Investmentfonds.de
09.07.2010:
FranklinTempleton: Kommentar zu den Emerging Markets
Köln, den 09.07.2010 (Investmentfonds.de) -
Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset
Management Ltd, schreibt in seiner aktuellen Einschätzung
zu den Emerging Markets:
Überblick
Das 2. Quartal 2010 begann positiv und die Märkte spiegelten
den starken Wirtschaftsaufschwung in den Schwellenländern
wider. Die Schwäche der europäischen Volkswirtschaften,
die Einführung von restriktiven Maßnahmen in
China, insbesondere auf dem Immobilienmarkt, und gesunkene
Rohstoffpreise sorgten jedoch in der zweiten Hälfte
des Berichtszeitraums für eine Korrektur auf den globalen
Märkten. Die Währungen der Schwellenländer tendierten im
Quartal ebenfalls schwächer und übten zusätzlichen Druck
auf die Erträge aus.
--- Anzeige ---
--- Ende Anzeige ---
Ein weiteres wichtiges Element war die hohe Zahl der Börsengänge
in den Schwellenländern. Allein im 2. Quartal
wurden auf diesem Wege 34 Mrd. US-Dollar beschafft. In
den ersten sechs Monaten des Jahres 2010 waren es 64
Mrd. US-Dollar. Dies entspricht mehr als 70% der im gesamten
letzten Jahr durch Neuemissionen generierten 89
Mrd. US-Dollar. Diese Zunahme der Börsengänge hat zur
Folge, dass dem Kassamarkt Geld entzogen wird und somit
die Kurse unter Druck geraten. Unter diesen Bedingungen
schloss der MSCI Emerging Markets Index das Quartal mit
einem Minus in US-Dollar von 8,3%.
In Asien kündigte China eine Erhöhung der Flexibilität des
Renminbi an. Angesichts dessen erwarten wir einen allmählichen
Anstieg des Wechselkurses in China. Während des
Quartals legte der Renminbi gegenüber sowohl dem USDollar
als auch dem Euro um etwa 1% zu. Andernorts fand
im Juni in Kanada das Gipfeltreffen der G20 statt, auf dem
sich Staatschefs weltweit auf eine Reduzierung der Staatsschulden
und –defizite als Hauptanliegen einigten.
Im Juni wurde angesichts des Beginns der Fußballweltmeisterschaft
die Aufmerksamkeit der Welt auf Südafrika gelenkt.
Dies ist das erste Mal, dass die Weltmeisterschaft auf
dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Dass sie in Südafrika
ausgerichtet wird, könnte die weltweite Meinung über das
Land sowie dessen Image verbessern und der Region möglicherweise
mehr Touristen und Anleger bescheren.
Aktuelles aus den Regionen
Das BIP-Wachstum in China überstieg im 1. Quartal 2010
mit 11,9% im Jahresvergleich die Erwartungen. Im Quartal
davor lag es bei 10,7% im Jahresvergleich. Am 19. Juni
2010 kündigte die chinesische Zentralbank eine Erhöhung
der Flexibilität des Renminbi an. Als Gründe für die Politikänderung
nannte die Bank die „Erholung und Belebung der
chinesischen Wirtschaft“, die „größere wirtschaftliche Stabilität“
des Landes und den Wunsch der Bank, hinsichtlich ihrer
Devisenkurse „die Reformen weiter fortzusetzen“. Unseres
Erachtens wird die mögliche Wertänderung der Währung
wahrscheinlich weder schnell noch drastisch sein. Genau
genommen erwarten wir eine allmähliche Steigerung des
Wechselkurses in China. Die Verbraucherpreise erhöhten
sich im Mai im Jahresvergleich um 3,1%. Im April waren es
im Jahresvergleich 2,8% gewesen. Um dem Inflationsdruck,
der übermäßigen Kreditvergabe der Banken und der Überhitzung
in bestimmten Sektoren Einhalt zu gebieten, hob die
chinesische Zentralbank im Mai den Mindestreservesatz für
Banken auf 17% an. Dies war bereits die dritte Erhöhung in
diesem Jahr. Darüber hinaus kündigte China verschiedene
Maßnahmen zur Abkühlung des Immobilienmarktes an.
Die Wirtschaft in Südkorea wuchs im 1. Quartal 2010 mit
8,1% im Jahresvergleich schneller als ursprünglich geschätzt.
