Investmentfonds.de
26.05.2009:
Wirtschaftsleistung: Bruttoinlandsprodukt (BIP) geht weiter zurück
Köln, den 26.05.2009 (Investmentfonds.de) -
WIESBADEN - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner
Schnellmeldung am 15. Mai 2009 mitgeteilt hat, verzeichnete die deutsche
Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2009 zum vierten Mal in Folge
einen Rückgang gegenüber dem Vorquartal: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
war preis-, saison- und kalenderbereinigt um 3,8% niedriger als im
vierten Quartal 2008. Zwischen Oktober und Dezember 2008 war die
deutsche Wirtschaft bereits um 2,2% geschrumpft und im zweiten und
dritten Quartal 2008 jeweils um 0,5%.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet
(saison- und kalenderbereinigte Werte nach Census X-12-ARIMA)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal:
2007 2008 2009
1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 1.Vj
+ 0,4% + 0,4% + 0,6% + 0,3% + 1,5% - 0,5% - 0,5% - 2,2% - 3,8%
Im Vorquartalsvergleich war die wichtigste Ursache für den Rückgang der
deutschen Wirtschaftsleistung die Entwicklung des Außenbeitrags, also
der Differenz zwischen den Exporten und den Importen von Waren und
Dienstleistungen. Wie bereits im vierten Quartal 2008 sind auch in den
ersten drei Monaten des laufenden Jahres die deutschen Exporte erheblich
stärker zurückgegangen als die Importe. Während die preisbereinigten
Exporte um 9,7% schrumpften, waren die Importe um 5,4% niedriger als im
Vorquartal, so dass der Außenbeitrag mit - 2,2 Prozentpunkten zum
Rückgang des BIP beitrug. Kennzeichnend für die negative
Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal waren zudem stark rückläufige
Investitionen (- 7,9%). Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen waren
erheblich niedriger als im Schlussquartal 2008. In Maschinen, Geräte und
Fahrzeuge investierten die Unternehmen 16,2% weniger als im letzten
Quartal des Vorjahres. Der Rückgang der Bauinvestitionen fiel
demgegenüber mit einem Minus von 2,6% vergleichsweise gering aus. Die
Lagerbestände wurden im Berichtsquartal deutlich abgebaut. Daraus
resultierte ein negativer Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten.
Positive Wachstumsimpulse kamen lediglich von den privaten und
staatlichen Konsumausgaben, die um 0,5% beziehungsweise um 0,3% höher
waren als im Vorquartal.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:
Im ersten Quartal 2009 war das preisbereinigte BIP um 6,7% niedriger als
im gleichen Quartal des Vorjahres. Kalenderbereinigt schrumpfte die
Wirtschaftsleistung um 6,9%, weil im Berichtsquartal gut ein halber
Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als im ersten Vierteljahr 2008.
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet (Ursprungswerte)
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal:
2007 2008 2009
1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 1.Vj
+ 3,4% + 2,5% + 2,4% + 1,6% + 2,1% + 3,4% + 1,4% - 1,7% - 6,7%
Die Wirtschaftsleistung wurde im ersten Quartal 2009 von rund 39,9
Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 48 000 Personen oder 0,1%
mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale
Abgrenzung) lag bei knapp 3,4 Millionen Personen, ihr Anteil an den
Erwerbspersonen insgesamt betrug 7,8%. Zu berücksichtigen ist indessen,
dass die vermehrte Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit die
Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Entwicklung der
Erwerbstätigkeit abgefedert hat.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben abgesehen von
den öffentlichen und privaten Dienstleistern alle Wirtschaftsbereiche
eine geringere Wirtschaftsleistung erbracht als im gleichen Zeitraum des
Vorjahres. Stark betroffen von der Rezession in Deutschland ist vor
allem das Produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe), dessen
preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 20,2% niedriger war als im ersten
Quartal 2008. Zuvor hatte dieser Wirtschaftsbereich von Ende 2003 bis
Mitte 2008 mit Ausnahme des ersten Quartals 2005 stets positiv zur
wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen. Deutliche Rückgänge der realen
Bruttowertschöpfung verzeichneten auch das Baugewerbe (- 8,9%) sowie der
Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr (- 6,4%). Die
Wirtschaftsleistung im Bereich Finanzierung, Vermietung und
Unternehmensdienstleister ging gegenüber dem ersten Quartal 2008 um 0,9%
zurück. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung der öffentlichen und
privaten Dienstleister blieb unverändert.
