Investmentfonds.de
10.09.2009:
Franklin Templeton Global Fixed Income Team: Die Aussichten für Europa
Köln, den 10.09.2009 (Investmentfonds.de) -
Das Global Fixed Income Team von Franklin Templeton (u.a. Fondsmanager
Chris Molumphy) berichtet über die Aussichten für die Märkte in Europa:
Genauso wie die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss auch die
Bank of England (BOE) Anfang August, die Leitzinsen auf ihrem historischen
Ttiefstand zu belassen. Die BOE beschloss jedoch, ihr Anleihenrückkaufprogramm
im Umfang von 125 Mrd. GBP um weitere 50 Mrd. gBP aufzustocken. Das lässt
vermuten, dass die Zentralbank weiterhin Bedenken hinsichtlich des Zustands
der britischen Volkswirtschaft hat, auch wenn es einige zaghafte Zeichen
für eine Besserung der Lage gibt.
Die amtlichen Zahlen und Umfragen zeigen, dass das verarbeitende
Gewerbe wie auch Dienstleistungsunternehmen aus der Rezession
herauskommen. Die BOE begründete ihre Entscheidung, das Programm
der quantitativen Lockerung auszuweiten, damit, dass es zwar Anzeichen
dafür gebe, dass eine Lockerung der Kreditbedingungen jetzt
begonnen haben könnte, dass die Kreditvergabe an Unternehmen jedoch
rückläufig sei und die Spannen der Bankdarlehen weiterhin hoch
seien. Der geldpolitische Ausschuss der BOE führte an, im Zeitraum
April bis Juni habe es bei Firmenkrediten einen Rekord-Rückgang um
14,7 Mrd. gBP gegeben. Obwohl die Zahl der Hypothekengewährungen
wie auch die Hauspreise stiegen, sind die Kredite an Privathaushalte
weniger stark gestiegen als von den Volkswirtschaftlern erwartet.
Der Grund dafür ist, dass die Banken ihre Bilanzen in Ordnung zu
bringen versuchen.
Die BOE meinte, der schwache Banksektor könnte die Erholung belasten.
tatsächlich meldeten HSBC und Barclays, zwei der gesündesten
Finanzinstitute Großbritanniens, für die erste Jahreshälfte einen
Gesamtgewinn von 6 Mrd. GBP. Dagegen meldeten die staatlich gestützte
Lloyds Banking Group und die verstaatliche Northern Rock Verluste
von 4 Mrd. GBP bzw. 724 Mio. GBP.
Genau wie ihre Kollegen in London stellte auch die EZB fest, dass
die Kreditbedingungen im letzten Jahr wesentlich restriktiver wurden.
Auch bei den Firmenkrediten gab es im Juni wieder einen deutlichen
Rückgang. Die EZB sagte jedoch auch, sie erkenne im 2. Quartal
einen Wendepunkt im Zinserhöhungszyklus.
Was die Erholungsaussichten angeht, zeichnen die für die Eurozone
gemeldeten Daten ein recht gemischtes Bild, das dem in Großbritannien
vergleichbar ist. Einige wichtige Indikatoren beginnen sich jedoch
wieder zu bessern. Im Juni verzeichnete Deutschland dank der
starken Exportnachfrage einen starken Anstieg der Auftragszahlen in
der Industrie. In der gesamten Eurozone ist die Industrieproduktion
gestiegen. Auch bei den Einkaufsmanagerindizes für Produktion und
Dienstleistungen hat ein Anstieg begonnen.
Deshalb prognostizieren viele Beobachter, die im 2. Quartal gesehene
BIP-Schrumpfung könnte den Tiefpunkt der aktuellen Rezession markiert
haben. Tatsächlich hat sich die Eurozone viel besser entwickelt
als erwartet: Im 2. Quartal betrug der BIP-Rückgang gegenüber dem
Vorquartal lediglich 0,1 %. Frankreich und Deutschland, die führenden
Volkswirtschaften der Eurozone, verzeichneten sogar einen positiven
Quartalszuwachs. Im Vorjahresvergleich ist die Volkswirtschaft der
Eurozone jedoch gegenüber 2008 4,6 % geschrumpft.
