Investmentfonds.de
28.06.2010:
Konjunkturbericht: Erholung im Zwischenspurt
Köln, den 28.06.2010 (Investmentfonds.de) -
"Trotz der gewachsenen Risiken durch die Staatsschuldenkrise wird
das Wirtschaftswachstum in Deutschland im zweiten und dritten Quartal
einen Zwischenspurt einlegen", erklärt Prof. Dr. Manfred Weber,
Geschäftsführender Vorstand des Bankenverbandes, bei der Vorstellung
des aktuellen Konjunkturberichts in Berlin. Die Produktion ziehe
spürbar an, die Auftragseingänge würden weiter steigen, die
Kapazitätsauslastung verbessere sich schneller als vor kurzem gedacht,
und der Arbeitsmarkt sei in einer überraschend guten Verfassung.
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Weber sieht aber auch gewichtige Gründe, die spätestens zum Jahresende
wieder eine Verlangsamung der Erholung erwarten ließen. So flaue der
Lageraufbauzyklus allmählich ab, und die expansiven wirtschaftspolitischen
Impulse seien - schon angesichts der notwendigen Sparmaßnahmen - nicht
länger aufrecht zu erhalten. "Ein ‚double dip' droht aus heutiger Sicht
aber weder für Deutschland noch für den gesamten Euro-Raum", stellt Weber
fest und warnt zudem vor Illusionen: "Die Vorstellung, mit einem
Aufschieben der Sparmaßnahmen die negativen Konjunktureffekte vertagen
zu können, ist falsch." Abstriche am Konsolidierungskurs würden die
Schuldenkrise nur verschärfen. Bei deutlich steigenden Kapitalmarktzinsen
in den betroffenen Ländern und einer zunehmenden Verunsicherung, was
sowohl Investitionen als auch Konsum belasten würde, wären letztlich
sogar noch stärkere negative Effekte zu befürchten.
Die konjunkturellen Bremswirkungen aus dem deutschen Sparpaket sollten
sich laut Weber im nächsten Jahr in engen Grenzen halten. Positiv sei
zudem, dass auf allgemeine Steuererhöhungen verzichtet worden sei. Nun
gelte es, nicht hinreichend konkretisierte Sparpositionen und noch
ausstehende Fortschritte beim Subventionsabbau sowie die äußerst frag-
würdige "Sondersteuer" für den Bankensektor nochmals auf den Prüfstand
zu stellen.
Forderungen nach einer wirtschaftspolitischen Koordination in Europa
unterstützt der Bankenverband. Allerdings dürfe man nicht über das Ziel
hinausschießen. "Eine ‚Wirtschaftsregierung' ist nicht das richtige
Ziel und kann zu gravierenden Fehlsteuerungen führen", so Weber. Neben
der Gefahr, die EU schrittweise in eine Transferunion umzuwandeln,
befürchtet er, dass eine institutionalisierte Wirtschaftsregierung
Einfluss auf die Lohn- und Geldpolitik ausüben könnte, die aus guten
Gründen bislang gegenüber den nationalen Regierungen autonom geblieben
seien. Eine wirksame wirtschaftspolitische Abstimmung sollte daher vor
allem dadurch angestrebt werden, dass schon bestehende Koordinierungs-
instrumente konsequent genutzt und geschärft werden, etwa der
Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt und die neue Wachstums-
strategie "Europa 2020".
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Quelle: Investmentfonds.de
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