Investmentfonds.de
07.10.2010:
Marktkommentar Templeton Emerging Markets
Köln, den 07.10.2010 (Investmentfonds.de) -
Kommentar von Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Asset Management Ltd
Überblick
Die Schwellenmärkte präsentierten sich im dritten Quartal 2010
stark. Trotz dürftiger Ergebnisse im August sorgten dynamische
Rallys in den Monaten Juli und September für einen Quartalsertrag
von 18,2% in US-Dollar. Die überdurchschnittliche Performance
war zum großen Teil auf positive Wirtschaftsdaten aus
Schwellenmärkten zurückzuführen. Unerwartet gute Unternehmens-
ergebnisse, gestiegene Rohstoffpreise und starke
Schwellenländerwährungen sowie kräftige Kapitalströme in die
Schwellenmärkte stützten die Wertentwicklung des Marktes
zusätzlich.
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Zu den Spitzenreitern zählten infolge einer Erholung der regionalen
Währungen und der Rohstoffpreise die lateinamerikanischen
Märkte. Aber auch die osteuropäischen Märkte entwickelten
sich erfreulich, was einem stärkeren Euro und besseren
makroökonomischen Daten zu verdanken war. In Asien sorgten
rege Portfoliozuflüsse für anziehende Kurse. Die meisten Märkte
beschlossen das Quartal mit zweistelligen Zuwächsen.
Aktuelles aus den Regionen
China überholte Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt
und bekräftigte damit seine wachsende politische und wirtschaftliche
Bedeutung. Die chinesische Wirtschaft wuchs in den
ersten sechs Monaten 2010 im Jahresvergleich um 11,1% und
damit deutlich stärker als im Halbjahr 2009 mit 7,4%. China
wies im dritten Quartal erneut solide Wirtschaftsdaten aus. Die
Inlandsnachfrage blieb hoch. Einzelhandelsumsätze und Importe
legten im August mit jeweils 18,4% bzw. 35,2% gegenüber
dem Vorjahr beschleunigt zu. Auch die Investitionen hielten
sich auf hohem Niveau. Die städtischen Anlageinvestitionen
stiegen in den ersten acht Monaten 2010 im Jahresvergleich
um 24,8%. Im September führte China gezielte Maßnahmen
zur Abkühlung des Immobilienmarkts ein. China und Vietnam
unterzeichneten im Zuge ihrer anhaltenden Bemühungen um
engere bilaterale Zusammenarbeit im September mehr als 50
Handels- und Investitionsvereinbarungen über 1,9 Mrd. USDollar.
Das südkoreanische BIP wuchs in den im Juni 2010 abgelaufenen
drei Monaten mit 7,2% im Jahresvergleich unerwartet
schnell. Im ersten Quartal des Jahres hatte die Expansion 8,1%
gegenüber dem Vorjahr betragen. Südkoreas robuster Wirtschafts-
aufschwung veranlasste die Zentralbank im Juli zur
ersten Zinsanhebung seit Beginn der globalen Finanzkrise
2008. Der Leitzins wurde um 25 Basispunkte (0,25%) auf
2,25% heraufgesetzt. Weltweit hohe Exportnachfrage stützte
erneut den Handelssektor. Die Exporte stiegen im Juli gegenüber
dem Vorjahr um ganze 28,3% auf 40,9 Mrd. US-Dollar.
Die heimische Wirtschaft wies ebenfalls Anzeichen für anziehende
Nachfrage auf. Einzelhandelsumsätze und Investitionen
in Maschinen und Anlagen nahmen schneller zu. Die Einzel-
handelsumsätze stiegen von 3,8% im Juni mit 8,6% im Juli auf
mehr als das Doppelte (jeweils im Vorjahresvergleich). Im
Rahmen der Initiativen zur Verbesserung der Handels- und
Wirtschaftsbeziehungen mit Lateinamerika unterzeichnete
Südkorea mit Peru sein zweites Freihandelsabkommen (FTA) in
der Region.
Das BIP-Wachstum in Indien stieg im zweiten Quartal 2010
von 8,6% im Jahresvergleich in den ersten drei Monaten des
Jahres auf 8,8%. Treibende Faktoren waren unter anderem
Produktion, Dienstleistungsgewerbe und Landwirtschaft. Die
Reserve Bank of India verschärfte ihre Politik im Quartal aus
Sorge um die Inflationsentwicklung weiter. Der umgekehrte
Repo-Satz wurde insgesamt um 125 Basispunkt (1,25%) auf
5,0% erhöht, der Repo-Satz um 75 Basispunkte (0,75%) auf
6,0%. Rege Inlandsnachfrage heizte den Inflationsdruck weiter
an. Das Wachstum der Industrieproduktion erholte sich im Juli
von 5,8% auf 13,8% im Jahresvergleich. Das war vor allem auf
höhere Wachstumsraten in der Produktion und im Maschinen-
und Anlagenbau zurückzuführen.
