Investmentfonds.de
22.07.2010:
Barings: Turbulentes erstes Halbjahr in China
Köln, den 22.07.2010 (Investmentfonds.de) - Der chinesische Aktienmarkt blickt
auf ein bislang äußerst turbulentes erstes Halbjahr zurück. Bis dato hat der
MSCI China Index in US-Dollar 7,68%* an Wert verloren und schlechter abgeschnitten
als der MSCI Emerging Markets Index. Wenn man bedenkt, wie rosig die Wachstums-
aussichten für China aussehen, so stellt sich die Frage nach den Gründen für
diese schleppende Entwicklung. 2009 ist der MSCI China Index in US-Dollar um
58,81% gestiegen. Ausgelöst wurde die Rallye ursprünglich durch den allgemeinen
Konsens, dass China aus wirtschaftlicher Sicht vergleichsweise gut aufgestellt
ist und dass sich das Land als eines der ersten von der Krise erholen würde.
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Durch die Aufwärtskorrekturen bei den Gewinnen chinesischer Unternehmen erhielt
die Rally Ende 2009 weiteren Auftrieb. Die Anleger hatten die wirtschaftliche
Lage richtig eingeschätzt: 2009 hat das BIP-Wachstum sowohl das Gesamtjahresziel
der Regierung von 8% als auch die Markterwartungen übertroffen. Als die Anreiz-
programme der Regierung und die expansive Geldpolitik ihre Wirkung entfalteten
und die Verbraucher wieder in Kauflaune versetzten, legte die Wirtschaftsaktivität
nochmals kräftig zu.
Kerninflation von 2-3% unproblematisch
2010 hielt die Welle der guten Wirtschaftsnachrichten aus China an. So legte das
BIP beispielsweise im ersten Quartal um 11,9% zu. Auch der Exportsektor hat sich
rasant erholt: Im Mai sind die Ausfuhren im Vorjahresvergleich um 48,5% gestiegen.
Doch gibt es auch einen Wermutstropfen: Mit 3,1% fiel die Verbraucherpreisinflation
überraschend hoch aus und übertraf sowohl die Konsensschätzungen als auch den von
der Regierung anvisierten Zielwert von 3,0%. Allerdings bereitet uns dies keine
allzu großen Kopfschmerzen. Bedingt durch den Basiseffekt der niedrigeren Preise
in 2009 wird die Verbraucherpreisinflation in China unseres Erachtens auf kurze
Sicht über der Marke von 3,0% verharren. Stabile Lebensmittelpreise und die jüngste
Korrektur bei den Grundstoffpreisen dürften den Preisauftrieb indes mittelfristig
allmählich wieder eindämmen. Meldungen zu gestiegenen Arbeitskosten verfolgen wir
mit besonderer Aufmerksamkeit, gehen aber davon aus, dass es einige Zeit dauern
wird, bis sich erhöhte Kosten in einer steigenden Teuerungsrate niederschlagen.
In einer Volkswirtschaft wie China - mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von
über 10% - ist eine Kerninflationsrate von 2-3% nicht problematisch.
Unter dem Strich leisteten die Konjunkturnachrichten aus China also einen positiven
Beitrag, was sich von den Industrieländern leider nicht behaupten lässt. Die Sorgen
um die Nachhaltigkeit der weltweiten konjunkturellen Erholung und um einen möglichen
Rückfall in die Rezession sind im Jahresverlauf 2010 stärker geworden. Bedenken
im Hinblick auf die Verschuldung einiger Länder der Eurozone und unlängst auch im
Hinblick auf die Solidität europäischer Banken stellen die Nerven der Anleger auf
eine harte Probe. Auch die USA blieben von Hiobsbotschaften nicht verschont:
Hier stellten die schlechter als erwartet ausgefallenen Daten zum USVerbraucher-
vertrauen die Dynamik des Aufschwungs in Frage. Da zahlreiche Anleger im chine-
sischen Wachstum weiterhin die Haupttriebfeder für die weltweite Erholung sehen,
sorgt schon der leiseste Hinweis auf eine Verschlechterung des Ausblicks in China
für Unruhe. So hat etwa die Meldung, dass der Conference Board-Frühindikator
für China für den Monat April von +1,7% auf +0,3% gesenkt wurde, Ende Juni eine
besonders heftige Verkaufswelle ausgelöst.
Ausblick für China weiterhin gut
Von den kurzfristigen Rückschlägen einmal abgesehen sind wir beim Ausblick für
Wirtschaft und Aktienmarkt in China indes weiterhin zuversichtlich. Das konjunk-
turelle Umfeld kommt chinesischen Unternehmen sehr zugute. In seinem World
Economic Outlook im April 2010 rechnete der Internationale Währungsfonds (IWF)
in China mit einem BIP-Wachstum von 10% im Jahr 2010 und von 9,9% im Jahr 2011.
Im Gegensatz dazu belief sich seine Wachstumsprognose für die entwickelten
Volkswirtschaften (zu denen unter anderem die USA, der Euroraum, Japan,
Großbritannien und Kanada zählen) auf gerade einmal 2,3% bzw. 2,4% in 2010 und 2011.
Phasen erhöhter Marktvolatilität mögen so manchem Marktteilnehmer den letzten
Nerv rauben, sie eröffnen aber auch viel versprechende Chancen und sind damit
ein Silberstreif am Horizont langfristig orientierter Anleger. Nach dem Rückschlag
am chinesischen Markt sind die Bewertungen dort unseres Erachtens recht attraktiv.
Die Konsensschätzungen zu den Unternehmensgewinnen lagen im Juni bei einem Plus
von 22% in diesem Jahr und von 17% im nächsten Jahr, was uns konservativ erscheint.
Mit steigendem Marktsentiment in China dürften sich auch die Kennzahlen wieder
verbessern. Vor diesem Hintergrund sind wir der Ansicht, dass sich unser Engagement
in Unternehmen mit langfristigem Gewinnwachstumspotenzial für Anleger lohnen wird.
Was unsere Branchenpräferenz anbelangt, so geht unser Research davon aus, dass der
Banken-, der Versicherungs- und der Energiesektor auf ihren aktuellen Bewertungs-
niveaus über eine starke Unterstützung verfügen. Im Gegensatz dazu stehen wir
Versorgern und nichtzyklischen Konsumgütern eher zurückhaltend gegenüber. Sie
zeichnen sich unseres Erachtens durch eine wenig reizvolle Mischung aus unspekta-
kulären Wachstumsaussichten und unattraktiven Bewertungen aus.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeitige Marktkorrektur unseres
Erachtens mittel- bis langfristig einige wirklich interessante Kaufgelegenheiten
hervorgebracht hat. Wir nutzen diese vorübergehenden Marktschwächen zum Aufbau
von Positionen in attraktiv bewerteten Aktien, die unserer Ansicht nach künftig
ein hohes Gewinnwachstum erzielen werden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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