phasen regelmäßig als Strohfeuer. Auch derzeit fehlt
es wegen günstigen Entwicklungstendenzen nicht an Auguren, die Japan eine wieder
hellere ökonomische Zukunft prophezeien. Gleichzeitig erscheinen allerdings die
aktuellen Konjunkturindikatoren heterogen und zeigen noch kein Bild nachhaltig zu-
nehmender Wachstumsdynamik.
Die Konjunkturzyklen Japans werden in der Regel durch Nachfrageimpulse aus dem
Ausland bestimmt. In den letzten zwei Jahren nun schnellte die Exportsteigerungsrate
hoch und der Exportanteil am Bruttoinlandprodukt ist auf 13% angestiegen. Dies
reicht jedoch nicht, um Japan dauerhaft auf einen robusten Wachstumspfad zu führen,
dazu sind weitere Anreize aus der Binnenwirtschaft nötig.
Was das angeht ist bei den japanischen Investitionen in den letzten zwei Jahren ein
maßvoller Anstieg zu verzeichnen und dies nach einem Tiefstand im Jahre 2002. Dieser
Anstieg wird von Experten als Auftakt zu einer länger dauernden Wachstumsphase
betrachtet, unter anderem, weil sich gleichzeitig auch die Gewinnsituation ver-
besserte und die Geschäftserwartungen der Unternehmen auf ein hohes Niveau gestiegen
sind, wie jüngste Umfragen belegen. Damit sind die Voraussetzungen für eine erhöhte
Investitionsbereitschaft so günstig wie nie mehr seit Beginn der Neunzigerjahre;
als Anstoß bedarf es nun wohl nur noch einer deutlichen Belebung der globalen
Konjunktur.
Es bleibt aber noch die Frage, ob und wann die japanischen Konsumenten endlich ihre
Kauflust zurück gewinnen. Mit vermehrtem Konsum darf allerdings wohl erst dann
gerechnet werden, wenn die Beschäftigungslage substanzielle Einkommenszuwächse
ermöglicht. Auch da sind aber ermutigende Tendenzen festzustellen, welche letztlich
wieder zu Lohnsteigerungen führen könnten; am Arbeitsmarkt ist die Arbeitslosenrate
seit Anfang 2003 von 5.5 auf 4.4% gefallen, und das Verhältnis von Stellenangeboten
zu Bewerbungen hat sich in den vergangenen drei Jahren deutlich verbessert.
Nun fehlt nur noch die Überwindung der Deflation. Seit die Preise 1999 auf breiter
Front zu bröckeln begannen, hat sich das unheilvolle ökonomische Phänomen der
Deflation im Land der aufgehenden Sonne hartnäckig festgesetzt, was die Bereitschaft
beeinträchtigt, mehr zu investieren oder zu konsumieren. Die Jahresdeflation liegt
gegenwärtig bei rund 1% - kein dramatischer Wert, jedoch genügend, um eine rasche
Beendigung des ungünstigen Zustandes zu erschweren. Die erfreuliche Entwicklung der
Unternehmensgewinne und der wieder aufwärts gerichtete Beschäftigungstrend sind
jedoch günstige Signale und wichtige Voraussetzungen für mittelfristig endlich
wieder positive Vorzeichen der Preisentwicklung.
Quelle: Investmentfonds.de
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