Investmentfonds.de
02.05.2007:
Schroders: Europäische Bankenlandschaft – Einigkeit macht stark?
Köln, den 02.05.2007 (Investmentfonds.de) - Fusionen und Übernahmen (M&A) prägen
seit rund zwei bis drei Jahren das europäische Marktgeschehen. Nachdem die M&A-
Tätigkeit im letzten Quartal 2004 allmählich zugelegt hatte, stieg sie 2005 und 2006
kräftig an, um in diesem Jahr weiter an Intensität zuzunehmen. Den jüngsten Daten
zufolge hatten die im ersten Quartal bekannt gegebenen Transaktionen weltweit ein
Volumen von insgesamt über einer Billion Dollar. Davon entfällt ein beträchtlicher
Anteil auf europäische Unternehmen.
Die Übernahmetätigkeit erfasst alle Sektoren und Bereiche: Neben Hunderten von
Transaktionen im „handlicheren“ Mittelstandssegment spielen auch Großunternehmen
eine Rolle. Dabei steht aufgrund ihrer starken Fragmentierung auch die europäische
Bankenlandschaft im Mittelpunkt. Der Finanzsektor ist innerhalb Europas die Branche
mit dem niedrigsten Konzentrationsgrad. So entfallen auf die drei am höchsten
notierenden Aktien weniger als 20 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des
Sektors. Zum Vergleich: Im Energiesektor oder Gesundheitswesen repräsentieren die
drei Topunternehmen an der Börse rund 60 Prozent der Marktkapitalisierung.
Angesichts der Vielzahl der Akteure – insbesondere auf Märkten wie Italien – sind
im Bankwesen schon seit geraumer Zeit die Weichen auf Konsolidierung gestellt.
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Der Startschuss zu dieser Entwicklung fiel im Sommer 2004, als die spanische Bank
Banco Santander das britische Bankhaus Abbey National übernahm. Weitere Deals
erfolgten 2005/2006, als Italiens größte Bank, UniCredit, die deutsche HVB kaufte
und ABN AMRO die Kontrolle über Banca Antonveneta übernahm. Der Konsolidierungsprozess
in Italien setzte sich mit der Fusion der zweit- und drittgrößten Banken des Landes,
San Paolo IMI und Banca Intesa, gegen Ende des letzten Jahres fort. Erst kürzlich
vereinbarte ABN AMRO eine Fusion mit der britischen Bank Barclays.
Die Performance unserer europäischen Aktienfonds wurde durch diese M&A-Aktivitäten
angekurbelt. So profitierten mehrere unserer Portfolios – darunter auch Schroder ISF
European Equity Yield und Schroder ISF Italian Equity – deutlich vom Anstieg der
Aktienkurse bei San Paolo und Banca Intesa im letzten Jahr. Auch andere Fonds, wie
beispielsweise der Schroder European Alpha Plus Fund, haben sich im Zuge der
Übernahmen und Fusionen unter skandinavischen und isländischen Banken positiv
entwickelt.
Aber auch in diesem Marktumfeld setzen wir nicht gezielt auf Übernahmekandidaten.
Als langfristig orientierte Anleger investieren unsere Fondsmanager nur dann in Banken
(bzw. in Unternehmen generell), sofern die Rahmendaten auf lange Sicht einen
überzeugenden Anlagegrund ergeben. Das heißt: tragfähige Geschäftsmodelle, hervor-
ragende Wachstumsaussichten, kompetente Geschäftsführungen und günstige Bewertungen.
Chance: Danske Bank
Eine in unseren Portfolios vertretene Bank, die unserer Ansicht nach diese Kriterien
erfüllt, ist die Danske Bank. Als größte Bank Dänemarks war die Danske Bank in den
letzten Jahren eher die übernehmende Gesellschaft als das Investitionsobjekt. Sonja
Schemmann, die Managerin des Schroders-Fonds ISF European Equity Yield, hat erst
kürzlich Aktien des Unternehmens erworben. Die Danske Bank ist eine gute Ausgangsbasis
für Investitionen in Dänemark, ein wirtschaftlich außerordentlich erfolgreiches Land.
