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26.01.2010:
Börsen-Zeitung: Konjunkturkalkül geht auf, Kommentar zur Konjunkturentwicklung von Stephan Lorz
Frankfurt (ots) - Das Kalkül der Bundesregierung geht offenbar
auf: Die Kurzarbeit als Beschäftigungsbrücke aus der Krise erweist
sich als stabil und erfolgreich. Allein in der Metall- und
Elektroindustrie wurden nach Angaben der IG Metall mehrere
Hunderttausend Jobs damit gesichert. Auf die ganze Volkswirtschaft
hochgerechnet sind das gut und gern rund eine Million. Allerdings
können die Unternehmen dies nicht mehr allzu lange durchhalten, denn
die Remanenzkosten - Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung,
Kosten für die Lohnfortzahlung im Urlaub etc. - müssen ja weiter von
ihnen getragen werden. Das zehrt bei bestehender Unterauslastung nach
und nach die Reserven auf. Viele Firmen sind bereits an ihre Grenzen
gestoßen. Ein Ende mit Schrecken droht: Massenentlassungen - mit
verheerenden Folgen für das Konjunkturklima - und ein neuerlicher
Absturz in die Rezession.
Von daher ist die Kurzarbeiterregelung nichts anderes als eine
Wette auf den Aufschwung: Dass sich die Konjunktur erholt und man
wieder Zug um Zug zur Normalarbeitszeit zurückkehrt. Die Ausgaben für
die Kurzarbeit könnten dann zumindest als Investition verbucht werden
für den Erhalt der wertvollen Facharbeiterschaft.
Mit der aktuellen Ifo-Geschäftsklimaumfrage scheint jetzt die
Sorge eines neuerlichen tiefen Konjunktureinbruchs vom Tisch. Sowohl
die Lagebeurteilung als auch die Geschäftserwartungen gingen weiter
nach oben; die Kapazitätsauslastung hat deutlich zugenommen. Die
Konjunktur gewinnt also weiter an Schwung und es gibt die begründete
Hoffnung, dass dieser auch anhält, wenn die letzten öffentlichen
Dopingmittel zurückgenommen werden.
Für die Unternehmen besteht die Aufgabe nun darin, den Exit aus
der Kurzarbeit einzuleiten - nicht zuletzt, um die öffentlichen
Budgets und die Sozialversicherungen zu entlasten.
Gewerkschaftsforderungen nach einer staatlich mitfinanzierten
tariflichen Kurzarbeit sind hierbei nicht hilfreich, weil
entsprechende Schritte die öffentliche Alimentation des Arbeitsmarkts
zementieren würden. Ein Unternehmen, das auch knapp zwei Jahre nach
der Krise nicht auf eigenen Beinen stehen kann, wird es schließlich
auch ein paar Monate später nicht schaffen. Die Kurzarbeit war immer
nur als Brücke über ein überschaubares Konjunkturtal gedacht - bei zu
großen Spannweiten wird die ganze Konstruktion instabil.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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