Investmentfonds.de
19.08.2010:
Meridio: Libanons Banken - traditionell stark
Köln, den 19.08.2010 (Investmentfonds.de) -
Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Meridio AG, die
seit 2007 mit dem Aktienfonds Meridio ArabWorld in den
arabischen Ländern präsent ist, schreibt in einem
aktuellen Marktkommentar:
Das Bankwesen im Libanon ist eines der ältesten der Welt. Über alle
nationalen und regionalen Krisen hinweg hat es immer funktioniert,
noch nie wurde eine libanesische Bank geschlossen. Hohe Transparenz
und starke Liquidität sorgen dafür, dass die libanesischen Banken auch
für die Zukunft sehr gut aufgestellt sind.
Meridio Fonds
Meridio Arab World P EUR [A0MXQD]
Meridio Arab World P USD [A0LBQE]
In den Medien wurde der Libanon
immer wieder die "Schweiz des Nahen
Ostens" genannt. Bürgerkrieg und
Nachbarschaftskonflikte haben diesen
Status beschädigt, aber nicht ruiniert.
Denn durch alle Wirren haben die libanesischen
Banken eine enorme Stärke
bewiesen - und auch die weltweite
Finanzkrise konnte ihnen nur wenig
anhaben.
Im Gegenteil: die libanesische Wirtschaft
genau wie die Banken vor Ort haben in
den vergangenen Jahren ein beeindrukkendes
Wachstum gezeigt. So wuchs die
Wirtschaftsleistung in den Jahren 2007
und 2008 jeweils um mehr als sieben
Prozent. Für 2009 rechnet der
Internationale Währungsfonds mit
einem Plus von neun Prozent, für 2010
erwartet die Institution weitere sechs
Prozent Wachstum.
Warum zeigt sich die libanesische
Wirtschaft so robust? Natürlich ist die
Finanzkrise auch an den libanesischen
Unternehmen nicht spurlos vorbeigegangen.
Sie traf allerdings vor allem die
exportorientierten Branchen und damit
nur einen geringen Teil der Wirtschaft.
Die wesentlich verbesserte Sicherheitslage
dagegen sorgte dafür, dass vor allem
Tourismus, Bauwirtschaft und eben
auch Banken sehr gut verdienten Das
positive Umfeld für die
Wirtschaftsentwicklung wurde zudem
unterstützt durch die friedlichen Wahlen
2009 mit einer unproblematischen
Regierungsbildung danach. Skeptiker,
die hier mit Turbulenzen gerechnet hatten,
wurden eines Besseren belehrt.
--- Anzeige ---
--- Ende Anzeige ---
Als Risiko für die Stabilität des Landes
wird immer wieder die hohe
Verschuldung genannt. Diese liegt heute
nach Zahlen des Weltwährungsfonds bei
rund 153 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes. Das ist viel
auch im Vergleich etwa mit Griechenland,
dessen Krise bei einem Schuldenstand
von 113 Prozent des BIP sichtbar
wurde. Andererseits sinkt im Gegensatz
zu anderen Staaten der Verschuldungsgrad
des Libanon, denn Ende 2008 lag er
noch bei 160 Prozent des BIP.
Ein gutes Umfeld also für die Banken.
Ihre Stabilität während der Finanzkrise
ist dabei auch auf eine relativ strenge
Regulierung zurückzuführen. So besteht
die Aufsicht im Libanon auf einem
hohen Maß an Liquidität, die bei der
Zentralbank gehalten werden muss.
Dazu kommt, dass ungeachtet der ge-
setzlichen Anforderungen libanesische
Banken traditionell über ein hohes Maß
an Liquidität verfügen. Das rührt vor
allem daher, dass den relativ hohen
Einlagen nur verhältnismäßig geringe
Kreditvergabemöglichkeiten gegenüberstehen.
Die libanesische Wirtschaft ist
klein, die Unternehmen fragen deshalb
nicht in dem Maß Kredit nach, wie die
Banken imstande wären zu liefern.