Kennzeichnend für die Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts war ein
drastischer Rückgang der preisbereinigten Exporte um 17,2%. Da die
Importe von Waren und Dienstleistungen lediglich um 7,0% gesunken sind,
bremste der Außenbeitrag die wirtschaftliche Entwicklung im ersten
Quartal 2009 massiv (Wachstumsbeitrag: - 5,5 Prozentpunkte). Im Inland
waren die Bruttoanlageinvestitionen um 11,2% niedriger als im ersten
Quartal 2008. Zurückzuführen ist das vor allem auf einen starken
Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen um 18,6%. Im vierten Quartal 2008
hatten die Unternehmen ihre Investitionen in Maschinen, Anlagen und
Fahrzeuge lediglich um 1,7% reduziert und davor, seit dem dritten
Quartal 2003, stets erhöht. Auch in Bauten wurde erheblich weniger
investiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Rückgang war mit
7,8% allerdings weniger stark als der der Ausrüstungsinvestitionen.
Rückläufig waren sowohl die Investitionen in Wohnbauten (- 8,9%) als
auch die Investitionen in Nichtwohnbauten, die um 6,2% niedriger waren
als in den ersten drei Monaten des Jahres 2008. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Bautätigkeit durch den ausgeprägt harten
Winter erheblich beeinträchtigt wurde.
Im Gegensatz zu den Bruttoanlageinvestitionen und den deutschen Exporten
verzeichneten die preisbereinigten Konsumausgaben im Berichtsquartal
einen leichten Anstieg um 0,1% und haben sich damit sogar etwas besser
entwickelt als im Schlussquartal des Vorjahres (- 0,0%). Die privaten
Konsumausgaben sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2009
geringfügig um 0,1% gesunken (nach - 0,5% im vierten Quartal 2008) und
die Konsumausgaben des Staates um 0,8% gestiegen. Untergliedert nach
Verwendungszwecken reduzierten die privaten Haushalte ihre Ausgaben
(preisbereinigt) für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (-
4,8%), für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren (- 3,1%), für
Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte (- 3,0%) sowie für
Bekleidung und Schuhe (- 2,5%). Die Ausgaben für Waren und
Dienstleistungen des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung -
hierunter fällt auch der Kauf privater PKW - nahm demgegenüber um 1,2%
zu (nach - 4,7% im vierten und - 2,9% im dritten Quartal 2008). Die
preisbereinigten Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere
Brennstoffe stiegen um 2,5%, was auch auf den strengen Winter
zurückzuführen ist.
In jeweiligen Preisen berechnet war das Bruttoinlandsprodukt im ersten
Quartal 2009 um 5,1% und das Bruttonationaleinkommen um 5,3% niedriger
als im ersten Quartal des Vorjahres. Das Volkseinkommen, das sich aus
dem Arbeitnehmerentgelt und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen
zusammensetzt, schrumpfte um 7,4%. Die beiden Komponenten des
Volkseinkommens haben sich allerdings sehr unterschiedlich entwickelt:
Während das Arbeitnehmerentgelt um 0,9% höher war als vor einem Jahr,
verzeichneten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit - 20,9% den
stärksten Rückgang in einem Quartal seit 1970. Das verfügbare Einkommen
der privaten Haushalte blieb unverändert. Bei einem geringfügigen
Rückgang der nominalen Konsumausgaben um 0,1%, errechnet sich für die
Sparquote der privaten Haushalte ein Wert von 15,3%, das waren 0,3
Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.
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Wie bereits in der Schnellmeldung vom 15. Mai 2009 erwähnt, wurden neben
der Erstberechnung des ersten Quartals 2009 auch die bisher
veröffentlichten Ergebnisse des Bruttoinlandsproduktes für das Jahr und
die vier Quartale 2008 überarbeitet. Als Ergebnis wurde die
Veränderungsrate des BIP im vierten Quartal 2008 um 0,1 Prozentpunkte
nach unten revidiert.
Herausgeber: (c) Statistisches Bundesamt, Pressestelle
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Quelle: Investmentfonds.de
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