Investmentfonds.de
28.09.2010:
Family Offices: Kapitalerhalt durch Diversifikation auch in der Krise
Köln, den 28.09.2010 (Investmentfonds.de) -
Studie „Mythos Family Office 2010“ gibt zum zweiten Mal Einblicke
in die Arbeitsweise der diskreten Institutionen
Family Offices ist es gelungen, vergleichsweise sicher durch die
Finanzkrise zu steuern: 80 Prozent verzeichneten in den letzten
beiden Jahren keinerlei Liquiditätsengpässe. Dass dies nicht zuletzt
dem umsichtigen Vorgehen der Family Offices zu verdanken ist,
belegen die beiden für sie wichtigsten Kriterien bei der Vermögens-
anlage: Kapitalerhalt und Diversifikation. Ähnlich wie andere
institutionelle Investoren hat inzwischen ein Großteil der Family
Offices eine strategische Asset Allocation definiert. Und diese
musste von mehr als der Hälfte der Befragten auch im Zuge der
Krise nicht verändert werden, wie die aktuell veröffentlichte
Studie „Mythos Family Office 2010“ zeigt. „Wir konnten feststellen,
dass Family Offices ihre gegenüber anderen institutionellen
Anlegern größeren Anlagespielräume professionell nutzen, indem
sie sehr heterogene Anlageklassen und Finanzinstrumente einsetzen
und in diesen über eine hohe Expertise verfügen. So konnten sie
sicher durch die Krise navigieren“, unterstreicht
Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums,
wissenschaftlicher Leiter und Co-Autor der Studie.
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Bereits zum zweiten Mal ermöglicht die Partnerschaft zwischen dem
Bayerischen Finanz Zentrum e.V., der Complementa
Investment-Controlling AG und J.P. Morgan Asset Management
(Schweiz und Deutschland) Einblicke in die diskrete, der breiten
Öffentlichkeit üblicherweise verschlossene Welt der Family Offices,
die eine sehr vermögende Klientel betreuen. Vor dem Hintergrund der
jüngsten Verwerfungen an den Kapitalmärkten und den erheblichen
finanziellen Einbußen zahlreicher Marktteilnehmer lag das Augenmerk
der aktuellen Studie 2010 darauf, welche Veränderungen die Finanzkrise
bei Family Offices in den Bereichen Asset Management, Risikomanagement
und Investment-Controlling hervorgerufen hat. Zusätzlich wird das
Engagement von Family Offices in den Bereichen Private Equity,
Hedgefonds und Tangible Assets untersucht „Die sehr positive Resonanz
auf die erste Untersuchung und die kooperative Mitarbeit der Family
Offices haben uns bewogen, in diesem Jahr die vertrauensvolle
Zusammenarbeit fortzuführen. Unsere Arbeit wurde in erheblichem
Maße dadurch belohnt, dass sich die Zahl der mitwirkenden
Family Offices gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelte“,
betont Prof. Dr. Gerke.
Breit gestreutes Untersuchungssample
So wurden von Mai bis Juli 2010 insgesamt 64 Family Offices befragt,
während sich an der ersten Studie 2009 25 Family Offices beteiligten.
Die Teilnehmer der aktuellen Studie haben ihren Sitz vorwiegend in der
Schweiz (42,2 Prozent) und in Deutschland (39,1 Prozent), aber auch
in Großbritannien, Monaco oder den Bermudas. Auch die Vermögensinhaber
hinter den Family Offices kommen zumeist aus Deutschland und der
Schweiz sowie aus Nord- und Südamerika, dem Nahen Osten, Asien oder
Israel. Unter den Teilnehmern finden sich zu einem Drittel Single
Family Offices und zu rund zwei Dritteln Multi Family Offices. Von
den betreuten Vermögen im Untersuchungssample sind rund ein Zehntel
kleiner als 300 Millionen Euro, rund ein Viertel zwischen einer und
drei Milliarden Euro und ein weiteres Zehntel über drei Milliarden
Euro groß. Den größten Anteil haben mit 40,6 Prozent Vermögen zwischen
300 Millionen und einer Milliarde Euro.
Allokation individuell sehr unterschiedlich
Da sich mit der Finanzkrise für viele Anleger die Bedeutung von
Sicherheit und Liquidität gegenüber den Renditezielen gesteigert hat,
waren bei der vorliegenden Befragung Veränderungen von Risikobereitschaft,
strategischer Asset Allocation und Anlageprozessen sowie Renditeerwartungen
von besonderem Interesse. Die Professionalität der Family Offices zeigt
sich nicht zuletzt darin, dass mit 82,8 Prozent ein Großteil der Family
Offices eine strategische Asset Allocation etabliert hat.
Die effektive Allokation ist jedoch individuell sehr unterschiedlich
ausgeprägt. Insgesamt liegen die langfristigen Renditeerwartungen
für die Gesamtvermögen der Family Offices zwischen fünf und zehn
Prozent. Im Ländervergleich sind die Renditeerwartungen in Deutsch-
land etwas konservativer als in der Schweiz sowie den anderen Ländern.
