Investmentfonds.de
18.05.2006:
Konjunkturbericht: Deutsche Wirtschaft klar auf Erholungskurs
Köln, den 18.05.2006 (Investmentfonds.de) - „Auch wenn das Wirtschaftswachstum
in Deutschland zum Jahresbeginn etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist,
befindet sich die deutsche Wirtschaft auf einem klaren Erholungskurs“, sagte
Prof. Dr. Manfred Weber, geschäftsführender Vorstand des Bankenverbandes,
anlässlich der Vorstellung des Konjunkturberichts für den Monat Mai. Die Welt-
wirtschaft boome weiter, die Investitionen in Deutschland zögen an, und am
Arbeitsmarkt seien Signale einer allmählichen Stabilisierung zu erkennen.
„All dies sind Faktoren, die uns bereits für das laufende Quartal eine etwas
höhere Wachstumsrate erwarten lassen“, stellte Weber fest. Für 2006 sei daher
unverändert mit einem Wirtschaftswachstum von 1,75 % zu rechnen.
Angesichts der wieder etwas stärker steigenden Steuereinnahmen könnte laut Weber
das Haushaltsdefizit in Deutschland in diesem Jahr sogar leicht unter die
Obergrenze des Maastricht-Vertrages von 3 % des Bruttoinlandsprodukts sinken.
„Entwarnung kann für die deutschen Staatsfinanzen aber längst noch nicht gegeben
werden“, mahnte Weber. Die Schuldenstandsquote sei im vergangenen Jahr auf einen
neuen Höchststand von 68 % gestiegen, und die gegenwärtig anziehenden Zinsen
würden den Schuldendienst der öffentlichen Haushalte weiter erhöhen. „Mit Blick
auf die Steuererhöhungen im kommenden Jahr muss daher davor gewarnt werden, die
steigenden Einnahmen für eine Ausweitung der staatlichen Leistungen zu verwenden“,
so Weber. Er widersprach auch der These, die öffentliche Hand in Deutschland sei
strukturell unterfinanziert. „Die öffentlichen Haushalte haben kein Einnahmen-,
sondern ein Ausgabenproblem.“ Entscheidend sei, für welche Aufgaben der Staat
zuständig sein soll und wie effizient er seine Mittel einsetzt. Weber: „Die
Vorstellung, allein mit zusätzlichen Staatseinnahmen zu einer besseren
staatlichen Aufgabenerfüllung zu gelangen, ist ein Rückfall in ein längst
überwunden geglaubtes Staats- und Wirtschaftsverständnis.“
Dass die Europäische Zentralbank im Zuge der konjunkturellen Belebung im Euro-
Raum die expansive Geldpolitik behutsam drossele, sei nachvollziehbar, zumal
sich das Geldmengenwachstum weiter beschleunigt habe und die Inflationsrate über
der 2 %-Marke verharre. Weber zeigte sich zuversichtlich, dass die europäischen
Währungshüter weiterhin mit Bedacht und Augenmaß vorgehen werden. Bei einer
über die Markterwartungen hinausgehenden Zinserhöhung müsse auch das Risiko
einer zusätzlichen Euro-Aufwertung bedacht werden.
Quelle: Investmentfonds.de
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