Der Banksektor im Libanon ist sehr
stark zersplittert. Aber obwohl so viele
Institute tätig sind, konzentrieren sich
sehr hohe Marktanteile bei den Einlagen
wie bei der Kreditvergabe auf einige
wenige große Banken. Die beiden größten
Banken nach der Zentralbank sind
die Bank Audi und die Blom Bank. Die
jüngsten verfügbaren Zahlen zeigen, dass
2008 die zehn größten Banken 84
Prozent der Einlagen und rund 82
Prozent der ausgereichten Kredite auf
sich konzentrierten. Und auch nur diese
großen Banken, darunter eben Bank
Audi und Blom Bank, verfügen über den
Zugang zu lokalen,regionalen und inter-
nationalen Finanzmärkten. Das verschafft
ihnen große Vorteile bei der
Refinanzierung ihrer Geschäfte gegenüber
den kleineren Mitbewerbern im
Land.
Hohe Einlagen und nicht ausgereizte
Möglichkeiten zur Kreditvergabe angesichts
der beschränkten Nachfrage aus
dem Inland bedeutet aber auch, dass die
libanesischen Banken traditionell relativ
geringe Margen aufweisen. Ihre
Profitabilität liegt niedriger als in anderen
Ländern der Region. Allerdings verbreitert
sich die Kundenbasis jetzt, seit
die Banken begonnen haben, in der
gesamten Region aktiv zu werden. Vor
allem Bank Audi und Blom Bank haben
damit begonnen, in die Region zu expandieren.
Ziele sind dabei vor allem die
stark vom Endkundengeschäft bestimmten
Märkte in Ägypten und Syrien. Aber
auch nach Jordanien, Saudi-Arabien,
Katar,in die Emirate und nach
Nordafrika geht die Expansion.
Die durch hohe Liquidität geschaffene
Stabilität der libanesischen Banken gibt
ihnen die Möglichkeit, aus sich heraus im
Ausland zu wachsen. Die
Auslandsaktivitäten tragen heute etwa 20
Prozent zu den Gewinnen der beiden
Großbanken bei, in den nächsten fünf
Jahren soll dieser Anteil auf 30 bis 40
Prozent steigen. Dabei dienen europäi-
sche Ableger den Banken als Puffer
gegen Instabilität zu Hause.
--- Anzeige ---
--- Ende Anzeige ---
Diese sorgen dafür, dass bei politischen
Turbulenzen der freie Fluss des Kapitals
gewährleistet bleibt. Auch in anderer
Hinsicht sind Auslandsüberweisungen
entscheidend für den Libanon: Rund
400.000 libanesische Bürger arbeiten im
Ausland, vor allem in den Golfstaaten.
Ihre Überweisungen sorgen für ein sattes
Devisenpolster des gerade einmal 4,8
Millionen Einwohner zählenden
Mittelmeerstaates. Rund 26 Milliarden
US-Dollar flossen auf diesem Weg in den
Libanon. Für hohes Deviseneinkommen
sorgten auch die Touristen: Nach Zahlen
der UNO wuchs der Touristiksektor von
2008 auf 2009 um 38,9 Prozent, der
Spitzenplatz weltweit.
Das hat im Übrigen auch Auswirkungen
auf den Immobiliensektor. Durch
Investitionen in Tourismusprojekte
sowie die große Nachfrage nach
Wohnraum von aus den Golfstaaten
zurückkehrenden Arbeitern stiegen im
Libanon die Immobilienpreise bereits
kräftig.
Die libanesischen Banken profitieren
somit kräftig von all diesen Trends und
sind sehr gut für die Zukunft aufgestellt.
Aus der Sicht der Börse ist anzumerken,
dass wegen ihrer bislang gerin-geren
Profitabilität die libanesischen Banken
noch mit einem Bewertungsabschlag
gehandelt werden.Weil sie es aber schaffen
sollten, Kosten zu kürzen und höhere
Erträge nicht nur aus dem Auslandssondern
auch aus dem Inlandsgeschäft
zu erwirtschaften, ist hier mit einer
Anpassung der Bewertungen zu rechnen
- und damit auch mit steigenden Kursen.
Attraktive Anlageziele also - und das
auch aus einem weiteren Grund: Im
Libanon gilt ein sehr strenges
Bankgeheimnis - und wo gibt es das
heute noch? Sogar Nummernkonten
können bei libanesischen Banken
geführt werden.
Quelle: Investmentfonds.de
|