Dies war die höchste Wachstumsrate seit mehr als
neun Jahren. Demgegenüber betrug sie für das gesamte
Jahr 2009 nur 0,2% im Jahresvergleich. Niedrige Zinsen
und staatliche Anreizmaßnahmen in Verbindung mit einer
Erholung der globalen Wirtschaft gaben den Exporten, der
Produktion und dem inländischen Konsum Auftrieb. Zur
Stützung der Wirtschaft ließ die Zentralbank ihren Leitzinssatz
unverändert, der sich auf einem Rekordtief von 2%
befindet. Die Ratingagentur für Investitionen, Moody’s, stufte
das Rating für die südkoreanischen Staatsanleihen aufgrund
der Widerstandsfähigkeit des Landes gegenüber der globalen
Krise von A1 auf A2 herauf. Die Befürchtungen eines
Krieges zwischen Nord- und Südkorea verstärkten sich im
Mai, nachdem die Regierung Beweise dafür vorgebracht
hatte, dass die jüngste Versenkung eines südkoreanischen
Marineschiffes von einem nordkoreanischen Torpedo verursacht
wurde. Trotz aller geopolitischen Sorgen ist die Wirtschaft
Südkoreas dennoch weiterhin gewachsen. Im politischen
Bereich hat die regierende Große Nationalpartei
(GNP) sechs der 16 im Juni abgehaltenen Provinz- und
Kommunalwahlen gewonnen.
--- Anzeige ---
--- Ende Anzeige ---
Das BIP-Wachstum stieg in Indien im Jahresvergleich von
6,5 % im 4. Quartal 2009 auf 8,6% in den ersten drei Monaten
des Jahres 2010. Im Finanzjahr 2009/10 wuchs das BIP
im Jahresvergleich um 7,4%. Im Finanzjahr davor waren es
6,7% im Jahresvergleich. Eine kräftige Zunahme der Exporte,
Produktion und Dienstleistungen stützte im 1. Quartal
2010 das Wirtschaftswachstum. Das Wachstum des Privatkonsums
jedoch verlangsamte sich im Jahresvergleich von
5,3% im 4. Quartal 2009 auf 2,6% im 1. Quartal. Zu diesem
Rückgang könnte die gestiegene Inflation beigetragen haben.
Im März stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich
sprunghaft um 14,9% an. Dies war bereits der neunte
Monat in Folge mit einer zweistelligen Wachstumsrate.
Grund dafür waren zum großen Teil die höheren Lebensmittelpreise
infolge schwacher Regenfälle. Im April setzte die
indische Zentralbank im Rahmen ihrer Maßnahmen zur
Normalisierung der Zinsen und zur Eindämmung der Inflation
ihre restriktive Geldpolitik mit einer zweiten Zinserhöhung
fort. Die Zinsen für echte und umgekehrte Repo-Geschäfte
wurden um 25 Basispunkte (0,25%) auf jeweils 5,25% bzw.
3,75% angehoben. Ebenso wurde der Mindestreservesatz
für Banken von 5,75% auf 6,0% erhöht.
Eine kräftige Inlandsnachfrage sorgte in Brasilien im
1. Quartal 2010 für das höchste BIP-Wachstum seit mehr
als 10 Jahren. Dieses hatte sich mehr als verdoppelt. Es
stieg im Jahresvergleich von 4,3% im letzten Quartal des
Jahres 2009 auf 9,0% im 1. Quartal 2010. Der Privatkonsum
erhöhte sich im Quartal im Jahresvergleich um 9,3%. Dem
steht ein Wachstum im letzten Quartal des Jahres 2009 von
7,7% im Jahresvergleich gegenüber. Das Wachstum der
Einzelhandelsumsätze begann sich jedoch im April zu verlangsamen,
da Steuervergünstigungen allmählich ausliefen.
Die Umsätze stiegen jedoch nach wie vor im Jahresvergleich
um beachtliche 9,1%, verglichen mit 15,7% im März
im Jahresvergleich. Während des Quartals ging die Zentralbank
aufgrund von Sorgen um eine Überhitzung und eines
wachsenden Inflationsdrucks zu einer restriktiven Geldpolitik
über. Sie erhöhte ihren Leitzins um 150 Basispunkte (1,5%)
von einem Rekordtief von 8,75% zu Beginn des Quartals auf
10,25%.
--- Anzeige ---
--- Ende Anzeige ---
Das BIP-Wachstum in Südafrika beschleunigte sich im
Quartalsvergleich von 3,2% im letzten Quartal 2009 auf
4,6% im 1. Quartal 2010. Zu den Hauptwachstumstreibern
gehörten die Produktions- und Bergbausektoren, die von
einer Erholung der globalen Nachfrage profitierten. Das
Wachstum der Einzelhandelsumsätze stieg im April weiter
an und betrug im Jahresvergleich 3,2%. Demgegenüber lag
es im Jahresvergleich im März 2010 bei 2,7% und im Oktober
2009 bei -4,4%. Die Inlandsnachfrage könnte von der
Fußballweltmeisterschaft 2010, die im Juni begann, weiter
profitieren. Während des Quartals beließ die südafrikanische
Zentralbank den Zinssatz bei 6,5%, dem niedrigsten
Stand seit fast 30 Jahren, nachdem sie ihn Ende
März unerwartet um 50 Basispunkte (0,5%) gesenkt hatte.