Die brasilianische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal 2010
gegenüber dem Vorjahr um 8,8%. Das entsprach in etwa den
im ersten Quartal erzielten 9,0%. Zentralbankpräsident Henrique
Meirelles rechnet für den Rest des Jahres mit etwas
schwächerem Wachstum und einem BIP-Zuwachs von 7,3% im
Jahresvergleich für 2010. Zu den wichtigsten Wachstumstreibern
zählten im zweiten Quartal die Investitionen. Sie legten im
Jahresvergleich um 26,5% zu – gegenüber 2,4% in den drei
Vormonaten. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, da sich die
Infrastrukturausgaben im Vorfeld der Fußball-WM 2014 und der
Olympischen Spiele 2016 schneller erhöhen dürften. Die Zentralbank
straffte die währungspolitischen Zügel weiter, indem sie
den Leitzins um 50 Basispunkte (0,5%) auf 10,75% heraufsetzte.
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Der Verbraucherpreisindex ging im August gegenüber dem
Vorjahr auf 4,5% zurück. Damit liegt die Rate gerade noch im
Zielband der Zentralbank fürs Jahresende.
Das südafrikanische BIP nahm im zweiten Quartal 2010 im
Quartalsvergleich um 3,2% zu. Im ersten Quartal hatte das
Wachstum noch 4,6% betragen. Wichtige Wachstumstreiber
waren unter anderem Produktion und tertiärer Sektor. Die
südafrikanische Notenbank lockerte ihre Währungspolitik im Quartal
erneut. Sie senkte ihren Leitzins um 50 Basispunkte (0,5%)
auf 6,0%. Die Inflation hielt sich auf dem niedrigsten Stand seit
vier Jahren und blieb im Rahmen der von der Zentralbank anvisierten
Bandbreite von 3% bis 6%. Die Verbraucherpreise erhöhten
sich im Juli im Jahresvergleich um 3,7% gegenüber
4,2% vom Juni.
Die russische Wirtschaft wuchs kräftig weiter. Das BIP-Wachstum
erhöhte sich im zweiten Quartal von 2,9% im ersten
im Jahresvergleich auf 5,2%. Industrieproduktion und Output
des verarbeitenden Gewerbes zogen im August an. Die Industrie-
produktion stieg, jeweils im Jahresvergleich, von 5,9% im Juli
auf 7,0% im August. Der Output des verarbeitenden Gewerbes
legte mit 11,1% gegenüber dem Vorjahr nach 8,0% im Juli
ebenfalls schneller zu. Zur Stützung der Wirtschaft ließ die
Zentralbank ihren Leitzinssatz unverändert auf einem Rekordtief
von 7,75%. Das Finanzministerium veröffentlichte seinen
Haushaltsplan für 2011/2013, der eine Rückführung des Defizits
von geplanten 5,4% im Jahr 2010 auf 2,9% bis 2013 vorsieht.
Außerdem soll die Regierung aus der Teilprivatisierung
von Staatsbetrieben rund 30 Mrd. US-Dollar einnehmen.
Obwohl das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2010 im Vergleich
zu den ersten drei Monaten des Jahres nachließ, verzeichnete
die Türkei erneut zweistellige Wachstumsraten. Das
BIP steigerte sich im Jahresvergleich um 10,3% gegenüber
11,7% im ersten Quartal. Ein maßgeblicher Faktor waren dabei
hohe Investitionen. Durch mehr private und öffentliche Investitionen
stieg das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen auf ein
Sechsjahreshoch von 28,7% im Jahresvergleich. Auch der
Handelssektor verzeichnete mit einem Exportanstieg um 12,1%
gegenüber dem Vorjahr höheres Wachstum – nach einem
Rückgang um 0,3% im ersten Quartal. Die Verbraucherpreise
stiegen, jeweils im Jahresvergleich, von 7,6% im Juli auf 8,3%
im August. Ursächlich waren vor allem höhere Preise für Nahrungsmittel
und Getränke. Zur Stützung der heimischen Wirtschaft
beließ die Zentralbank ihren Leitzins jedoch unverändert
auf einem Rekordtief von 7,0%.
Ausblick
Die Schwellenmärkte setzen ihre langfristige Hausse fort. Die
Aktienkurse tendieren also weiter aufwärts. Der Wirtschafts-
aufschwung in den Schwellenländern ist angesichts ihrer starken
Fundamentaldaten nachhaltig. Neben den starken makroökonomischen
Daten, die berichtet wurden, sind die finanziellen
und fiskalpolitischen Indikatoren nach wie vor positiv. Die
Schwellenmärkte werden natürlich Korrekturen erleben, doch
langfristig das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern wider-
spiegeln. Global betrachtet stehen wir noch am Anfang einer
Aufschwungphase. Wir müssen jedoch jedes Land individuell
einstufen, da nicht alle Volkswirtschaften im gleichen Stadium
sind. Während manche Industrieländer noch hinterherhinken,
haben sich etliche Schwellenmärkte bereits erholt. In manchen
Teilen der Welt gab es gar keine Rezession. Daher muss man
jedes Land für sich betrachten. So ist die brasilianische
Wirtschaft in hohem Tempo weitergewachsen, während sich auch
der Lebensstandard erhöht hat. Das Gleiche galt für China und
schlug sich in der Ablösung Japans als zweitgrößte Volkswirtschaft
der Welt nach den USA nieder. Das bekräftigte die
wachsende politische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes.
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Sollten sich die aktuellen Wachstumstrends fortsetzen,
könnte China schon 2030 den USA den Rang als größte
Volkswirtschaft der Welt ablaufen. Als wertorientierte Investoren
entdecken wir auf Einzeltitelbasis in fast allen Schwellenländern
nach wie vor verschiedene reizvolle Aktien.
Quelle: Investmentfonds.de
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