Investmentfonds.de
16.02.2006:
DWS: US-Markt im Schatten
Köln, den 16.02.2006 (Investmentfonds.de) - Nichts Neues im neuen Jahr: Die
Börsenmusik spielt in den Schwellenländern, Japan und Europa, und der US-
Aktienmarkt läuft hinterher. Auch im Januar 2006 war die Wall Street weltweit
der „Underperformer“, berichten die Experten der DWS im aktuellen Marktbericht.
Für in Euro rechnende Anleger wurden die bescheidenen Gewinne von Dow Jones
Industrial- und S&P 500-Index zudem noch von Währungsverlusten aufgefressen.
Angesichts des neuerlichen Ölpreisanstiegs um rund 10 Prozent seit Jahresanfang
verwundert es nicht, dass Energie- bzw. Ölwerte die beste Wertentwicklung
verbuchten. Die großen Gesellschaften erzielten im vierten Quartal und im
Gesamtjahr 2005 Gewinne in einer zum Teil unglaublich anmutenden Größenordnung.
Auf Ölquellen zu sitzen scheint eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein, wie das
Beispiel Exxon Mobil zeigt: Der größte börsennotierte Ölkonzern der Welt
produzierte im Geschäftsjahr 2005 einen Nettogewinn von 36,1 Mrd. US-Dollar –
mithin die höchste Summe, die jemals ein Unternehmen erwirtschaftet hat. Das
sind rund 100 Mio. US-Dollar pro Tag und würde ausreichen, ein Unternehmen
wie BMW zu kaufen. Angesichts knapper Reserven warten die Mittel darauf, in-
vestiert zu werden. Davon profitieren dürften in erster Linie Ölservice-
Unternehmen wie Schlumberger, ihres Zeichens größte in Russland operierende
westliche Gesellschaft, oder der Bohrplattform-Hersteller Transocean, so die
Einschätzung der Analysten. Allerdings ist das mit den Investitionen so eine
Sache, mangelt es doch an Gelegenheiten: Die großen Öl- und Gasvorkommen
werden zu 90 Prozent von staatlichen Gesellschaften in Ländern wie Russland,
Iran, Saudi-Arabien und Venezuela kontrolliert.
Gut hielten sich im Januar bei anhaltend hohen bzw. steigenden Preisen auch
Grundstoff- und Rohstoffaktien. Auf der Verliererseite standen klassische
Industrie-, Finanz- und nicht-zyklische Konsumwerte.
Im Rahmen der laufenden Berichtssaison lagen rund 62 Prozent der bis zum
30. Januar veröffentlichten Unternehmensergebnisse im vierten Quartal 2005
über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Diese Quote zu diesem
Zeitpunkt entspricht in etwa dem langjährigen Durchschnitt, hat aber insofern
einen leicht faden Beigeschmack, als einige Schwergewichte enttäuschten. Zu
nennen sind in diesem Kontext Unternehmen wie Citigroup, Bank of America,
General Electric, Intel und Yahoo. Häufig resultierte die Enttäuschung aus
einem verhaltenen Ausblick der Unternehmen und (über)ambitionierten Erwartungen.
Positiv überraschten neben Exxon und anderen Ölgesellschaften unter anderem
das weltgrößte Pharmaunternehmen Pfizer, der Klopsbrater McDonald’s, die Unter-
nehmensberatung Accenture, der Chiphersteller Texas Instruments sowie der
Maschinen- und Gemischtwarenproduzent Caterpillar.
So lange die Investoren für die Emerging Markets, Japan und auch Europa positiv
gestimmt bleiben, wird der US-Markt im Schatten stehen, glauben die DWS Experten.
Bei diesem Liebesentzug werden aber aus US-amerikanischer Sicht die geopoli-
tischen Risiken, insbesondere die Gefahren für die Ölversorgung, nicht immer
angemessen gewürdigt. Die Erfahrung zeigt, dass Wall Street in Krisenfällen
weniger stark gefährdet ist als andere Plätze.
Quelle: Investmentfonds.de
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