Investmentfonds.de
16.03.2010:
Marktkommentar Emerging Markets
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Köln, den 16.03.2010 (Investmentfonds.de) -
Mark Mobius, Schwellenländer-Experte bei Franklin Templeton, gibt
einen Rück- und Ausblick auf die Entwicklung der Emerging Markets-Regionen.
Überblick
Die Schwellenländer schlossen den Februar so gut wie
unverändert. Die Sorge der Anleger galt weiterhin
Griechenlands hohen Schulden, China strengerer Geldpolitik
und der Anhebung des für Banken geltenden Zinssatzes
für kurzfristige Kredite durch die US Federal Reserve
um 0,5%. Der MSCI Emerging Markets Index rentierte in
US-Dollar 0,4%. Spitzenreiter waren die lateinamerikanischen
Märkte, die von höheren Rohstoffpreisen und
festeren einheimischen Währungen profitierten. Die schwachen
Konjunkturdaten in der Eurozone, die Sorge wegen
Griechenlands hoher Defizite und der schwache Euro
führten zu einer Korrektur der osteuropäischen Märkte, die
im Januar besonders gut abgeschnitten hatten. Der türkische
Markt schloss den Monat mit zweistelligem Rückgang,
woran auch die Anhebung des Kredit-Ratings durch Standard
& Poor’s nichts änderte. Die Ursache dafür waren Verhaftungen
im Zusammenhang mit Vorwürfen bezüglich
eines 2003 geplanten Coups, Ansteckung durch
Griechenland und die Schwäche der Lira. Die asiatischen
Märkte boten im Februar ein gemischtes Bild: Thailand, die
Philippinen und Hongkong übertrafen vergleichbare Länder
der Region. Auch China schloss den Monat mit positiven
Renditen, obwohl die restriktiveren Maßnahmen, die ergriffen
wurden, um der exzessiven Kreditvergabe durch
Banken Grenzen zu setzen, fortgesetzt wurden.
Aktuelles aus den Regionen
Bereits zum zweiten Mal in 2010 hob die People’s Bank of
China (PBOC) die für die Banken geltenden Mindestreserve-
anforderungen an: für die größten Banken des Landes
um 50 Basispunkte (0,5%) auf 16,5% und für kleinere Institute
auf 14,5%. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die exzessive
Bankkreditvergabe einzuschränken. Der Verbraucherpreisanstieg
ging im Januar auf 1,5% im Jahresvergleich
zurück, nachdem er im Dezember 2009 mit 1,9% den höchsten
Stand der letzten 13 Monate erreicht hatte. Die Einfuhren
stiegen im Januar, wodurch der Handelsbilanzüberschuss,
der im Dezember 2009 18,5 Mrd. US-Dollar betragen
hatte, auf 14,2 Mrd. US-Dollar zurückging. Die Importe
waren 85,5% höher als im Vorjahr.
Der kräftige Anstieg war der Binnennachfrage, der größeren
Nachfrage nach Rohmaterial und der niedrigen
Vergleichsbasis zu verdanken. Auch die Exportzahlen
stiegen weiter: Gegenüber dem Vorjahr gab es einen Anstieg
um 21,0% (im Dezember noch 17,7%).
In Südkorea konnten sich Handel und Produktion weiter
erholen. Dank der weltweiten Konjunkturerholung schnellten
im Dezember die Exportzahlen in die Höhe (+33,7%
gegenüber dem Vorjahr). Dieses Jahr belief sich der Handels-
bilanzüberschuss auf 41,0 Mrd. US-Dollar, den höchsten
Wert aller Zeiten. Im Produktionssektor stieg der Output
im November im Vorjahresvergleich um 18,6%, was vor
allem höheren Investitionsausgaben zu verdanken war.
2009 stiegen die Verbraucherpreise im Vorjahresvergleich
2,8%, also weniger als 2008, als es 4,7% waren. In den drei
Jahren 2007 – 2009 stiegen die Verbraucherpreise im
Durchschnitt um 3,3%. Damit lagen sie in der von der Zentralbank
gesetzten Zielspanne von 2,5% bis 3,5%. Für den
nächsten Dreijahreszeitraum hat die Bank ein Inflationsziel
von 2% – 4% festgelegt. Die Arbeitslosenquote war 2009
jedoch 3,7% höher als im Vorjahr. 2008 hatte der Anstieg
nur 3,2% betragen.
In Indien legte die Regierung ihren Haushalt für das
Haushaltsjahr 2010/11 vor. Das Defizit beläuft sich auf 5,5%
des BIP und liegt damit unter den für das laufende
Haushaltsjahr angestrebten 6,9% bzw. 7,8% für das Vorjahr.
Die Regierung nahm die gewährten Erleichterungen zum
Teil wieder zurück, indem sie die Gebrauchssteuern leicht
anhob. Die Erhöhung der Steuer für den Ölsektor könnte die
Inflation steigen lassen. Der Finanzminister nahm jedoch
einige zu begrüßende Änderungen vor, um die Steuersätze
für persönliche Steuern niedrig zu halten. Außerdem gab es
mehr Erleichterungen für kleine Unternehmen. Die Industrie-
produktion legte weiter kräftig zu: Im Dezember stieg der
Output gegenüber dem Vorjahr 16,8%. Dies war bereits der
dritte Monat in Folge mit zweistelligem Wachstum. Die Zuflüsse
durch Direktinvestitionen aus dem Ausland beliefen
sich 2009 auf 38,0 Mrd. US-Dollar. Dies bedeutet ausgehend
von 41,2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2008 einen Rückgang
um weniger als 10% – trotz der weltweiten Finanzkrise.
