Investmentfonds.de
28.09.2010:
DIW Berlin: Deutsche Wirtschaft wächst 2010 um 3,4 Prozent
Köln, den 28.09.2010 (Investmentfonds.de) -
Ferdinand Fichtner, Leiter der Querschnittsgruppe Konjunkturpolitik am DIW Berlin
Experten sehen keinen Spielraum für Steuersenkungen und höhere Sozialausgaben
Die deutsche Wirtschaft hat sich überraschend gut von der Krise erholt.
Das DIW Berlin geht davon aus, dass sich der Wachstumskurs fortsetzt –
wenngleich in weniger rasantem Tempo als im ersten Halbjahr. „Wir kommen
2010 auf ein massives Jahreswachstum von 3,4 Prozent. 2011 wird die
deutsche Wirtschaft voraussichtlich ein Wachstum von 2 Prozent erreichen“,
sagte Ferdinand Fichtner, Leiter der neuen Querschnittsgruppe Konjunktur-
politik am DIW Berlin. „Das kräftige Wachstum senkt auch das Staatsdefizit“,
so Fichtner. „Trotzdem sollte die Bundesregierung ihren Sparkurs fortsetzen
und nicht mit Steuergeschenken um sich werfen.“
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Exporte treiben den Aufschwung
Das Wachstum wird 2010 vor allem von den Exporten getragen. „Besonders
in Schwellenländern wie China hat Deutschland Marktanteile hinzugewonnen“,
sagte Christian Dreger, Leiter der Konjunkturabteilung. Vor allem die
größeren Betriebe konnten hiervon profitieren und dadurch die Kurzarbeit
weiter abbauen. Doch viele Exporte, die zu dem Sommerhoch beigetragen
haben, waren während der Krise aufgeschobene Investitionen. „Weil große
Volkswirtschaften wie die USA und China jetzt schwächeln, werden sich
die überschäumenden Wachstumsraten bei den Exporten nicht fortsetzen“,
so Dreger. Für das Gesamtjahr 2010 rechnen die DIW-Experten mit einem
Wachstum von gut 15 Prozent, für 2011 mit knapp acht Prozent. „Die
Produktion in der Exportwirtschaft erreicht damit bald ein ähnliches
Niveau wie vor der Krise.“
Gute Stimmung der Konsumenten sorgt für große Binnennachfrage
Die privaten Haushalte haben im zweiten Quartal 2010 erstmals seit einem
Jahr wieder mehr konsumiert – rund 0,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal.
Auch in den nächsten Quartalen werde kräftig konsumiert. Die Konjunkturexperten
des DIW Berlin führen dies auf die stabilen Preise und auf die positive
Entwicklung auf dem Arbeitmarkt zurück. „Im Schnitt werden im nächsten Jahr
rund 40,4 Millionen Menschen arbeiten – so viele wie noch nie im vereinigten
Deutschland“, so DIW-Präsident Klaus Zimmermann bei der Vorstellung der
Konjunkturprognose des Instituts. „Das sorgt für gute Stimmung bei den
Konsumenten.“
Mögliche Konjunkturdämpfer aus USA und China
Da sich der Welthandel abkühlen wird, hängt das deutsche Wachstum im
nächsten Jahr stärker vom privaten Konsum ab. „Die US-Wirtschaft entwickelt
sich schon jetzt zögerlich“, sagt DIW-Experte Ferdinand Fichtner. Vor allem
der Konsum dort bleibe schwach, da die Bevölkerung weiter mit hoher
Verschuldung und Arbeitslosigkeit zu kämpfen habe. Für China rechnen die
DIW-Ökonomen dagegen weiter mit hohen Zuwachsraten – davon profitieren auch
die deutschen Exporte. Ein Risikofaktor seien jedoch die spekulativen
Überbewertungen am Immobilienmarkt. „Platzt die Blase, droht ein konjunk-
tureller Rückschlag, der aufgrund der engen Handelsbeziehungen auch nach
Deutschland überschwappen könnte“, so Fichtner.
Wachstum in der Eurozone driftet auseinander
Die Euro-Staaten wachsen weiter ungleich – die Spannweite im zweiten Quartal
lag zwischen 2,2 Prozent in Deutschland und -1,8 Prozent in Griechenland. Vor
allem in den südlichen Ländern und Irland werden die Sparanstrengungen noch
länger das Wachstum belasten. „Die Euro-Krise ist keineswegs ausgestanden.
Die Kapitalmärkte signalisieren weiter eine hohe Unsicherheit, die Risiko-
aufschläge auf Staatsanleihen einiger hoch verschuldeter Euro-Länder klettern
von Rekordhoch zu Rekordhoch“, so DIW-Präsident Zimmermann. In den übrigen
Staaten dürfte sich die Lage 2011 aber weiter erholen.
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Bundesregierung darf Sparkurs nicht verlassen
„Trotz der überraschenden Steuermehreinnahmen sehen wir für Steuersenkungen
und höhere Sozialausgaben weder Anlass noch Spielraum“, sagte der
DIW-Präsident. Maastricht-Vertrag und Schuldenbremse würden die schwarz-gelbe
Regierung dazu zwingen, die zusätzlichen Einnahmen für eine schnellere
Haushaltssanierung zu nutzen. „Da wir davon ausgehen müssen, dass die Exporte
in der nächsten Zeit deutlich schwächer ausfallen, muss hier in Deutschland
die Binnennachfrage stabil bleiben.“ Entscheidend dafür sei ein stabiler
Arbeitsmarkt, so Zimmermann. „Die Regierung muss sich auf den demografischen
Wandel einstellen und frühzeitig den Fachkräftemangel bekämpfen. Das wird die
Arbeitslosigkeit gering halten und damit die Haushalte zum Konsumieren
animieren."
Quelle: Investmentfonds.de
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