Investmentfonds.de
20.04.2007:
Deka Rohöl: Benzinvorräte sinken weiter, doch steigende Auslastung der Raffineriekapazitäten lassen hoffen
Köln, den 20.04.2007 (Investmentfonds.de) • Mit den überwiegend enttäuschenden
Lagerdaten wussten die Märkte spontan nicht viel anzufangen. Die US-Rohölvorräte
sanken leicht um 1,0 Mio. Barrels, während die Benzinlagerbestände mit 2,7 Mio.
Barrels kräftiger abgebaut wurden. Beides war angesichts der Markterwartungen eine
negative Überraschung, dennoch hat der Ölpreis als Reaktion keine klare Richtung
eingeschlagen. Die erneut kräftige Ausweitung der Auslastung der Ölraffineriekapa-
zitäten diente als ausreichend starkes Gegengewicht.
• Außergewöhnlich ist derzeit der kräftige Preisabschlag, den die Rohölsorte WTI
gegenüber der Nordseesorte Brent aufweist, der u.a. auf Sondereffekte bei den
Lagerbeständen in der Hauptlieferregion von WTI im Mittleren Osten der USA zurück-
zuführen ist. Würde man den üblichen Preisabstand zwischen diesen zwei Ölsorten
zugrunde legen, hätte WTI im bisherigen Verlauf von April weitgehend über 65
US-Dollar notieren müssen. Diese Preisanpassung von WTI an Brent erwarten wir für
die kommenden Wochen.
1. Die Märkte wussten spontan nicht viel mit den Lagerdaten anzufangen, der Ölpreis
hat als Reaktion keine klare Richtung eingeschlagen. Die US-Benzinlagerbestände wurden
in der vergangenen Woche um 2,7 Mio. Barrels erneut kräftig abgebaut (Bloomberg-Median:
-1,9 Mio. Barrels). Die Benzinvorräte sind im historischen Vergleich der letzten Jahre
also weiterhin sehr niedrig. Gerade im Vorfeld der US-Sommerreisezeit, der Driving
Season, die Ende Mai beginnt und mit einer erhöhten Benzinnachfrage einhergeht, besteht
die Erwartung, dass die Benzinlagerbestände langsam aber sicher den Tiefpunkt erreichen
und die Phase des Lageraufbaus beginnt. Die erneut kräftige Ausweitung der Auslastung
der Ölraffineriekapazitäten um 2 Prozentpunkte auf nunmehr eher zufrieden stellende
90,4 % signalisiert hingegen, dass diese Trendumkehr unmittelbar bevorstehen dürfte.
Ungeachtet dessen sind die US-Rohöllager weiterhin gut gefüllt und die Bestandsverände-
rungen von Woche zu Woche sind eher schwach ausgeprägt. Zuletzt verzeichneten die
Rohöllagerbestände ein Minus von 1,0 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 0,65 Mio. Barrels).
Es liegt weiterhin genügend Rohöl für die Weiterverarbeitung bereit, sodass Ängste vor
Engpässen derzeit in den USA nur auf der Produktseite auftreten dürften.
Unspektakulär war schließlich der Abbau der Heizöl- und Diesellagerbestände um 0,8 Mio.
Barrels in der vergangenen Woche (Bloomberg-Median: -0,9 Mio. Barrels).
2. Auffällig ist derzeit die „verkehrte Welt“, was die Preisdifferenz zwischen den
Rohölsorten WTI und Nordsee Brent angeht. Üblicherweise wird die qualitativ leicht
höherwertige Sorte WTI mit einem Aufschlag von wenigen US-Dollar gegenüber Brent
gehandelt. In der vergangenen Woche erreichte jedoch WTI mit einem Abschlag um fast
6 Dollar einen negativen Rekord. Dies lag u.a. daran, dass am Hauptlieferort für
WTI in der Gegend von Cushing im Mittleren Osten der USA die Öllager Rand voll sind.
Vor allem seitdem die große McKee-Ölraffinerie in Texas – also ein wichtiger Abnehmer
für WTI – aufgrund eines Feuers ausgefallen ist. Aufgrund begrenzter Liefer- und
Transportkapazitäten in der Gegend von Cushing wurde das überschüssige WTI-Öl mit
einem Preisabschlag veräußert, was dazu führte, dass WTI derzeit billiger zu haben
ist als Brent. Würde man den üblichen Preisabstand zwischen diesen zwei Ölsorten
zugrunde legen, hätte WTI im bisherigen Verlauf von April weitgehend über 65
US-Dollar notieren müssen. Diese Preisanpassung von WTI an Brent erwarten wir für
die kommenden Wochen, wenn aufgrund der starken Raffinerienachfrage in den USA im
Vorfeld der Sommerreisezeit die mit WTI gefüllten Rohöllager merklich abgebaut werden
und somit dieser Sondereffekt des Preisabschlags von WTI auf Brent auslaufen wird.
3. Erneut bauten die nicht-kommerziellen Händler ihre Netto-Long-Positionierung an
der New York Mercantile Exchange (NYMEX) in der vergangenen Woche weiter aus. Die
Anzahl der Futures- Kontrakte, in denen auf steigende Ölnotierungen gewettet wird,
übersteigt die Anzahl der Kontrakte auf fallende Kurse nunmehr um über 75 Tausend.
Somit steigt derzeit der Einfluss der spekulativen Aktivität auf den Rohölpreis und
trägt bei dieser ausgeprägten Netto-Long-Positionierung dazu bei, dass der Ölpreis
unter dem Einfluss der Spekulation in der Tendenz von dem fundamental begründeten
Preis ausgehend nach oben abweicht. Diese Abweichung ist derzeit jedoch kaum am
WTI-Preis sichtbar, da der aktuelle Abschlag des WTIPreises gegenüber dem Brent-Preis
diesen spekulativen Einfluss zum Teil überlagert. Außer der Erwartung, dass die Preis-
anpassung von WTI demnächst stattfinden dürfte, sehen wir kurzfristig kaum andere
Gründe für die Fortsetzung einer solch ausgeprägten Netto-Long-Positionierung der nichtkommerziellen Händler.
Quelle: Investmentfonds.de
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