Investmentfonds.de
19.07.2010:
BNP Paribas: Empfehlungen weitgehend unverändert
Köln, den 19.07.2010 (Investmentfonds.de) - Aktien aus Industrie- und Schwellen-
ländern erholten sich kräftig, da die Daten weiter auf eine leichte Erholung
hindeuteten und die Angst vor einem Double Dip schwand. Wir erwarten weiter eine
spürbare Verlangsamung im 2. Halbjahr 2010 und in 2011. Daher halten wir
unverändert an unseren vorsichtigen Empfehlungen zur Anlagestrategie und an
unsere Asset Allocation fest. Der Anstieg an den Aktienmärkten hatte nur geringe
Auswirkungen auf die Rentenmärkte. Die Renditen US-amerikanischer und deutscher
Anleihen bewegten sich kaum. Die Risikoprämien auf Staatsanleihen aus der Eurozone
zeigten sich ebenfalls recht stabil.
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Aktien aus Industrieländern schätzen wir im Vergleich zu Geldmarktinstrumenten
weiter neutral ein. Die positiven Impulse für die Gewinne lassen nach und die
Aussichten für die Weltwirtschaft bleiben ungewiss. Den USA geben wir nach wie
vor den Vorzug gegenüber der Eurozone und Japan. Die Eurozone beurteilen wir
nun neutral, da sich die Frühindikatoren während der griechischen Schuldenkrise
robust zeigten und der schwächere Euro dem Gewinn pro Aktie Auftrieb geben könnte.
Große Skepsis herrscht indes in Bezug auf die EWU und die Solidität des Banken-
sektors. Die im Juli veröffentlichten Ergebnisse der Stress-Tests von Banken
konnte die Verunsicherung etwas verringern. Aus fundamentaler Sicht bevorzugen
wir weiter die Schwellenländer, auch unsere Gesamteinschätzung zu Rohstoffen ist
angesichts der weltweit schwächer tendierenden Frühindikatoren leicht positiv.
In den USA gab das Vertrauen der Kleinunternehmen nach, da der Sektor praktisch
nicht von der Wiederauffüllung der Lagerbestände oder der Exportbelebung profitiert.
Die Kreditverfügbarkeit bleibt ein großes Problem für diesen angeschlagenen Sektor,
auf den rund 60% der brutto neu geschaffenen Stellen entfallen. Die Zahl der
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sank letzte Woche, lag aber weiter
in der seit Jahresbeginn bestehenden Bandbreite. Sie bewegt sich deutlich unter
dem Höchststand von Anfang 2009, auch die Zahl der Folgeanträge ist geringer.
Das liegt zum Teil daran, dass die Leistungen ausgelaufen sind – kein gutes
Zeichen. Der US-Kongress hat kürzlich einen Gesetzentwurf abgelehnt, der
die Dauer der Arbeitslosenversicherung für viele Menschen verlängert hätte.
Die Verbraucher bleiben vorsichtig. Nach dem starken Rückgang im Mai sind die
Einzelhandelsumsätze im Juni nur leicht gesunken.
Die Konsumausgaben sind seit dem 2. Quartal 2009 robust, jedoch lassen der schwache
Einkommensanstieg, die hohe Arbeitslosigkeit, der labile Wohnimmobilienmarkt und die
Turbulenzen an den Finanzmärkten einen Rückgang erwarten. Die Verbraucher bauen
nach wie vor ihre Schulden ab und das Volumen der Verbraucherkredite sank im Juni
um 9,1 Mrd. USD. Seit dem Hochstand vom Juli 2008 haben sich die Verbraucherkredite
um 167 Mrd. USD verringert. Wenigstens hier schreitet der Schuldenabbau voran.
Die Inflationsrate in der Eurozone sank im Juni auf 1,4%. Ohne die volatilen
Lebensmittel- und Energiepreise erhöhte sich die Kerninflation im Juni leicht.
Die Arbeitslosenquote von 10%, die schwache Konjunkturerholung und der stark
verlangsamte Anstieg der Produzentenpreise sprechen nicht für ein baldiges Comeback
der Inflation, sodass die EZB bis weit ins Jahr 2011 die Zinsen stabil halten
dürfte.
Bei der geldpolitischen Sitzung in der letzten Woche ließ die EZB die Zinsen
erwartungsgemäß unverändert bei 1%. EZB-Präsident Trichet äußerte sich etwas
weniger pessimistisch und erklärte, die Unsicherheit werde als «hoch», nicht
als «ungewöhnlich hoch» angesehen. Die EZB erwartet nach wie vor eine leichte,
ungleichmäßige Erholung bei niedriger Inflation. Nach dem Auslaufen der
einjährigen Kredite über 442 Mrd. EUR, die durch neue Kredite in geringerer Höhe
ersetzt wurden, wurden dem Bankensektor effektiv 244 Mrd. EUR Liquidität entzogen,
woraufhin die Interbankensätze und die Renditen zweijähriger Anleihen stark stiegen.
Nach Trichets Worten sollte dies nicht als Straffung der Geldpolitik, sondern eher
als Folge freiwilliger Entscheidungen der Banken betrachtet werden. Wir werten
den Anstieg der Interbankensätze dennoch als Straffung der Geldpolitik, obgleich
die EZB dem Bankensystem zwei weitere Tranchen unbegrenzter Liquidität zu festen
Zinssätzen anbieten wird.
Chinas Handelsbilanzsaldo erhöhte sich im Juni leicht und bestätigte den
strukturell bedingten Anstieg von den Tiefständen von Februar bis April. Die
letzten Exportdaten könnten vom Auslaufen einiger Exportförderungsmaßnahmen im
nächsten Monat Auftrieb erhalten haben. Tatsächlich werden Chinas Handelsdaten
durch mehrere Faktoren verzerrt und wir müssen abwarten, wie sich die Handelsbilanz
entwickelt. China versucht, seine Exportabhängigkeit zu verringern und statt-
dessen die Inlandsnachfrage anzukurbeln. Eine Bestätigung durch die Handels-
bilanzdaten, dass dies gelingt, steht bislang aber aus. Der Yuan hat 0,8% gewonnen,
seit er gegenüber dem US-Dollar allmählich aufwerten darf. Gleichwohl wissen wir
noch nicht, ob dieser allmähliche Anstieg die Neuausrichtung der Wirtschaft auf
die Inlandsnachfrage beschleunigen wird.
In Japan fiel die Economy Watchers’ Survey im Juni etwas schwächer aus, deutet
aber auf ein moderateres Wachstum in den nächsten Quartalen hin. Das dürfte nicht
überraschen. Im 1. Quartal wuchs die japanische Wirtschaft um 4,2% gegenüber
dem Vorjahr. Gemessen am Trendwachstum von rund 1,5% war dieser Wert untragbar
hoch. Die Auftragseingänge im Maschinenbau sanken. Mehr Mut machte dagegen, dass
die Daten zur Industrieproduktion für Mai von einem leichten Minus in ein leichtes
Plus korrigiert wurden und dasVerbrauchervertrauen im Juni auf den höchsten
Stand seit dem Ende der Rezession gestiegen ist.
Südkorea hob in der vergangenen Woche die Zinsen von 2% auf 2,25% an und begründete
dies mit dem vor allem vom Export getragenen Aufwärtstrend der Wirtschaftstätigkeit
im Inland. Südkorea erwartet, dass der Inflationsdruck wächst.
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Quelle: Investmentfonds.de
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