Investmentfonds.de
26.07.2010:
Guliver: Sorgen aus China
Köln, den 26.07.2010 (Investmentfonds.de) - Laut unserem demografischen Modell
wird China in diesem Jahr in eine Phase mit geringerem Wachstum, weniger
Innovationen und Investitionen eintreten. Ähnlich wie die USA im Jahr 2001
oder Japan im Jahr 1990 steigen nun die Gefahren für das Platzen von Aktien-
und Immobilienblasen deutlich an. Da die zur Verfügung stehenden demografischen
Daten nicht sehr genau sind, könnte der Beginn dieser Entwicklung schon vor
zwei Jahren, vielleicht aber auch erst in bis zu fünf Jahren erfolgen.
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Sieht man sich die Realitäten an den Aktien- und Immobilienmärkten in China
an, sieht es so aus, als hätte die Aktienblase bereits im Jahr 2008 ihren
Höhepunkt erreicht. Die Beteiligung an der Erholung der weltweiten Aktienmärkte
hat China im Juli letzten Jahres beendet. Die Kurse fallen nun schon fast ein
Jahr unter recht hohen Schwankungen wieder.
An den Immobilienmärkten hat der Preisanstieg jedoch bis in den April diesen
Jahres mit extrem hohen Werten angehalten. Private Anleger haben nach den
schlechten Erfahrungen mit Aktien in der Finanzmarktkrise zunehmend auf Eigentums-
wohnungen gesetzt. Auch Unternehmen und Behörden haben sich an dem Immobilienrausch
stark beteiligt. Experten gehen davon aus, dass ein Großteil der Milliarden
aus dem Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung für Spekulationen im
Immobilienmarkt verwendet wurde. Kommunen bestreiten inzwischen einen Großteil
ihres Haushalts aus dem Verkauf von Bauland.
Die chinesische Regierung hat die Gefahren aus der Überhitzung der Immobilienmärkte
und der daraus resultierenden Fehlleitung von Investitionskapital schon vor Monaten
erkannt und ergreift immer drastischere Maßnahmen, um den Immobilienmarkt abzukühlen.
Im April stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 12,8%. Die
Flächen im Neubau nahmen sogar um über 60% gegenüber dem Vorjahr zu! Die Maßnahmen
der chinesischen Regierung könnten zu spät kommen und den Immobilienmarkt in dem
Moment treffen, in dem er sich bereits im Fallen befindet.
Zahlreiche chinesische und ausländische Experten warnen seit einiger Zeit vor einem
Einbruch am chinesischen Immobilienmarkt. Am 6. Juli hat sich nun einer zu Wort
gemeldet, der derzeit wohl als bester Kenner von Finanzkrisen gilt, Kenneth Rogoff.
Er sagte in einem Bloomberg-Interview, dass der Zusammenbruch des chinesischen
Immobilienmarktes nun begonnen hat und der Kollaps zu massiven Problemen im
Bankensystem führen wird.
Eine Woche später meldete die chinesische Statistikbehörde, dass die Immobilien-
preise in China erstmals seit der Finanzmarktkrise im Juni nicht mehr gestiegen
sind (-0,1%). Die Nachfrage geht sogar deutlich zurück, während eine Rekordfläche
sich derzeit im Bau befindet.
Ob es nun wirklich ernst wird in China, steht jedoch noch nicht fest. Die
chinesische Regierung könnte nochmals mit hunderten von Milliarden gegensteuern
und das Problem damit ein weiteres Mal verschieben. Ich halte das aber für
wenig wahrscheinlich. Wahrscheinlich werden die Preise erst einmal nur zögerlich
zurückgehen, weil die Verkäufer der Eigentumswohnungen der Meinung sind, ihre
Preisvorstellungen in naher Zukunft umsetzen zu können. Wenn dann aber die
Preise weiter fallen und die Finanzierungskosten immer mehr drücken, dürfte
es zum Einbruch kommen. Vielleicht wird die Regierung durch ein Verbot von
Notverkäufen oder Zwangsversteigerungen versuchen, den Markt zu beruhigen.
Dann aber käme es erst recht zum Einbruch der mächtigen Bauindustrie. Banken
müssten genauso gerettet werden, wie wir es in den USA und Europa kürzlich
gesehen haben.
Das würde dann auch einen Einbruch für den deutschen Export bedeuten. Besonders
hart träfe es aber die japanische Volkswirtschaft, die derzeit besonderrs stark
vom Export nach China abhängig ist.
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Quelle: Investmentfonds.de
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