Die Bank orientiert sich zunehmend außerhalb ihres Heimatlandes und hat bereits zwei
irische Banken und die Sampo Bank in Finnland übernommen. Nach Sonja Schemmanns
Einschätzung wird die Geschäftsführung der Bank unternehmerisch vernünftige Ent-
scheidungen treffen, um Wachstum und gute Ergebnisse langfristig zu sichern. Zudem
engagiert sich die Bank nur in begrenztem Maße auf den Kapitalmärkten. Sofern die
Volatilität der letzten Monate anhält oder noch steigt, ist dies durchaus von Vorteil.
Chance: SEB
Andy Lynch, Manager des Schroders-Fonds ISF European Dynamic Growth, hat über weite
Teile der vergangenen zwei Jahre Aktien der skandinavischen Bank SEB gehalten. Die SEB,
die von der einflussreichen Familien Wallenberg kontrolliert wird, ist während des
letzten Jahrzehnts infolge einer offensiven Übernahmepolitik immens gewachsen. Heute
zählt die Bank nicht nur zu den Key Playern auf ihrem Heimatmarkt Schweden, sondern
spielt auch international eine bedeutende Rolle. Über 50 Prozent ihrer Gewinne werden
außerhalb Schwedens erzielt. Andy Lynch betrachtet Unternehmen, die ihr Wachstum zu
sehr von Übernahmen abhängig machen, mit einem gewissen Argwohn. Er vermerkt daher
besonders positiv, dass die Expansion der SEB in neue Märkte bislang von strikter
Kostenkontrolle begleitet war.
Die geringe Größe der SEB, ihre Konzentration auf das obere Marktsegment, die inhärente
Unterbewertung ihres Lebensversicherungsgeschäfts sowie ihre Fähigkeit, nachhaltige
Gewinnspannen zu erzielen, machen die SEB-Aktie zu einer ausgesprochen attraktiven
Anlage. Ferner besteht ein Potenzial für weiteres Ertragswachstum durch das Engagement
der SEB in den wachstumsstarken Volkswirtschaften der Ukraine, Polens und der baltischen
Staaten (Litauen, Lettland und Estland). Auf das Osteuropageschäft entfällt bereits
über 10 Prozent des Gewinns vor Steuern und das überdurchschnittliche Wachstum dürfte
in diesem Bereich auch in Zukunft anhalten. Die erheblichen Investitionen in das
Handelsbankgeschäft sollten sich in den kommenden Jahren ebenfalls in weiterem Ertrags-
wachstum niederschlagen.
Chance: National Bank of Greece
Gary Clarke hat erst kürzlich einen weiteren interessanten Wert aus den europäischen
Randregionen in sein Fondsportfolio aufgenommen: die National Bank of Greece. Der
Branchenprimus verfügt nicht nur über das größte Bankennetz in Griechenland, sondern
weitet seine Präsenz in Mittel- und Osteuropa kontinuierlich aus. Gegenwärtig erzielt
das Unternehmen noch rund die Hälfte seiner Umsätze und Gewinne auf dem griechischen
Markt. Im letzten Jahr erwarb die National Bank of Greece die türkische Finansbank,
ein Unternehmen mit wachsendem Kreditgeschäft und steigenden Netto-Zinsmargen. Banken,
die sich in den rasch wachsenden aufstrebenden Volkswirtschaften engagieren, fällt es
häufig schwer, gute Netto-Zinsmargen aufrechtzuerhalten, da der scharfe Wettbewerb
normalerweise die Margen drückt. Die Nachfrage nach Leistungen der Finansbank ist
jedoch so stark, dass es dem Unternehmen gelungen ist, die Margen trotz scharfer
Konkurrenz zu steigern.
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Wir erwarten, dass dieser Konsolidierungstrend anhält. Vor dem Hintergrund einer
weltweit rückläufigen Konjunktur halten Finanzdienstleistungskonzerne nicht nur in
Europa, sondern in der ganzen Welt, nach Möglichkeiten für weitere Umsatz- und
Gewinnsteigerungen Ausschau. Was das nächste Übernahmeziel sein wird, ist noch nicht
abzusehen. Es wird zudem noch Jahre dauern, bis feststeht, inwieweit die bisherigen
Übernahmen im Hinblick auf Integration und Beitrag zur Wachstumsentwicklung
erfolgreich waren. In dem zurzeit von intensiver M&A-Tätigkeit geprägten Markt
konzentrieren wir uns daher zunehmend auf Fundamentalanalyse und langfristige
Wachstumstreiber.
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Quelle: Investmentfonds.de
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