Die Inflation ging auf ihren niedrigsten Stand seit mehr als
drei Jahren zurück und blieb im Rahmen der von der Zentralbank
anvisierten Bandbreite von 3%-6%. Hauptsächlich
aufgrund niedrigerer Transportkosten stiegen die Verbraucherpreise
im Mai im Jahresvergleich nur um 4,6%. Im April
waren es im Jahresvergleich 4,8% gewesen.
Im 1. Quartal 2010 wuchs die Wirtschaft Russlands im Jahresvergleich
um 2,9%, da die Anreizmaßnahmen der Regierung
sowie die höheren Ölpreise und niedrigeren Zinsen die
Binnenwirtschaft unterstützten. Demgegenüber ging das BIP
im gesamten Jahr 2009 um 7,9% im Jahresvergleich zurück.
Mit einer Steigerung der Produktion um 12,6% im Jahresvergleich
verzeichnete der Industriesektor im Mai weiterhin
eine zweistellige Wachstumsrate. Dies war hauptsächlich
auf das starke Wachstum der verarbeitenden Industrie zurückzuführen.
Die Zentralbank behielt während des Quartals
ihren expansiven geldpolitischen Kurs im Rahmen der Bemühungen
zur Stimulierung der Binnenwirtschaft bei. Die
Bank senkte ihren Leitzins um 50 Basispunkte (0,5%) auf
7,75%. Darüber hinaus nahm die Regierung im April erstmals
seit über zehn Jahren durch internationale Anleihen
5,5 Mrd. US-Dollar auf, was Vertrauen in die russische Wirtschaft
signalisiert. Vertreter Russlands und der Europäischen
Union trafen sich zu einem zwei Tage dauernden
Gipfel, der mit einer Vereinbarung beider Seiten über eine
Zusammenarbeit mit Blick auf eine Modernisierung endete.
In der Türkei sorgte das im letzten Quartal von 2009 verzeichnete
Wachstum von 6% im Jahresvergleich für einen
teilweisen Ausgleich der in vorangegangenen Quartalen
verbuchten Rückgänge. Dadurch reduzierte sich der Abschwung
für das gesamte Jahr 2009 auf 4,9%, ein Niveau,
das viel besser war, als der Markt erwartete. Der Industriesektor
wuchs weiterhin kräftig. Im April stieg die Produktion
im Jahresvergleich um 17,0%. Dies war bereits der fünfte
Monat in Folge mit einem Wachstum in zweistelliger Höhe.
Der Inflationsdruck begann sich im Mai abzuschwächen,
nachdem die Preise ihren höchsten Stand seit mehr als
einem Jahr erreicht hatten. Die Verbraucherpreise stiegen
im Mai im Jahresvergleich um 9,1%. Im April waren es im
Jahresvergleich 10,2% gewesen. Der russische Präsident
Dmitri Medwedew besuchte im Mai die Türkei und signalisierte
damit positive Entwicklungen bei den Beziehungen
zwischen den beiden Ländern. Die Türkei gab zudem ihre
Bereitschaft bekannt, mit Malaysia Gespräche über eine
Freihandelsvereinbarung zu beginnen.
Ausblick
Angesichts der Unsicherheit im Hinblick auf die wirtschaftliche
Erholung und die finanzielle Stabilität von Griechenland,
Spanien, Portugal, Irland und anderen Ländern in Europa
weisen die Schwellenländer weiterhin starke finanzielle und
wirtschaftliche Fundamentaldaten auf. Viele Schwellenländer
verzeichneten im 1. Quartal 2010 ein starkes BIPWachstum,
das von kräftiger Inlandsnachfrage und der Einführung
von staatlichen Anreizmaßnahmen getragen wurde.
Die Devisenreserven blieben ebenfalls auf einem hohen
Niveau und ermöglichten den Schwellenländern, externe
finanzielle Schocks zu verkraften. Das soll natürlich nicht
heißen, dass die Aktienmärkte in den Schwellenländern
gegen die Volatilität der globalen Märkte immun sind. Unseres
Erachtens bieten diese kurzfristigen Korrekturen Anlegern
jedoch attraktive Einstiegschancen, da Bewertungen
auf ein attraktives Niveau fallen. Langfristig gesehen bieten
die Schwellenländer Anlegern weiterhin eine reizvolle
Anlagemöglichkeit.
Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset
Management Ltd
Quelle: Investmentfonds.de
|