Ein Großteil dieser Verbesserung scheint auf verschiedenste Interventionen
der öffentlichen Hand zurückzuführen sein, die später neue
Probleme verursachen könnten. Abgesehen von den massiven Hilfen
für die europäischen Banken haben sich die verschiedenen Staaten
nach Kräften bemüht, durch großzügige Kaufpreiserstattungen für das
Abwracken von Altfahrzeugen die Autoindustrie zu fördern. Länder
wie Spanien haben enorme öffentliche Arbeitsprogramme aufgelegt,
um den Zusammenbruch der Immobilienblase abzufedern, und viele
Staaten haben verschiedene Arten von Beschäftigungssubventionen
eingeführt.
Die Grenzen derartiger Maßnahmen könnten bald erreicht sein –
insbesondere wenn das Nachlassen der Rezession nicht schon bald für
eine Besserung der in einigen Ländern Europas bereits zweistelligen
Arbeitslosenzahlen sorgt. Gleichzeitig hält die Sorge an, dass
einige baltische Länder zur Abwertung ihrer Währung gezwungen sein
könnten, wodurch die Ansteckungsgefahr für das übrige Mitteleuropa stiege.
Außerdem befürchten manche Beobachter, dass die Wohnhauspreise
in Kontinentaleuropa möglicherweise noch ein ganzes Stück
weiter fallen müssen.
Zurzeit sieht es jedoch so aus, dass zumindest die Festverzinslichen
Wertpapiere an der allgemeinen Finanzmarktrally teilnehmen. Bei den
Staatsanleihen ist der Spread für von Mitgliedern der Eurozone ausgegebene
Papiere gegenüber Bundespapieren deutlich enger geworden.
Dies betrifft zum Beispiel Irland und Griechenland, die als diejenigen
gelten, die am meisten unter der Finanzkrise leiden. Selbst ein kürzlich
erfolgter Anleihenverkauf in Ungarn war mehrfach überzeichnet
– und das obwohl das Land Ende letzten Jahres die Hilfe des IWF in
Anspruch nehmen musste und sich in einer tiefen Rezession befindet.
Vielleicht bahnt dies auch für andere in Schwierigkeiten geratene
mitteleuropäische Länder den Weg zu den Rentenmärkten. Insgesamt
sind die Renditen für Staatsanleihen dieser Region weiterhin höchst
attraktiv. Anleihen aus Ländern mit gesunden Fundamentalwerten und
staatlichen Garantien bieten bessere Renditen als einige erstklassige
Emittenten von Unternehmensanleihen.
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Noch wird darüber debattiert, ob die quantitative Lockerung in
Großbritannien wie erhofft dazu führen wird, dass die Banken wieder mehr
Kredite vergeben. Wer zweifellos von diesem Programm profitiert hat,
sind jedoch die Märkte für Unternehmensanleihen. Der massive Aufkauf
von gilt-Anleihen durch die BOE hat die Renditen gedrückt, so
dass die Anleger an Unternehmensanleihen Gefallen fanden. Die zunehmende
Risikofreude, die Probleme im Banksektor wie auch die
restriktiven Kreditvergabekriterien haben einen starken Anstieg der
Unternehmensanleihenemission in Europa ausgelöst. Nach Angaben
von Société Générale lagen vier der fünf Monate mit der stärksten
Emission auf Euro lautender Unternehmensanleihen seit 2001 in
diesem Jahr. Dank starken Anlegerinteresses konnten erstklassige
Unternehmen aus den verschiedensten Branchen – von Pharmakonzernen
bis zu Versorgern – ihren diesjährigen Finanzbedarf decken.
Kurz gesagt sieht es so aus, als ob der Würgegriff, in dem die Banken
die Unternehmensfinanzierung in Europa seit langem gehalten haben,
wenigstens für dieses Jahr dauerhaft lockerer wird.
Obwohl damit gerechnet wird, dass die Zahlungsausfälle bei
Unternehmensanleihen dieses Jahr eine Spitze erreichen, haben auch die
Märkte für Kreditderivative eine Rally erlebt. Die Kosten für die Versicherung
erstklassiger und spekulativer Schuldpapiere gegen Zahlungsausfälle
sind seit Jahresbeginn stetig gefallen. Zusätzliche Dynamik
brachten die Unternehmensgewinne, die weitgehend den Erwartungen
entsprachen oder sie sogar übertrafen. Die Spreads der europäischen
Unternehmensanleihen sind noch nicht auf das Niveau vor dem Kollaps
von Lehman Brothers im September 2008 gefallen, was vermuten
lässt, dass sie nach wie vor attraktive Bewertungen bieten.
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Quelle: Investmentfonds.de
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