Investmentfonds.de
19.04.2010:
Franklin Templeton: Kommentar von Mark Mobius zur aktuellen Lage in Thailand
Köln, den 19.04.2010 (Investmentfonds.de) -
Zur aktuellen Lage in Thailand – Mark Mobius
>>Der FranklinTempleton Thailand Fonds im Portrait
Bei dem Gewaltausbruch am Samstag, dem 12. April, wurden 21 Menschen
getötet und über 800 verletzt. Unseres Erachtens wird diese Konfrontation
– die schlimmste seit 20 Jahren – auf jeden Fall zu politischen
Veränderungen im Land führen und zu mehr politischer Mitbestimmung
der „Rothemden“, die den Kern der als regierungsfeindlich geltenden
Protestbewegungen bilden. Die langfristigen Chancen für Thailands
Wirtschaft und den dortigen Markt beurteilen wir optimistischer.
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Die Verhängung des Ausnahmezustands in der thailändischen Hauptstadt
Bangkok wird die Situation nicht verändern und könnte sogar noch
stärkeren Widerstand hervorrufen. Nach unseren auf verschiedene
Berichte gestützten Erkenntnissen sympathisieren immer mehr einfache
Soldaten mit den Rothemden. Auch die Autorität von Premierminister
Abhisit Vejjajiva wurde durch die Ausschreitungen sicherlich beschädigt.
Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte General Anupong Paochinda äußerte,
dass „eine Parlamentsauflösung die Antwort sein sollte“. Abhisit meinte,
er sei bereit, das Parlament noch vor Jahresende aufzulösen. Das ist
für die Opposition jedoch nicht akzeptabel – vor allem, da sie den
Eindruck hat, dass er auf Zeit spielt, um mehr Geld in den ländlichen
Raum zu pumpen und sich zusätzliche Unterstützung zu sichern. Es gibt
tatsächlich wenig Hinweise darauf, dass die verschiedenen Kräfte Wege
finden, wie sich die regierenden Parteien elegant aus der Affäre ziehen
können. Außerdem wurde gemeldet, dass die thailändische Wahlkommission
gerade empfohlen hat, Abhisits regierende Demokratische Partei wegen
des Vorwurfs der Annahme illegaler Wahlspenden strafrechtlich zu
verfolgen. Das hätte ein Gerichtsverfahren zur Folge, das im Falle
eines Schuldspruchs zu einer Auflösung der Partei und zur Amtsenthebung
führen würde. Eine solche Entwicklung würde Neuwahlen nach sich ziehen.
Die Forderung nach Wahlen löst jedoch nicht das längerfristige Problem,
das in der Spaltung der Gesellschaft in eine regierende urbane Elite
und die Massen auf dem Land besteht. Es sind Maßnahmen erforderlich,
ohne die ein Wahlsieg der auf die Rothemden ausgerichteten Parteien
vermutlich dazu führen würde, dass die als regierungsfreundlich und
königstreu geltenden Gelbhemden auf die Straße gehen, und umgekehrt.
Wir rechnen mit weiteren Unruhen.
Auf den Tourismus entfallen rund 6 bis 7% des thailändischen BIP und
das Land dürfte sein für 2010 gesetztes Ziel von 15,5 Millionen
Besuchern vermutlich verfehlen. Zwar hat der Tourismus keine wesentlichen
direkten Effekte auf das BIP, doch die indirekten Auswirkungen sind
höher, da schätzungsweise 20% der Arbeitsplätze in Thailand direkt
oder indirekt vom Tourismus abhängen. Die Arbeitsmarktlage in Thailand
ist derzeit nach wie vor angespannt.
Fortgesetzte Demonstrationen und politische Unsicherheit werden
Anreizprojekte verzögern und Einkommen im ländlichen Raum und Ver-
brauchervertrauen beeinträchtigen. Unseres Erachtens könnte dies
die BIP-Wachstumsrate des Landes auf 2 bis 3% drücken. Thailands
Behörde für Fiskalpolitik schätzte die volkswirtschaftlichen Kosten
der tödlichen Zusammenstöße des letzten Wochenendes für Thailand
für dieses Jahr auf entgangene Einnahmen von 1,58 Milliarden
US-Dollar. Die Exporte dürften jedoch robust bleiben, solange
der globale Wirtschaftsaufschwung anhält.
