Investmentfonds.de
01.06.2007:
Deka: US-Wohnungspreise steigen langsam - aber sie steigen!
Köln, den 01.06.2007 (Investmentfonds.de) 1. Die Hauspreise in den USA sind gemäß
dem OFHEO-Index 1 im ersten Quartal 2007 um 0,5 % qoq (Bloomberg-Median und DekaBank
0,3 %) und 4,3 % yoy angestiegen, nach revidierten 1,3 % qoq und 6,1 % yoy im vierten
Quartal. Seit 1980 sind die Hauspreise damit um 310 % angestiegen, wobei sich das
Wachstum in den letzten Quartalen stetig verlangsamte, jedoch positiv geblieben ist.
Der OFHEO-Hauspreisindex basiert auf Informationen zu Hypotheken von verkauften
Häusern und von Häusern, deren Hypotheken verändert wurden.1 Nur die Hauspreise der
verkauften Häuser basieren folglich auf Transaktionsdaten. Betrachtet man nur diese
tatsächlich gezahlten Preise, so dämpft sich der Preisanstieg etwas stärker auf
0,3 % qoq und 3,0 % yoy ab. Die vom Office of Federal Housing Enterprise Oversight
(OFHEO) veröffentlichten Daten basieren auf Hypothekendarlehen von Freddie Mac und
Fannie Mae mit Einzeltransaktionen von bis zu 417.000 US-Dollar. Um die Preise von
Häusern mit vergleichbaren Ausstattungsniveaus zu verwenden, gehen in den Index nur
Häuser ein, die mindestens zum zweiten Mal mit einer Hypothek beliehen werden. Neu-
bauverkäufe enthält er folglich nicht. Die Daten des Gesamtindex werden nicht
saisonbereinigt veröffentlicht und stellen Quartalsdurchschnittswerte dar. Die
Saisonalität der Hauspreise ist jedoch im Vergleich zur gesamten Volatilität des
Index gering, wie ein Vergleich der nicht saisonbereinigten Quartalsveränderung
des Gesamtindex und der saisonbereinigten Quartalsveränderung des Teilindex für
Neuverkäufe zeigt.
2. Dabei liefert eine regionale Aufschlüsselung ein sehr differenziertes Bild.
So erhöhten sich auf Quartalssicht die Hauspreise in drei Bundesstaaten um mehr
als 3 %, verringerten sich jedoch in sieben Bundesstaaten um bis zu 0,8 % (siehe
die Abbildung und Tabelle im Anhang). Die Jahresveränderungsraten waren hingegen
nur in zwei Bundesstaaten negativ, stiegen aber in immerhin sieben Staaten auf über
10 %. Eine einheitliche Preisentwicklung ist also nicht feststellbar, vielmehr
gleicht ein Preisanstieg in ländlichen Regionen die Preisrückgänge in städtischen
Gebieten mehr als aus.
