Investmentfonds.de
19.07.2010:
HSBC: Estland - Neues Mitglied im Club der Euro-Länder
Köln, den 19.07.2010 (Investmentfonds.de) -
* EU-Staats- und Regierungschefs geben grünes Licht
* Euro-Einführung zum 1. Januar 2011 trotz EZB-Bedenken
* Umrechnungskurs entspricht bisherigem Euro-Leitkurs
Estland führt als erster baltischer Staat zum 1. Januar 2011 den Euro als alleiniges
gesetzliches Zahlungsmittel ein. Damit erweitert sich die Europäische Wirtschaftsund
Währungsunion (EWU) auf 17 Mitgliedsländer. Die Staats- und Regierungschefs der
Europäischen Union (EU) gaben auf dem Gipfeltreffen Mitte Juni grünes Licht für
die Einführung der Gemeinschaftswährung in der Baltenrepublik. Zuvor hatten bereits
die europäischen Finanzminister am 8. Juni ihre Zustimmung erteilt, nachdem die
EU-Kommission und die EZB bestätigt haben, dass die Maastrichter Konvergenzkriterien
vollständig erfüllt wurden (siehe Tabelle 1). Estland war seit dem EU-Beitritt im
Mai 2004 um eine schnelle Euro-Einführung bestrebt. Allerdings scheiterten erste
Pläne, die Einheitswährung bereits zum 1. Januar 2007 einzuführen, an einer zu
hohen Teuerung infolge eines sehr dynamischen Wirtschaftsaufschwungs. Erst die
durch die Finanzkrise verursachte Rezession und die damit verbundene Abschwächung
des Preisdrucks sorgten für eine den Vorgaben des Maastrichter Vertrages entspre-
chende Inflationsrate. Im Referenzzeitraum von April 2009 bis März 2010 betrug
die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate im
Zwölfmonatsdurchschnitt -0,7 %. Der Referenzwert lag bei 1,0 %. Damit wurde das
Preisstabilitätskriterium (maximal 1,5 Prozentpunkte über der durchschnittlichen
Inflationsrate der drei preisstabilsten EU-Mitgliedsländer) klar erfüllt.
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Allerdings äußerte die EZB Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Inflations-
konvergenz. Dies gründet sich u. a. auf die Tatsache, dass Estland durch das bereits
1992 eingeführte Currency-Board- System quasi über keine eigenständige Geldpolitik
mehr verfügt und andere Politikbereiche (vor allem die Wirtschaftspolitik) gefordert
sind, um externe Schocks zu bewältigen und gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte
zu verhindern. Ob dies auf Dauer gelingt, wird zurecht in Frage gestellt. Dennoch
gab es zum Beurteilungstermin im Mai objektiv betrachtet keinen Grund, das Ansinnen
der estnischen Regierung zur Einführung des Euro abzulehnen. So liegt die Balten-
republik bei den anderen Konvergenzkriterien klar unter den Referenzwerten, die
laut Maastrichter Vertrag als Richtwert für den Grad der realen Konvergenz heran-
gezogen werden. Das Haushaltsdefizit betrug im Referenzjahr 2009 nur 1,7 %
(Referenzwert: 3,0 %). Die öffentliche Schuldenquote belief sich nur auf 7,2 %
(Referenzwert: 60 %). Der niedrige Schuldenstand führt indes dazu, dass bisher
ein gut entwickelter Markt für langfristige Staatsanleihen Estland fehlt. Die zur
Bewertung des Kriteriums herangezogenen Indikatoren geben laut EZB ein gemischtes
Bild ab, führen aber nicht zu einer Verfehlung der Vorgaben. Beim Wechselkurskriterium
gilt es, über mindestens zwei Jahre keine zu starken Schwankungen des Leitkurses
zum Euro aufzuweisen und während dieser Phase keine Abwertung vorzunehmen. Die
estnische Krone blieb während des Beobachtungszeitraums im Rahmen des Wechselkurs-
mechanismus II (WKM II) stabil um den Leitkurs. Damit wurde die langjährige
Wechselkurspolitik des Currency Boards erfolgreich fortgeführt. Seit 1992 hatte
Estland seine Währung zunächst im Verhältnis von 8:1 an die D-Mark gekoppelt, um
mit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999 den Leitkurs zum Euro auf 15,6466 EEK
festzulegen. Bereits seit dem 28. Juni 2004 nimmt Estland am WKM II teil, so dass
auch dieses Maastricht-Kriterium als erfüllt anzusehen ist...
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Quelle: Investmentfonds.de
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