Investmentfonds.de
23.07.2010:
LEGG MASON: Risikopapiere könnten von der Renminbi-Aufwertung profitieren
Köln, den 23.07.2010 (Investmentfonds.de) - Der währungspolitische Kurswechsel
Chinas könnte sich positiv auf Risikopapiere auswirken, so die Einschätzung
von Western Asset Management, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von
Legg Mason. Zwar bleibt die Ankündigung, den Renminbi vom US-Dollar abzukoppeln,
kurzfristig weitestgehend folgenlos, doch der Weg hin zu größerer Flexibilität
ist geebnet. Die Gefahr protektionistischer Maßnahmen seitens des USKongresses
dürfte weiter abnehmen – mit günstigen Auswirkungen für Risikopapiere. Länger-
fristig sollte die Kaufkraftumverteilung von sicheren Anlagen hin zu Gütern
und Dienstleistungen auch den Unternehmen zugute kommen und sich damit ebenfalls
günstig auf Risikopapiere auswirken. Vor kurzem erklärte China die Abkehr von
seinem festen US-Dollar-Wechselkurs von 6,83 und die Rückkehr zu gleitenden
Paritäten, wie sie zwischen Juli 2005 und September 2008 galten. Während dieses
Zeitraums wurde der Renminbi gegen einen Währungskorb gemanagt und wertete
gegenüber dem US-Dollar um 21 Prozent auf. Die Ankündigung der Wechselkurspolitik
war bereits in den Kursen eingepreist, so dass es an den Anlagemärkten lediglich
zu minimalen Schwankungen kam.
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Für die nächsten 12 Monate berücksichtigen die Kurse bereits eine Aufwertung von
etwa drei Prozent gegenüber dem US-Dollar. Optimistischere Prognosen sprechen von
einer Aufwertung um etwa fünf Prozent.
Nach Einschätzung von Western Asset Management erscheint die Ankündigung jedoch mehr
als eine Absichtserklärung denn als ein Fahrplan für die künftige Politik. „Die
chinesische Zentralbank wird dem Renminbi einen täglichen Schwankungsspielraum
von +/-0,5 Prozent um die zentrale US-Dollar-Parität einzuräumen“, kommentiert
Rajeev de Mello, Leiter asiatische Anlagen bei Western Asset Management. Zu einem
späteren Zeitpunkt könnten die Währungsschwankungen auch langsam auf einem größeren,
an den chinesischen Handelspartnern ausgerichteten Währungskorb beruhen. Das würde
bedeuten, dass die Währung neben dem US-Dollar auch gegenüber dem Euro, dem
japanischen Yen und dem koreanischen Won gemanagt würde.
China drängt Kaufkraft aus dem Land
„Die Kaufkraft ist das Maß aller Dinge. In dem Umfang, in dem die chinesische
Wirtschaft wächst, schöpft die chinesische Zentralbank von den chinesischen Haus-
halten und Unternehmen riesige Mengen neu geschaffener Kaufkraft ab - und zwar
über inländische, auf Renminbi lautende Anleihen. Die Erlöse aus diesen Emissionen
verwendet die Zentralbank dann zum Kauf von USStaatsanleihen. Damit exportiert
sie Chinas neue Kaufkraft aktiv in die USA sowie nach Großbritannien und in andere
Volkswirtschaften, die gegenüber China Leistungsbilanzdefizite haben“, sagt Rajeev
de Mello.
„Die chinesische Politik beruht darauf, Kaufkraft aus dem eigenen Land zu drängen
und sie von inländischen Verbrauchern fernzuhalten. Bis heute musste die chinesische
Zentralbank über 2,5 Billionen US-Dollar an Kaufkraft abziehen. Diese investierte
sie überwiegend in die US-Märkte. Im Ergebnis führte dies zu einem Leistungsbilanz-
überschuss und einem zu niedrigen Wechselkurs“, sagt Rajeev de Mello.
Je mehr es den chinesischen Produzenten gelingt, ein höheres Maß an Kaufkraft zu
generieren, desto höhere Beträge muss die Regierung jeden Monat abschöpfen, um den
Renminbi auf dem aktuellen Wechselkursniveau zu halten. „Schreibt man die Trends
der vergangenen zehn Jahre fort, müsste der Renminbi um etwa sieben Prozent pro
Jahr aufwerten, nur um mit Chinas steigender Kaufkraft gegenüber den Industrie-
nationen mitzuhalten“, kommentiert Rajeev de Mello.
Beispielsweise stieg das chinesische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen 2000
und 2009 jedes Jahr um neun Prozent. Im Vergleich dazu legte das Pro-Kopf-BIP in
den USA und Europa um 1,5 Prozent pro Jahr zu. Diese Konvergenz in der Kaufkraft-
Generierung hätte nach Ansicht von Rajeev de Mello eine jährliche Währungsaufwertung
von 7,5 Prozent nach sich ziehen müssen. Das war nicht der Fall, und so blähte sich
Chinas Leistungsbilanz auf.
„US-amerikanische und europäische Politiker haben ihrer Enttäuschung über die
unterbewertete chinesische Währung zunehmend Ausdruck verliehen. Sie wollen, dass
sich die Kaufkraft Chinas wieder auf die Güter und Dienstleistungen ihrer Länder
konzentriert und nicht auf ihre Anleihen. Das wäre ein Beitrag zu höheren US- und
europäischen Exporten und würde der konjunkturellen Erholung Auftrieb verleihen“,
erläutert Rajeev de Mello.
Weitere Währungsaufwertungen erwartet
Die chinesische Wirtschaft hat großen Einfluss auf die Schwellenländer Asiens. Nach
Einschätzung von Western Asset Management sollte die Renminbi-Aufwertung ähnliche
Währungsaufwertungen in den meisten asiatischen Schwellenländern unterstützen.
Mögliche Nutznießer seien der koreanische Won, der malaysische Ringgit, die
indonesische Rupiah und der Singapur-Dollar. Die Auswirkungen auf harte Währungen
wie beispielsweise den Euro, das Pfund und den Yen seien angesichts der stark gegen-
läufigen Tendenzen an den heutigen Märkten – auch infolge der Sorgen um die Zukunft
der Eurozone – jedoch schwer vorherzusagen. Befürchtet wird unter anderem ein
Anstieg der US-amerikanischen oder britischen Staatsanleihenrenditen: wenn Chinas
unbändiger Appetit auf Staatsanleihen sinkt, führt dies womöglich zu steigenden
Kreditkosten der US-Regierung, und höhere Preise für Importgüter aus China könnten
den Inflationsdruck erhöhen. Bis auf weiteres jedoch sparen die inländischen
USHaushalte mehr, und auch der US-amerikanische Staat muss den Gürtel enger
schnallen, wodurch die Haushaltsdefizite der nächsten Jahre sinken sollten. Wenn
China künftig nicht mehr so hohe Rücklagen bildet, sollten die höheren Sparquoten
der US-Haushalte dies mehr als kompensieren. Die Zinsen von Staatsanleihen können
niedrig bleiben. „Wir sehen nach wie vor in erster Linie die Gefahr von dis-
inflationärem Druck“, sagt Rajeev de Mello abschließend.
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Quelle: Investmentfonds.de
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