Investmentfonds.de
25.08.2010:
HSBC: Sanjiv Duggal zur Marktentwicklung von Indien
Köln, den 25.08.2010 (Investmentfonds.de) - F: Könnte ein Anstieg der Inflation
und steigende Löhne die Wettbewerbsfähigkeit Indiens negativ beeinflussen?
A: Eine hohe Inflation und steigende Löhne würden Indiens Wettbewerbsfähigkeit
negativ beeinflussen, sowohl absolut betrachtet aber auch, im Vergleich zu anderen
wichtigen Handelspartnern. In Bezug auf die Inflation erwarten wir in diesem
Quartal (3. Quartal, 2010) einen Höhepunkt und einen darauf folgenden Abfall,
trotz der relativ hohen Lohninflation, hervorgerufen durch die schnell wachsende
Wirtschaft. Zukünftig erwarten wir, dass die Löhne weiterhin steigen sollten.
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F: Vor ein paar Monaten hob Indien die Regelung auf, dass an staatlichen Unternehmen
mindestens 25% der Anteile privatwirtschaftlich gehalten werden müssen. Was war der
Grund für diese Entscheidung und welche Auswirkungen sind zu erwarten?
A: Indien hob nach nur zwei Monaten die Regelung auf, dass staatliche Unternehmen
mindestens 25% ihrer Anteile privatwirtschaftlich handeln müssen. Nun sind staat-
liche Unternehmen dazu verpflichtet in drei Jahren ein Minimum von 10% privater
Anteilseigner zu haben. Die private Beteiligung an nicht staatlichen Unternehmen
muss aber weiterhin mindestens 25% betragen. Wir sind uns nicht ganz sicher, welche
Gründe zur Umkehrung dieser Regelung geführt haben. Dennoch sind wir von dieser
Entscheidung enttäuscht, da eine 25%-ige Streubesitzregelung einen Rückgang der
Staatsbeteiligung an öffentlichen Unternehmen zur Folge gehabt hätte. Dadurch wäre
es möglich gewesen, Gelder zur Reduktion des Haushaltsdefizits aufzubringen.
F: Die State Bank of India hat den Sensex Index dieses Jahr signifikant übertroffen.
Ist sie immer noch unter den Top-5-Positionen des Indian Equity Fonds? Wie ist ihre
Einschätzung zum Bankensektor?
A: Die State Bank of India, die größte Bank des Landes, war in diesem Jahr unter
den Top-5-Positionen des Indian Equity Fonds. Die Wertentwicklung der Aktie war
in den ersten Monaten dieses Jahres eher schleppend, sie hat aber in den letzten
Monaten stark zugelegt. Seit Jahresbeginn ist die Aktie um rund 23% gestiegen und
übertraf damit den Sensex Index, der um 5,4% gestiegen ist (Daten per 19.8.2010).
Die State Bank of India ist eine der staatseigenen Banken, in die ausländische
Anleger weiterhin unbeschränkt investieren können. Alle anderen Banken im öffent-
lichen Sektor haben bereits die zulässige Investitionsschwelle für ausländische
Anleger erreicht. Demzufolge können ausländische Investoren hier keine weiteren
Anteile erwerben. Der Aktienkurs der State Bank of India erreichte Mitte August
ein Rekordhoch, nachdem es die höchste Gewinnsteigerung der letzten vier Quartale
gemeldet hat. Das beschleunigende Wirtschaftswachstum trieb die Kreditnachfrage
und die Gewinne der Retail Banken an. Das Nettoeinkommen stieg um 25% auf 622
Millionen US Dollar im zweiten Quartal 2010, welches die Markterwartungen übertraf.
Basierend auf diesen Ergebnissen denken wir, dass die State Bank of India weiterhin
eine relativ starke Performance erzielen wird. Im Bankensektor bleiben wir unter-
gewichtet, da die Bewertungen der Banken im privaten Sektor sehr hoch sind. Dennoch
haben wir unsere Untergewichtung im Bankensektor durch den Erwerb der State Bank
of India Aktien reduziert.
F: Im Juli erzielten die Autoverkäufe in Indien ein Rekordhoch. Wie sind ihre Erwar-
tungen in dem Sektor?
A: Grundsätzlich bleiben wir positiv gestimmt und sind seit dem Börsengang von Maruti
Suzuki in 2003 übergewichtet in der zyklischen Konsumbranche. Nach unseren Einschät-
zungen könnte die inländische Automobilnachfrage, die historisch um 13 bis 15% p.a.
gewachsen ist, auf circa 20% p.a. ansteigen. Wir sind der Meinung, dass Indien
sich hinsichtlich der Automobilnachfrage an einem Wendepunkt befindet, was auf
die steigenden Einkommen und das robuste Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist.
Wir sehen Maruti Suzuki als einzige reine Automobilfirma, welche auf dem inländi-
schen Markt agiert. Aktien der Automobilbranche machten im Juni rund 8% des Portfo-
lios aus.
F: Berichten zufolge erzeugt Indien sechs mal weniger Elektrizität als China. Gibt
es einen Energieengpass in Indien? Wie ist Ihre Einschätzung?
A: Indien hat in der Tat einen Versorgungsengpass durch die rasant wachsende Wirt-
schaft, begünstigt durch Entwicklungen wie die Urbanisierung, steigendem Konsum
sowie einer steigenden Nachfrage nach weißer Ware. Dieser Engpass wird einige Zeit
andauern, obwohl der private Sektor sehr bemüht ist weitere Kapazitäten neu zu
schaffen. Deshalb stehen wir dem Energiesektor positiv gegenüber. Eine unserer
Top-5-Positionen, neben der State Bank of India und Maruti Suzuki, ist Jindal
Steel & Power, einer der größten Energiehändler des Landes. Aufgrund der Markt-
stellung von Jindal Steel & Power erhalten sie, anstelle des staatlich regulierten
Tarifs, den Marktpreis für die Energie die sie verkaufen. Demzufolge sind wir im
Energieversorgersektor zuversichtlich und haben unsere Position in diesem Unter-
nehmen weiter aufgestockt. Insgesamt betrachten wir dies als weiteren Ausbau
unserer zunehmenden defensiven Positionierung des Portfolios.
F: Welche wesentlichen Portfolioveränderungen gab es im Juli und welchen Gründe
unterlagen diesen Entscheidungen?
A: Im Juli hat es keine wesentlichen Portfolioveränderungen gegeben. Wie zuvor
bereits erwähnt, werden wir schrittweise eine tendenziell defensivere Ausrichtung
einnehmen. Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung hat es eine Reduzierung der
Portfoliogewichtung von Maruti Suzuki gegeben. Dies geschah nachdem negative
Neuigkeiten zu einer starken Korrektur im Aktienkurs geführt hatten. Ungeachtet
dessen, ist der Juli meiner Meinung nach einer der besten Monate des Jahres bzw.
einer der wenigen Monate, in denen wir die Benchmark schlagen konnten. Diese Ent-
wicklung setzt sich auch im August fort und gegenwärtig liegt das Portfolio seit
Jahresbeginn ebenfalls vor der Benchmark. Die außergewöhnlich starke Entwicklung
der letzten drei Monate hat dazu beigetragen, dass der Fonds sich erneut in Richtung
erstes Quartil im Peergroupvergleich bewegt. Während der Fonds auf Jahresbasis
betrachtet etwas schwächelte und im vierten Quartil eingeordnet war, gehe ich davon
aus, dass der Fonds bis Mitte August in das dritte Quartil aufsteigen wird.
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Quelle: Investmentfonds.de
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