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Der Wunsch nach Transparenz ist gestiegen Knapp über 80 Prozent der
befragten Family Offices nutzen eine umfassende Vermögens-
konsolidierung als Grundlage zur Schaffung von Transparenz in der
Investmenttätigkeit und als mögliche Basis für ein Investment-
Controlling. Der Wunsch nach Übersicht und Transparenz mag eine
Folge der Finanzkrise sein, in der nach eigenen Angaben einige
Family Offices aufgrund mangelnder Transparenz Risiken nicht oder
zu spät erkannten. Allerdings verfügt nur rund ein Viertel aller
Teilnehmer über ein umfassendes Performance-Reporting über alle
Vermögenswerte hinweg – Gründe hierfür könnten die Komplexität
der Vermögensstruktur und die dieser nicht immer gewachsene IT-
Infrastruktur bei den Family Offices sein.
Alternative Anlagen zunehmend im Fokus
Private Equity stellt für Family Offices eine wichtige Anlageklasse
dar. Aufgrund der hohen Renditeerwartungen von zehn bis 20 Prozent
haben die Befragungsteilnehmer rund acht Prozent des verwalteten
Vermögens in diese Anlageklasse allokiert. Mit 28 Prozent gibt fast
jedes dritte Family Office an, seine Private Equity-Allocation über
die nächsten zwölf Monate erhöhen zu wollen. Dabei werden Direkt-
und Co-Investitionen präferiert, aber auch indirekte Anlageformen
wie Limited Partnerships haben eine hohe Bedeutung.
Auch Hedgefonds haben sich in der Allocation alternativer Anlageformen
etabliert, nicht zuletzt da sie eine große Vielfalt möglicher Anlage-
gegenstände und -strategien umfassen können. Der durchschnittliche Anteil
beträgt bei allen untersuchten Family Offices sieben Prozent des
verwalteten Vermögens, bei den bereits Investierten liegt die Quote
sogar bei durchschnittlich 14,9 Prozent. Insgesamt berücksichtigen
rund 80 Prozent der befragten Family Offices Hedgefonds in der Allocation.
Entgegen der naheliegenden Vermutung stellen nicht etwa Spekulationsabsichten,
sondern vielmehr Diversifikationsgedanken die wichtigste Motivation für
Hedgefonds-Anlagen von Family Offices dar. Renditeerwartungen sind
demgegenüber weniger relevant. Die Studienteilnehmer bekundeten auch
für die Zukunft großes Interesse an Hedgefonds.
Tangible Assets ermöglichen Diversifikation
Family Offices investieren auch in exotischere Anlageklassen, die
typischerweise nicht in der Asset Allocation eines institutionellen
Investors zu finden sind: Luxus-Liegenschaften, Yachten, Pferde,
Kunstgegenstände oder Sammlungen wie Autos, Wein oder Uhren. Zwei
Drittel der befragten Family Offices investieren in solche Tangible
Assets. Als wichtigster Grund hierfür gilt die Diversifikation des
Vermögens, gefolgt von der persönlichen Vorliebe oder Leidenschaft
des Vermögens-inhabers. Aspekte wie Rendite oder Risiko sind nur
von untergeordneter Bedeutung. Von den Befragten wurde insbesondere
Kunst mit 55 Prozent vor Ferienliegenschaften mit 41 Prozent sowie
Wald und Farmland mit 36 Prozent genannt. „Aus Diversifikationsgründen
stellen Tangible Assets eine interessante Beimischung zu traditionellen
wie auch alternativen Portfolios dar. Tangible Assets sind mit den
anderen Anlageklassen schwach oder sogar negativ korreliert und
können sich in Krisensituationen deswegen oft als vorteilhaft erweisen“,
erläutert Dr. Sibylle Peter, Mitglied der Geschäftsleitung der
Complementa Investment-Controlling AG.
Diskrete Player am Finanzmarkt
Da Family Offices ein extrem hohes Maß an Diskretion pflegen, war es auch
dieses Jahr eine besondere Herausforderung, Teilnehmer für die Studie zu
gewinnen. Dies gelang vielfach nur aufgrund der langjährigen vertrauens-
vollen Zusammenarbeit, durch persönliche Ansprache und nachhaltige Bestätigung
der Wahrung der Anonymität der Ergebnisse. „Umso dankbarer sind wir den
zahlreichen Family Offices für das uns entgegengebrachte Vertrauen“, betont
Peter Schwicht, Leiter von J.P. Morgan Asset Management in Deutschland und
verantwortlich für das institutionelle Geschäft in Kontinentaleuropa. Er
betont, dass durch die enge Zusammenarbeit der drei Partner nun in Ergänzung
zu der ersten Studie zusätzlich auch der deutsche Markt etwas umfangreicher
abgedeckt werden konnte und der Themenbereich Alternative Assets integriert
wurde. „Wir freuen uns, mit den Ergebnissen der Befragung wieder interessante
Schlussfolgerungen – sowohl für die Teilnehmer als auch für die Branche –
ziehen zu können“, so das Fazit von Schwicht.
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Quelle: Investmentfonds.de
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