Investmentfonds.de
18.01.2006:
SCOPE empfiehlt KanAm Immobilienfonds zu verkaufen
Köln, den 18.01.2006 (Investmentfonds.de) - Die unabhängige deutsche Ratingagentur
SCOPE GROUP ändert ihre Handlungsempfehlungen für die beiden Offenen Immobilien-
fonds KanAm grundinvest und KanAm US-grundinvest auf „Verkaufen“.
Die Ratingagentur warnt vor möglichen Auswirkungen auf die Liquiditätssituation
der Fonds bei hohen Mittelabflüssen durch verunsicherte Anleger im Zuge der
negativen Berichterstattung hinsichtlich der Ermittlungen um The Mills Corporation,
dem wichtigsten Partner der KanAm-Gruppe auf dem US-amerikanischen Markt.
Die Washington Post meldete am Freitag, 13. Januar 2006, dass die amerikanische
Börsenaufsichtsbehörde SEC aufgrund buchhalterischer Unregelmäßigkeiten in den
Bilanzen seit dem Jahr 2000 bei The Mills Corporation ermittle. The Mills Corporation
ist ein US-amerikanischer REIT (börsennotierter Immobilienfonds), der sich auf die
Entwicklung und den Betrieb von Einkaufszentren spezialisiert hat. Als dieser 1994
an der NYSE börsengelistet wurde, war KanAm Gründungs- und größter Einzelgesell-
schafter. Auch in der Bilanz 2004 von The Mills Corporation wird auf das enge
Geschäftsverhältnis mit KanAm hingewiesen. KanAm hatte seit 1994 rund 1 Mrd. US-
Dollar Eigenkapital in unterschiedliche Projekte der The Mills Corporation
eingebracht.
Beide Gesellschaftsstrukturen sind darüber hinaus personell eng verflochten. Der
Offene Immobilienfonds KanAm US-grundinvest hält zwei Mehrheitsbeteiligungen
(50,99 Prozent) an Einkaufszentren, die The Mills Corporation verwaltet und die
ein Drittel der gesamten Mieteinnahmen des Fonds ausmachen.
Die Ratingagentur hatte bereits am vergangenen Dienstag beide Offenen Immobilienfonds
der KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mbH auf die Watchlist mit negativem
Ausblick gesetzt. Die spekulativ eingestuften Fonds nutzen gezielt die Fremdfinan-
zierung zum Leverage-Effekt (Hebel). „Dies bringt Renditechancen aber auch deutlich
höhere Risiken mit sich“, warnt Alexandra Merz, Geschäftsführerin der SCOPE GROUP
für den Bereich Offene Fonds. „Sollten durch die Berichterstattung um The Mills
Corp. verstärkt Anteile der Offenen Immobilienfonds zurückgegeben werden, intensi-
viert sich dieser Effekt für die verbleibenden Anleger umso mehr.“
Für den KanAm grundinvest Fonds sind in den vergangenen sechs Monaten Immobilien für
rund 1,7 Mrd. Euro erworben worden. Der gesamte Immobilienbestand beläuft sich
aktuell auf rund 5,2 Mrd. Euro. Gleichzeitig hat sich das Fondsvermögen nur um 275
Mio. Euro auf 3,173 Mrd. Euro erhöht. Das Leverage-Niveau des Fonds liegt somit,
bezogen auf das Eigenkapital der Anleger, bei 163 Prozent, also deutlich höher als
noch im letzten Jahresbericht vom Juni 2005 (120 Prozent). Das aktuelle Liquiditäts-
niveau wird mit 18 Prozent ausgewiesen, 13 Prozent über der Mindestliquidität.
Für den KanAm US-grundinvest Fonds sind in den vergangenen drei Monaten zwei
Immobilien erworben worden. Hier beläuft sich der gesamte Immobilienbestand aktuell
auf rund 875 Mio. US-Dollar. Gleichzeitig hat sich das Fondsvermögen aber um 2 Mio.
US-Dollar auf 577 Mio. US-Dollar verringert. Das Leverage-Niveau des Fonds, bezogen
auf das Eigenkapital der Anleger, ist bereits deutlich gestiegen und liegt derzeit
bei 151 Prozent (Halbjahrsbericht Sept. 2005: 113 Prozent). Das aktuelle Liquiditäts-
niveau wird mit 12 Prozent ausgewiesen, liegt somit 7 Prozent über der Mindestli-
quidität.
„Im Falle großer Mittelrückflüsse stehen der Gesellschaft, neben den aktuellen
Liquiditätsreserven, Möglichkeiten der Kreditaufnahme zur Verfügung. Dadurch könnten
nach unseren Berechnungen bei dem KanAm grundinvest Fonds noch circa 20 Prozent und
beim KanAm US-grundinvest Fonds noch circa 25 Prozent des Fondsvermögens an Anleger
ausgezahlt werden. Diese Maßnahmen würden das Risikoprofil der Fonds allerdings
weiter verschärfen“, erläutert Alexandra Merz.
Quelle: Investmentfonds.de
|