Investmentfonds.de
23.03.2007:
Deka USA: Fed formuliert neutralen Ausblick
Köln, den 23.03.2007 (Investmentfonds.de) • Das Federal Open Market Committee (FOMC)
hat die Leitzinsen erwartungsgemäß auf dem Niveau von 5,25 % belassen, aber erneut
umfangreiche Änderungen an seinem Statement vorgenommen. Insbesondere spricht die Fed
im Ausblick auf den zukünftigen Kurs der Geldpolitik nicht mehr ausschließlich von
potenziellen Leitzinserhöhungen, sondern lediglich von zukünftigen Änderungen des
Leitzinses.
• Die derzeitige Konjunkturentwicklung wird als weniger kräftig beschrieben als noch
im Januar, und Hinweise auf eine sich abzeichnende Stabilisierung am Immobilienmarkt
wurden fallengelassen. Dem steht ein Hinweis auf die zuletzt wieder etwas höhere
Kerninflation gegenüber. Die Fed geht für die nächsten Quartale weiterhin von einem
moderaten Wachstum und einer nachlassenden Kerninflation aus.
• Wir interpretieren das Statement dahingehend, dass die Notenbanker den Ausblick
sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für die Inflation wieder mit größeren
Risiken behaftet sehen als noch im Januar. Insbesondere um auf eine potenzielle
Verschärfung der Entwicklung am Hypothekenmarkt reagieren zu können, wollen sich
die Mitglieder des FOMC eine größtmögliche Flexibilität verschaffen und schließen
auch Leitzinssenkungen daher nicht mehr kategorisch aus. Eine konkrete Vorbereitung
eines derartigen Schritts sehen wir in diesem Statement nicht und halten daher an
unserer Prognose bis auf weiteres unveränderter Leitzinsen fest.
1. Das Federal Open Market Committee hat die Leitzinsen auf dem Niveau von 5,25 %
belassen und erneut umfangreiche Änderungen an seinem Statement vorgenommen. Die
derzeitige konjunkturelle Entwicklung wird als weniger kräftig beschrieben als noch
beim vorangegangenen Zinsentscheid am 31. Januar. Seinerzeit hatten die Notenbanker
von einem „etwas kräftigeren Wirtschaftswachstum“ gesprochen. Diese Einschätzung
stand jedoch sicherlich zu einem großen Teil unter dem Eindruck der am gleichen
Tag veröffentlichten Erstschätzung für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal
2006, die eine annualisierte Wachstumsrate von 3,5 % ergeben hatte. Mittlerweile
ist das Wirtschaftswachstum auf 2,2 % (qoq, ann.) nach unten revidiert worden, was
die Fed in ihrem aktuellen Statement berücksichtigt. Sie greift nun auf eine Formu-
lierung zurück, die sie bereits beim vorletzten Zinsentscheid am 12. Dezember 2006
verwendet hatte, indem sie sagt, dass die jüngsten Konjunkturindikatoren „uneinheit-
lich“ ausgefallen seien. Der Hinweis auf eine etwas schwächere konjunkturelle Ent-
wicklung am aktuellen Rand stellt somit eine Anpassung des Statements an die seit
dem 31. Januar veränderte Datenlage dar und war weitgehend antizipierbar. Für die
kommenden Quartale geht die Fed weiterhin von einem moderaten Wachstumstempo aus.
2. Die optimistische Einschätzung zur Entwicklung am Wohnimmobilienmarkt, die das
FOMC am 31. Januar abgegeben hatte, hat es nun wieder zurückgenommen. Wurde im
Januar noch auf „erste Anzeichen einer Stabilisierung“ hingewiesen, heißt es nun,
dass sich die Anpassung am Immobilienmarkt fortsetzt. Die Mitglieder des FOMC
scheinen es somit zumindest für möglich zu halten, dass die vor kurzem bekannt
gewordene Häufung von Zahlungsrückständen in Teilen des amerikanischen Hypotheken-
marktes in den kommenden Monaten eine weitere Beeinträchtigung der Bautätigkeit
nach sich zieht. Obwohl die Notenbanker den Ausblick in Bezug auf das Wirtschafts-
wachstum unverändert gelassen haben, kommen in den Aussagen zum Immobilienmarkt
gewisse Abwärtsrisiken zum Ausdruck. Wie die Minutes zum FOMC-Meeting am 31. Januar
gezeigt haben, geht der Mitarbeiterstab des Board of Governors unter anderem
deshalb davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum gegen Ende dieses Jahres wieder
der Potenzialrate annähert, weil er unterstellt, dass die Belastung am Immobilienmarkt
allmählich ausläuft.