2009 waren die Zuflüsse allerdings höher als in den vorher-
gehenden Jahren. Das Land ist weiterhin ein attraktiver
Zielort für Anleger, weil es qualifizierte Arbeitskräfte, eine
enorme Verbraucherbasis und niedrige Kosten bietet.
Brasiliens Privatverbrauch war auch im Dezember in guter
Verfassung: Die Einzelhandelsumsätze waren 9,1% höher
als im Vorjahr. Im November waren es noch 8,6% gewesen.
Die Hauptfaktoren waren die kräftigen Umsätze bei Baumaterial,
Kraftfahrzeugen und Möbeln. Die Inflation war auf
dem höchsten Stand seit sieben Monaten: Die Verbraucherpreise
stiegen im Vorjahresvergleich um 4,6%. Das lag vor
allem an den höheren Kosten für Lebensmittel und Transport.
Was die politische Entwicklung anging, so gab Brasiliens
Regierungspartei Partido dos Trabalhadores (PT)
bekannt, dass Dilma Rousseff die Präsidentschaftskandidatin
für die im Oktober 2010 anstehenden Wahlen ist. Es
war allgemein erwartet worden, dass Rousseff, die zurzeit
Präsident Lulas Kabinettschefin ist, dessen Nachfolge antreten
würde. Sollte sie gewählt werden, so geht man davon
aus, dass Rousseff die gegenwärtige makroökonomische
Politik der Regierung fortführt.
Südafrika verzeichnete den stärksten BIP-Zuwachs seit
über einem Jahr: Im Schlussquartal 2009 schnellte das
Wachstum gegenüber dem Vorjahr, das im 3. Quartal noch
0,9% betragen hatte, auf 3,2%. Diese Stärke dürfte von
Dauer sein, da die größere Rohstoffnachfrage und die Erholung
der Binnennachfrage der Wirtschaft Halt geben dürften.
Der Produktionssektor, einer der Hauptfaktoren für das
Wirtschaftswachstum, konnte sich weiter verbessern: Der
wertschöpfende Output legte im 4. Quartal 10,1%
gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Im 3. Quartal waren
es noch 7,6% gewesen. Die Einzelhandelsumsätze waren
immer noch geringer als im Vorjahr, gingen jedoch
inzwischen langsamer zurück (von 6,6% im November auf
nunmehr 3,7%).
2009 schrumpfte Russlands Wirtschaft gegenüber dem
Vorjahr um 7,9%. Dieses Ergebnis war aber immer noch
besser als der von der Regierung erwartete Rückgang um
8,5%. 2008 hatte es noch 5,6% Wachstum gegeben. Der
BIP-Rückgang war auf weniger Investitionen, Verbrauch und
Ölexporte zurückzuführen. Die Regierung rechnet damit,
dass die Volkswirtschaft 2010 3,1% gegenüber dem Vorjahr
zulegt. Nach den signifikanten Abflüssen in den ersten neun
Jahren des Monats gab es zum Jahresende 2009 wieder
positive Kapitalzuflüsse. Im Schlussquartal 2009 beliefen
sich die Zuflüsse auf insgesamt 11,6 Mrd. US-Dollar, was im
Vergleich zu Abflüssen in Höhe von 64,0 Mrd. US-Dollar in
den ersten drei Quartalen 2009 zu sehen ist. Der Inflationsdruck
ließ weiter nach. Die russischen Verbraucherpreise
stiegen im Januar 2010 im Jahresvergleich um 8,0%. Dies
gestattete der Zentralbank die Fortsetzung ihrer lockeren
Geldpolitik, mit der sie ihren Beitrag zur Ankurbelung der
Binnenkonjunktur zu leisten versucht. Die Bank senkte ihren
Leitzins um 25 Basispunkte (0,25%) auf 8,5%.
Im Februar hob die internationale Rating-Agentur Standard
& Poor’s das Kredit-Rating der Türkei an. Wegen der
besseren Wirtschaftspolitik der Türkei wurden die Ratings
für die langfristigen Fremd- und Inlandswährungsanleihen
des Landes auf BB bzw. BB+ angehoben. Der Industrie-
Output stieg im Dezember um 25,2% gegenüber dem Vorjahr,
nachdem er im November 2,3% zurückgegangen war.
Das gute Ergebnis ist zum Teil auch auf die niedrige
Ausgangsbasis zurückzuführen. Der Output des Produktions-
sektors stieg im Dezember gegenüber dem Vorjahr um
28,0% an. Im November waren es noch +13,1% gewesen.
Der Inflationsdruck wurde immer stärker: Die Verbraucherpreise
verzeichneten im Januar einen Anstieg von 8,2%
gegenüber dem Vorjahr. Dieser Anstieg, der zum Teil auf
die höheren Steuern auf Kraftstoff und Zigaretten
zurückzuführen ist, war der höchste seit einem Jahr. Im
Februar gab es Treffen zwischen türkischen Regierungs-
beamten und ihren Kollegen aus China und Bangladesch,
die auf den Ausbau der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
abzielen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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