Investmentfonds.de
09.07.2010:
Spannungsfeld zwischen neuer und alter Welt bestimmt weitere Marktentwicklung
Köln, den 09.07.2010 (Investmentfonds.de) -
Die Ankündigung Chinas, seine Wechselkurspolitik zu ändern, hat in der
„alten Welt“ die Börsen beflügelt. In der durch den Aufstieg der
Schwellenländer und insbesondere Chinas charakterisierten „neuen Welt“
steigt die Nachfrage nach Autos und in der alten schalten die Produzenten
fast übergangslos von Kurzarbeit auf Vollbeschäftigung. Während in der
neuen Welt die Staatsschulden sinken, steigen sie in der alten – auch
infolge der Finanzkrise – weiter an und es müssen sogar Beistandspakete
geschnürt werden. Für Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse von
Allianz Global Investors KAG, bildet dieses Spannungsfeld „alt“ versus
„neu“ nahezu perfekt die Entwicklung an den Aktien- und Devisenmärkten
während der letzten Wochen ab und gibt auch die Entwicklungslinien vor,
die uns die nächsten Monate und Jahre beschäftigen werden: „Langfristig
geht es um die Wiederherstellung von Gleichgewichten bei den Leistungs-
bilanzen ebenso wie bei vielen Staatshaushalten. In diesem Kontext sind
auch die Bemühungen der G20 zu sehen, einer Wiederkehr von Finanzmarkt-
krisen vorzubeugen. Denn letztlich folgen aus realwirtschaftlichen
Ungleichgewichten finanzwirtschaftliche – und umgekehrt. Kurzfristig
bewegen wir uns konjunkturell in einem Übergangsszenario, bei dem sich
erst noch zeigen muss, wie stark die Wachstumskräfte aus der neuen Welt
auch die alte beflügeln. Denn in der alten Welt laufen die monetären
und fiskalischen Stimuli immer mehr aus. Einige Frühindikatoren,
besonders die von der OECD erhobenen, zeigen bereits eine nachlassende
Dynamik an.“
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Schwellenländer-Anleihen attraktiv
Während die Industrieländer mit steigenden Staatsschulden zu kämpfen
haben, sind viele Schwellenländer in der Lage, ihre Verschuldung in
Relation zum Bruttoinlandsprodukt abzubauen. Per saldo erscheint das
Segment auch im Vergleich zu Unternehmensanleihen unverändert attraktiv,
da es ein höheres Potenzial zur Einengung der Risikoprämien und damit
zu Kursgewinnen aufweist. Bewertungsseitig bleiben Unternehmensanleihen
mittelfristig gut unterstützt. Die impliziten Ausfallraten bewegen sich
weiter auf überdurchschnittlichen Niveaus. Der Renditeaufschlag gegenüber
Staatsanleihen bietet für die kommenden Monate einen ausreichenden
Risikopuffer. Für Rendite suchende Investoren ist derzeit das Segment
der Emerging-Markets-Anleihen zu bevorzugen. In Europa geht Naumer von
einer Abschwächung der Nachfrage nach deutschen Bundesanleihen aus.
Anleger wenden sich den USA zu
Die USA besitzen weiterhin Vorteile gegenüber Europa, sowohl auf der
Kosten- als auch auf der Umsatzseite. Steigende Zuflüsse in US-Aktienfonds
unterstreichen die Attraktivität dieses Marktes, der auch von dem Ver-
trauensverlust der Eurozone zu profitieren scheint. Für internationale
Anleger könnte eine US-Dollar-Aufwertung die Performance verbessern.
Weitestgehend unbeeindruckt von der „Schuldenkrise“ in Europa sind in
Deutschland die realwirtschaftlichen Daten unverändert solide. Der
Arbeitsmarkt – als nachlaufender Indikator – entwickelt sich äußerst
erfreulich. Der stark exportorientierten Wirtschaft kommen dabei u. a.
zwei Faktoren zugute: das hohe Wirtschaftswachstum außerhalb Europas
und der zuletzt schwache Euro. Die Übergewichtung deutscher Aktien
innerhalb des Europasegments der Anlage sollte aufrecht erhalten werden.
Auch Japan profitiert über den Exportsektor von der weltweiten
zyklischen Erholung. Die geldpolitischen Anstrengungen werden –
entgegen der globalen Tendenz – weiter intensiviert. Die Yen-Stärke
könnte daher bald ihr Ende finden. Die internationalen Zahlungsströme
weisen auf ein gestiegenes Interesse an japanischen Wertpapieren hin.
Allerdings empfiehlt sich für ausländische Investoren eine Absicherung
der Währung.
Volatile Seitwärtsbewegung
Insgesamt rücken die realökonomischen Indikatoren noch stärker in den
Fokus und ein Wiederaufflammen der Risikoaversion ist nicht auszuschließen.
Unterstützung bekommen die Aktienmärkte dabei allerdings von den wieder
moderaten Bewertungen und von Seiten der Liquidität. Der „Beginn eines
neuen Bullenmarktes ist erst dann zu erwarten, wenn die Gewinne wieder
auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend einschwenken“, sagt Naumer. Daher
sollten Anleger ihre neutrale Gewichtung zwischen Aktien und Anleihen
beibehalten. Naumer rechnet weiterhin mit einer volatilen Seitwärtsbewegung
an den Märkten, ein Szenario, in dem die aktive Einzeltitelauswahl
(Stock-Picking) besondere Bedeutung erhält.
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Quelle: Investmentfonds.de
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