3. Auch zur Inflation äußert sich das FOMC vorsichtiger als noch im Januar. Die
leichte Verbesserung der Kerninflation, auf die die Notenbanker vor sieben Wochen
hingewiesen haben, wurde durch die Verbraucherpreiszahlen der Monate Januar und
Februar zum Teil wieder zunichte gemacht. Das FOMC bezeichnet die jüngsten Meldungen
zur Kerninflation nun als „etwas erhöht“ und wählt damit eine Formulierung, die
weniger drastisch ist als bei den Zinsentscheiden von Juni bis Dezember vergangenen
Jahres, als es von einer „erhöhten“ Kerninflation sprach. Dennoch ist die Änderung
des Tonfalls in diesem Zusammenhang beträchtlich. Für die Zukunft geht die Fed nach
wie vor von einem Nachlassen des Inflationsdrucks aus.
4. Statt wie bei den vorangegangenen Zinsentscheiden auf verbleibende Inflations-
risiken zu verweisen, konkretisiert das FOMC die Risiken nun dahingehend, dass die
Inflation nicht in dem antizipierten Ausmaß zurückgehen könnte. Derartige Formulierun-
gen fanden schon seit längerer Zeit Verwendung in Reden von Notenbankvertretern, und
auch die Minutes zum vorangegangenen FOMC-Meeting enthielten eine Andeutung auf eine
solche Anpassung des Statements. Wir sehen hierin deshalb kein Anzeichen dafür, dass
das FOMC der Inflationsentwicklung eine geringere Aufmerksamkeit beimisst.
5. Auch den Teil des Statements, der den Ausblick auf den zukünftigen Kurs der Geld-
politik enthält, haben die Notenbanker im Vergleich zu den vorangegangenen Zinsent-
scheiden deutlich verändert. Das FOMC sagt nun, dass zukünftige Leitzinsänderungen
von der Entwicklung des Ausblicks für Inflation und Wirtschaftswachstum abhängen.
Bis zum Januar hatte sich dieser Satz ausschließlich auf eventuelle weitere Leit-
zinserhöhungen bezogen. Mit der veränderten Formulierung lässt das FOMC somit völlig
offen, ob der nächste Zinsschritt eine Erhöhung oder eine Senkung sein wird. Damit
haben die Notenbanker zwar nicht explizit gesagt, dass in näherer Zukunft eine
Senkung der Leitzinsen bevorsteht. Vor dem Hintergrund der an den Finanzmärkten
bereits bestehenden Leitzinssenkungserwartungen muss den Mitgliedern des FOMC
jedoch bewusst gewesen sein, dass eine derartige Formulierung in diese Richtung
interpretiert werden würde.
6. Wir legen das Statement dahingehend aus, dass das FOMC seinen Ausblick sowohl
für das Wirtschaftswachstum als auch für die Inflation wieder mit größeren Risiken
behaftet sieht als noch im Januar. Die Wachstumsrisiken hängen dabei insbesondere
mit den jüngsten Entwicklungen auf dem Hypothekenmarkt zusammen. Um gegebenenfalls
auch auf diese flexibel reagieren zu können, schließt das FOMC auch Leitzinssenkungen
nun nicht mehr explizit aus. Eine konkrete Vorbereitung eines solchen Schrittes
sehen wir in diesem Statement jedoch nicht. Unserer Einschätzung nach werden die
zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten von Hypothekenschuldnern nur geringfügige
Auswirkungen auf die Immobilienmärkte und damit auf die Konjunktur haben. Demgegen-
über dürften der Arbeitsmarkt eng bleiben und die Inflationsrisiken nicht spürbar
nachlassen. Trotz der gravierenden Veränderungen des Statements gehen wir daher
weiterhin davon aus, dass die Fed die Leitzinsen in absehbarer Zeit nicht senken
wird.
Quelle: Investmentfonds.de
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