3. Diese regionale Analyse erlaubt ein differenziertes Bild der US-amerikanischen
Häuserpreisentwicklung. Diese Preisentwicklung ist deswegen von Bedeutung, weil
nach den starken Häuserpreisanstiegen der vergangenen Jahre Angst vor einer Preisblase herrscht, die einen wesentlichen Einfluss auf den privaten Konsum und damit die
US-amerikanische Wirtschaft als Ganzes haben kann. Die Preisentwicklung am Häusermarkt
wurde durch zwei wesentliche Phänomene beeinflusst. Erstens befindet sich der
private Wohnungsbau seit dem vierten Quartal 2005 in einer Rezession, welche auch
durch Erwartungen niedriger Häuserpreise ausgelöst wurde. Zweitens bestimmte die Krise
am Subprime-Hypothekenmarkt Anfang des Jahres die Diskussion. Während die Rezession
im privaten Wohnungsbau das Rückschlagpotenzial der Hauspreise begrenzt, da das Wachstum
des Immobilienangebots abnimmt, waren durch die Subprime-Hypothekenkrise negative
Preisimpulse zu erwarteten, die den Abwärtsdruck verstärken sollten. Es war zu beobachten,
dass die hohen Ausfallraten die Risikoaufschläge für Subprime-Hypotheken ansteigen ließen;
mit der Folge von weiter vermehrten Zahlungsausfällen, einer Verwertung von Wohnimmo-
bilien, und damit einer Zunahme des Angebots. Eine Reaktion in Form von sinkenden
Hauspreisen zeigen Anfang 2007 die monatlich für 10 bzw. 20 Städte erhobenen Case
Shiller Hauspreisindizes: Obwohl sich die Abwärtsdynamik von Januar und Februar im
März verringerte, sank der 10-Städte-Index weiterhin um 0,4 % und der 20-Städte-Index
um 0,3 % gegenüber dem Vormonat; auch die jeweiligen Jahresveränderungsraten waren
im negativen Bereich (-1,9 % bzw. -1,4 %). Diese Entwicklung war jedoch nicht ein-
heitlich. Von den in 20 Städten erhobenen Immobilienpreisen wiesen sechs Städte sogar
Anstiege gegenüber dem Vormonat auf. Darüber hinaus erfassen die Case-Shiller-Indizes
die Preisentwicklung in den ländlichen Regionen nicht. Diese fließen jedoch in den
OFHEO-Index ein. Stellt man die Case-Shiller-Indizes dem OFHEO-Index gegenüber, so
zeigt sich letzterer seit jeher weniger volatil und zeichnete sich in den vergangenen
Boomjahren durch eine deutlich moderatere Preisentwicklung aus. Während der
Case-Shiller-Index für den 10-Städte-Index im dritten Quartal in der Spitze eine
Jahresveränderungsrate von 20 % aufwies, lag der OFHEO-Index in der Spitze bei nur
knapp 14 % (2Q 2005). Seit dem zweiten Quartal 2006 drehte sich das Verhältnis jedoch
um und der OFHEO-Index wies ein stärkeres Wachstum auf. Dies indiziert, dass sich die
Preise in den ländlichen Regionen anfänglich nicht so stark entwickelten wie in den
städtischen Regionen; in den letzten Monaten holten die ländlichen Regionen jedoch
teilweise den Preisanstieg nach, sodass insgesamt die Verluste in manchen Städten
überkompensiert wurden.
4. Insgesamt weisen die in der Vergangenheit stark gestiegenen Hauspreise zwar ein
Rückschlagspotenzial auf, dieses Potenzial hat jedoch nach unserer Einschätzung
kein so kritisches Niveau erreicht, als dass landesweit mit einem Einbrechen der
Häuserpreise zu rechnen wäre. Zum einen wurde die Preisentwicklung in der Vergangenheit
u.a. durch niedrige Zinsen und die gute Einkommensentwicklung getragen. Zum anderen
bleibt die Nachfrage nach Wohnraum in den USA, die durch einen Geburtenüberschuss und
durch Zuwanderung jährlich um fast 3 Mio. wächst, mittelfristig sehr robust. Auch
liegen die schlechtesten Nachrichten bereits hinter uns. Der Subprime-Krise kann man
zwar einen Einfluss auf die Hauspreise bescheinigen und wird in den folgenden Quartalen
noch weiter wirken. Eine Ansteckung anderer Marktsegemente hat bisher jedoch nicht
stattgefunden. Das schwache erste Quartal der USamerikanischen Wirtschaft erweist sich
nur als eine konjunkturelle Delle. Der Housing Affordability Index zeigt eine deutliche
Tendenz nach oben, sodass auch hier mittelfristig wieder mit einer stabilen Nachfrage
zu rechnen ist. Die jüngsten Indikatoren zur Bautätigkeit deuten ebenfalls an, dass
die Krise beim Wohnungsbau überwunden wird. Nur die Bereinigung der Immobilienpreise
wird sich noch bis zum Endes des Jahres fortsetzen. Dieses ist jedoch eben nicht mehr
als eine Bereinigung - und keine Krise.
Quelle: Investmentfonds.de
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