Investmentfonds.de
24.08.2010:
Barings: Auswirkungen der Brände in Russland
Köln, den 24.08.2010 (Investmentfonds.de) -
Bert Van der Walt, Analyst bei Barings im Emerging Europe
Team, London, schreibt im aktuellen Newsletter zur Situation
in Russland:
Die Auswirkungen der gegenwärtigen
Dürreereignisse und Brände in Russland
haben mit Sicherheit Einfluss auf die
russische Wirtschaft, und wir haben schon
Reaktionen darauf festgestellt. Zwar ist es
noch zu früh, um zu sagen, wie viel davon
ausgeglichen werden kann und wie viel
dauerhaft sein wird, in erster Linie wird dies
jedoch als vorübergehendes Problem
(einmaliger Art) angesehen werden.
Osteuropäische Barings Fonds
Baring Eastern Europe Fund (ISIN IE0004852103)
Baring Russia Fund (ISIN LU0073418229)
Als unmittelbare Reaktion schoss
beispielsweise der Weizenpreis um mehr als
70 % nach oben, er ist aber in letzter Zeit
wieder um ca. 10 % zurückgegangen, da die
Anleger feststellen, dass beim Preis
wahrscheinlich überreagiert wurde. Auch
wird es wichtig sein, die Winteraussaat zu
beobachten. Der Winterweizen ist wichtiger
als die gegenwärtige Sommerweizenernte,
da die Winterweizenernte 75 % der
jährlichen Weizenernte in der nördlichen
Hemisphäre ausmacht. Die Aussaatzeit
beginnt Ende August und endet nicht vor
Oktober, und auch das ganze Ausmaß
dieser Dürre kann nicht vorher festgestellt
werden kann. Zu beachten ist, dass die
vergangenen zwei Jahre gut waren und die
Vorräte in Russland hoch sind.
Auf unmittelbarer Basis: Die neueste Zahl
des Verbraucherpreisindex (VPI) für
Russland entsprach für Juli mit 5,5 % im
Jahresvergleich den Erwartungen. Damit
bleibt die Inflationszahl seit Jahresbeginn
noch immer unter 5 %. Die Frage ist, wie
stark sich die aktuelle Situation auf diese
Zahl auswirken wird. Die nach unten
korrigierten Schätzungen der Ernteerträge
für 2010 unter Berücksichtigung der Brände
und der Dürre werden sich auf 65 bis 70
Megatonnen belaufen. Angesichts der
außerdem noch sehr guten Ernte im letzten
Jahr und der beträchtlichen Vorräte erwarten
wir noch kein größeres Problem, dies könnte
sich jedoch wie bereits erwähnt ändern,
wenn es negative Auswirkungen auf die
Winterweizenaussaatzeit gibt. Trotz der
nachteiligen Auswirkungen auf die
Nahrungsmittel- und Getreidepreise wird
unserer Ansicht nach die russische
Zentralbank die Zinsen nicht erhöhen und
das Umfeld auch weiterhin förderlich für die
Vergabe von Krediten sein und somit die
Konsumausgaben in Russland unterstützen.
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Die Brände und Dürreereignisse haben sich
möglicherweise auf die breitere Wirtschaft,
die Stimmung der Verbraucher und sogar
auf die politische Landschaft ausgewirkt. So
reagierte Russland beispielsweise mit der
Bekanntgabe, dass es für dieses Jahr
möglicherweise ein Ausfuhrverbot für
Weizen geben wird. Trifft dies zu, so kann
man dies als guten Test für die neu
gebildete Zollunion zwischen Russland,
Kasachstan und Weißrussland sehen, denn
das Ausfuhrverbot für Weizen wird
Auswirkungen auf alle diese Länder haben,
allen voran Kasachstan, das anscheinend
eine gute Ernte einfährt und auch zur
Hilfeleistung an Russland in der Lage sein
dürfte, falls sich ein Defizit ergibt.
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind so
früh nur schwer abzuschätzen, in der Presse
wird der Effekt jedoch auf ca. 15 Mrd. USDollar
beziffert, also aktuell ca. 1 % vom
BIP. Wir sind jedoch nicht ganz so sicher, ob
diese Auswirkungen dauerhaft sein werden,
siehe dazu die obigen Ausführungen zum
Winterweizen. Deutlich sichtbar sind die
Auswirkungen des Smogs auf Moskau. Da
die Stadt mit 11 % des Industrieausstoßes
und nahezu 20 % der Einzelhandelsumsätze
den größten Teil der russischen Wirtschaft
ausmacht, liegt es nahe, dass wir hier auch
die stärksten Auswirkungen feststellen
werden. Anekdotenhaft erfahren wir, dass es
zu einer kleinen Abwanderungswelle aus
Moskau kommt, und die Schwere und Dauer
derselben wird den Einfluss besonders auf
die Bereiche Finanzdienstleistungen und
Bau bestimmen, in denen Moskau
gesamtwirtschaftlich ebenfalls wichtig ist.
Ungewiss bleibt, wie der Nettoeffekt davon
aussehen wird, denn diese Menschen
werden ihren Konsum nicht einstellen
sondern ihr Geld wahrscheinlich anderswo
ausgeben.
Wir erwarten auch einen geringen Einfluss
auf bestimmte Infrastrukturwerte wie
Eisenbahnen und Häfen, bei denen die
Ausfuhr von Getreide zum Geschäft gehört.
Dabei werden die Auswirkungen auf die
Erträge bei Hafenbetreibern auf ca. 7 %
geschätzt, für Bahnbetreiber liegen die
Schätzungen darunter. Durch die Zunahme
des Verkehrs und die möglicherweise zu
den Erträgen in den Nachbarländern
hinzukommenden Roamingentgelte sehen
wir auch einen möglichen positiven
Ertragseffekt für Mobiltelefongesellschaften.
Die Stimmung im Hinblick auf
Düngemittelwerte ist positiv; der Gedanke
dahinter ist, dass die schwache Ernte im
Sommer die Winterernte unter Druck setzen
wird, was gut für das
Düngemittelaufkommen ist.
Nichts davon ist dauerhafter Art und die
Märkte dürften dies durchschauen,
abgesehen von Düngemitteln, bei denen
man die Winteraussaatzeit im Auge behalten
wird.
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Quelle: Investmentfonds.de
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