Die Bedeutung des Königs und seines Amtes ist nicht zu unterschätzen,
da er traditionell die höchste moralische Autorität im Land ist. Sein
Status und sein Image wurden immer wieder eingesetzt, um Abweichler
zu demotivieren. Doch vor kurzem deutete Thailands Außenminister Kasit
Piromya an, der aktuelle Aufruhr sei „Teil des Prozesses zur Entwicklung
einer offeneren und demokratischeren Gesellschaft“ und diese Gesellschaft
sollte sich für die Diskussion der Rolle der Monarchie öffnen.
Die aktuelle politische Krise in Thailand stellt für Aktien kurzfristig
ein enormes übergreifendes Risiko dar, was für das Land aber weder neu
noch unerwartet ist. Seit die absolute Monarchie in Thailand 1932 abge-
schafft wurde, hat es rund 20 erfolgreiche oder fehlgeschlagene Staats-
streiche, zahlreiche Unruhen und mehrere Verfassungsänderungen gegeben.
Wir investieren seit fast 15 Jahren in Thailand und in dieser Zeit ist
es dort immer wieder zu makroökonomischen und politischen Turbulenzen
gekommen. Die Serie politischer Probleme – von der Asienkrise 1997 bis
zu den jüngsten Ängsten um die Verschlechterung des Gesundheitszustands
des thailändischen Königs im letzten Jahr – hat die langfristigen
Wachstumsaussichten für Thailand nicht beeinträchtigt. Unsere Investment-
philosophie und unser Anlageverfahren betonen die Bedeutung einer lang-
fristigen Investmentperspektive. Unternehmen werden in der Regel
auf der Basis eines fünfjährigen Anlagehorizonts bewertet.
>>Der FranklinTempleton Thailand Fonds im Portrait
Insbesondere Anlagen im Finanzdienstleistungssektor – wie Banken, die sich
mehr auf den Binnenmarkt konzentrieren – und im Energiesektor sind Bereiche,
die sich nach unseren Erwartungen langfristig gut entwickeln sollten, wenn
sich die Wirtschaft erholt. Bis letzte Woche gehörte Thailand seit Anfang
2010 zu den ertragsstärksten Aktienmärkten Asiens ohne Japan. Der thailändische
Baht und thailändische Anleihen präsentierten sich ebenfalls stark. Trotz
zahlreicher politischer Ungewissheiten in der Vergangenheit konnten etliche
von Thailands Blue-Chips Unternehmen ihrer Vergleichsgruppe aus stabileren
Ländern der Region schlagen. Der Aktienmarkt ist mit einem geschätzten KGV
von 11,6, einem KBV von 2,1 und 3% Rendite nach wie vor reizvoll bewertet.
Der Thailand Stock Exchange (SET) Index gab vom 9. bis 12. April 3,5% ab,
der MSCI Thailand Index 4,3%.5 Diese jüngste Marktkorrektur ist gering
ausgefallen im Verhältnis zu der Volatilität, die die Schwellenmärkte all-
täglich aufweisen – auch ohne spektakuläre Nachrichten. Die thailändische
Börse ist wegen des thailändischen Neujahrsfestes Songkran vom 13. bis
14. April geschlossen. Das gibt beiden Parteien eine Atempause und
Bedenkzeit. Thailändische Politiker sind bekannt für ihre flexible Haltung
und hier geht es um Kompromisse. Es steht zu hoffen, dass die Führer beider
Seiten die Zeit zu Verhandlungen und zur Entschärfung der Lage auf den
Straßen nutzen. Gelassenheit ermöglicht allen Beteiligten, klare Gedanken
zu fassen – eine Eigenschaft, die Politiker ebenso besitzen sollten wie
Investoren.
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Quelle: Investmentfonds.de
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