Investmentfonds.de
22.07.2010:
PIMCO: Anleihenmarkt von Risikoaversion geprägt
Köln, den 22.07.2010 (Investmentfonds.de) - Die Risikoaversion der Anleger
nahm im Juni weiter zu. Das Zusammentreffen gleich mehrerer Risiken auf
gesamtwirtschaftlicher und politischer Ebene sowie auf Sektor- und Unternehmens-
ebene untergrub das Vertrauen der Investoren.
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Erstklassige Staatsanleihen profitieren von Flucht in die Sicherheit
Während sich die Euro-Schuldenkrise intensivierte und der Druck auf das
Bankensystem zunahm, häuften sich die Anzeichen dafür, dass die globale
Konjunkturerholung an Schwung verliert. Eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten
in den USA aber auch in China führte zu einer skeptischeren Einschätzung der
weltweiten Wachstumsperspektiven. In der Folge erlitten die wichtigsten
Aktienindizes den zweiten Monat in Folge Verluste, während beispielsweise
USStaatsanleihen von der Flucht in die Qualität profitierten.
Die nachlassende Wachstumsdynamik verdeutlicht die Rolle der expansiven Finanz-
politik bei der Erholung und schürt nun die Sorge vor einer frühzeitigen Rücknahme
der staatlichen Anreizprogramme. Die Abschlusserklärung des jüngsten G20-Gipfels
versprach zwar eine „wachstumsfreundliche Haushaltskonsolidierung“; sie konnte
aber nicht die Differenzen zwischen der noch immer auf staatliche Nachfrage-
stimulierung ausgerichteten US-Regierung und ihren zu raschen Ausgabenkürzungen
drängenden europäischen Partnern übertünchen. So kündigte Deutschland im Juni
ein 80 Milliarden Euro umfassendes Sparprogramm an. Auch die neue britische
Regierung stellte ein Budget vor, das die umfassendsten Ausgabenkürzungen seit
mehr als 30 Jahren sowie eine Anhebung der Mehrwertsteuer und der Steuern auf
Kapitalerträge vorsieht.
US-Staatsanleihen entwickelten sich im Juni besser als die meisten anderen
Staatsanleihen und auch als nahezu alle sonstigen Anleihenmarktsektoren. Die
Renditen zehn- und 30-jähriger USStaatsanleihen sanken unter die 3 bzw. 4%-Marke,
während die Zinskurve unter dem Einfluss zunehmender Konjunkturskepsis abflachte
(„Bull-flattening“). Die Renditen könnten sogar nochmals nachgeben, sollten die
Märkte weiterhin einen erneuten konjunkturellen Rückschlag („Double-Dip“)
einpreisen.
Ratingbedingte Zwangsverkäufe griechischer Staatsanleihen
Während sich die Anleihen der Euro-Kernstaaten erneut positiv entwickelten, blieb
die Peripherie im Juni unter Druck. Insbesondere die Spreads griechischer Staats-
anleihen stiegen deutlich an, nachdem Moody’s das Rating um 4 Stufen von A3 auf
Ba1 zurückgestuft hatte. Damit fielen griechische Staatsanleihen aus den meisten
Staatsanleihenindizes heraus, was Zwangsverkäufe bei Anlagefirmen in der
Größenordnung von rund 20 Mrd. Euro auslöste. Der Renditeaufschlag 10-jähriger
Griechenlandanleihen gegenüber Bundesanleihen stieg infolgedessen in die Nähe
von 8%-Punkten. Die Europäische Zentralbank (EZB) reduzierte das Volumen ihrer
Anleihenkäufe im Juni weiter. Insgesamt hat die EZB bislang Anleihen von
Euro-Peripheriestaaten im Volumen von 59 Milliarden Euro angekauft. Spanien wurde
vom Markt weiterhin skeptisch gesehen und die Spreads spanischer Staatsanleihen
gegenüber deutschen Bundesanleihen stiegen auf mehr als 2%-Punkte. Gegen
Monatsende senkte Moody’s Spaniens Ratingausblick (aktuelles Rating AAA) auf
„negativ“. Die Lage am Interbankenmarkt blieb angespannt trotz des reibungslosen
Auslaufens des ersten 12-Monatstenders der EZB. Nach politischem Hin und Her
durchlaufen die europäischen Banken derzeit Stresstests, deren Ergebnisse gegen
Ende Juli veröffentlicht werden.
Unternehmensanleihen und Schwellenlandtitel schwächer
In den Spreadsegmenten stiegen die Renditeprämien insgesamt leicht an.
USHypothekenanleihen (MBS) entwickelten sich weitgehend parallel zu US-Staats-
anleihen. Die USHypothekensätze erreichten ihre einstigen Allzeittiefs,
woraufhin sich der MBS-Markt nun auf das Tempo der Refinanzierung fokussiert.
Im ABS-Markt verkauften europäische Banken in größerem Umfang hochwertige Titel.
Das zusätzliche Angebot wurde am Markt gut aufgenommen, da noch immer Nachfrage
nach hochwertigen Quellen von Zusatzerträgen vorhanden ist. Unternehmensanleihen
im Investment-Grade- bzw. High-Yield-Bereich entwickelten sich uneinheitlich.
Auf globaler Ebene weiteten sich die Spreads im Finanzsektor aufgrund der Sorgen
vor verstärkter Regulierung und Besteuerung am stärksten aus, bevor die
Regulierungsbefürchtungen wieder etwas nachließen. Die Renditeaufschläge von
Schwellenlandanleihen erhöhten sich ebenfalls. Auch der Trend zu verstärkter
Differenzierung zwischen Emittenten setzte sich fort und zeigte sich beispiels-
weise in der überdurchschnittlichen Performance von Anleihen solider Schuldner
wie Brasilien und Mexiko. Ein Schlüsselthema war die Ankündigung der chinesischen
Zentralbank (People’s Bank of China), den Wechselkurs des Renminbi künftig an
einem Währungskorb auszurichten. Die Ankündigung wurde allgemein als politische
Geste bewertet, mit der mögliche Spannungen auf dem G20-Gipfel vermieden werden
sollten, zugleich ist es jedoch ein weiterer Schritt auf dem langen Weg Chinas
zu mehr Währungsflexibilität. Die Forward-Raten an den Devisenmärkten stiegen
kräftig und preisten kurz nach der Bekanntgabe eine Aufwertung der chinesischen
Währung um 3 % über das kommende Jahr ein.
PIMCOs aktuelle Anlagestrategie
Gesamtstrategie: Vorsichtige Positionierung in Erwartung geringen Wachstums
in G7-Staaten, Fokus auf Anleihen von Staaten mit hoher Bonität wie USA,
Deutschland, Kanada und Australien, Untergewichtung bzw. Meidung der europäischen
Peripheriestaaten
Spread-Sektoren: Insgesamt neutrale Gewichtung von Investmentgrade-Unternehmens-
anleihen, opportunistische Strategien im High-Yield-Segment
Währungen: Leichte Untergewichtung von Euro und Pfund zugunsten asiatischer
Währungen
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Quelle: Investmentfonds.de
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