Investmentfonds.de
20.10.2010:
BNP Paribas: Schwellenländeranleihen in Landeswährung auf neutral zurückgestuft
Köln, den 20.10.2010 (Investmentfonds.de) - Seit Anfang Juli legten Aktien der
Industrieländer um fast 16% zu, während die Renditen für 10-jährige USTreasuries
um 47 Bp und die für Bundesanleihen um 30 Bp nachgaben. Dies könnte unterschied-
liche Einschätzungen der wirtschaftlichen Aussichten wiederspiegeln, wobei die
Rentenmärkte pessimistischer scheinen als die Aktienmärkte. Es gibt jedoch
einen Faktor, der beide Märkte stark beeinflusst: die Geldpolitik. Eine quantita-
tive Lockerung in Japan und den USA würde die Renditen belasten und gleichzeitig,
zumindest theoretisch, die Konjunktur ankurbeln, was sich positiv auf die Aktien-
kurse auswirken würde.
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Ob diese Maßnahme die gewünschten Ergebnisse zeigt, bleibt abzuwarten. Die Renditen
sind bereits niedrig, so dass ein weiterer Rückgang keinen großen Unterschied machen
würde. Vielleicht sind es also die Aktienmärkte, die einen übertriebenen Optimismus
an den Tag legen. Doch wir haben noch weitere Vorbehalte. Mögliche Steuererhöhungen,
eine Verschärfung der Regulierung, Währungsmanipulation und anhaltender Stress an den
Anleihenmärkten der Eurozone sind negative Faktoren. Aufgrund dieser Überlegungen
und unserer Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum behalten wir unsere Unter-
gewichtung von Aktien bei. Wir rechnen nicht damit, dass Renditen in der nahen Zukunft
stark ansteigen werden, so dass die gegenläufige Bewegung von Aktien- und Rentenmärkten
zu einem Ende kommen könnte.
Wir reduzierten unser Engagement in Schwellenländeranleihen in Landeswährung auf
neutral. Damit haben wir die Anlageklasse Schwellenländeranleihen insgesamt neutral
gewichtet, da wir uns aufgrund der rückläufigen Wachstumsindikatoren in einer Reihe
von Schwellenländern für Gewinnmitnahmen entschieden haben. Die Maßnahmen, die derzeit
und möglicherweise in der nächsten Zeit ergriffen werden, um einer Aufwertung der
Landeswährungen entgegenzuwirken, bedeuten für uns, dass eine Übergewichtung nicht mehr
durch potenzielle Devisengewinne gerechtfertigt ist. Wir kauften Staatsanleihen und
bauten dadurch unsere Untergewichtung dieser Anlageklasse ab. Bei Unternehmensanleihen
des Investment Grade Segments sind wir übergewichtet. Wenn es zu einer quantitativen
Lockerung kommt und diese die Renditen belastet, gehen wir davon aus, dass Anleger
bei der Suche nach höheren Renditen eher auf Unternehmensanleihen als auf Aktien
zurückgreifen werden.
Die Besorgnis über einen internationalen Währungskrieg, der möglicherweise in einen
weltweiten Handelskrieg ausarten könnte, nahm zu. Brasilien kündigte Steuern auf
Kapitalzuflüsse an, um dem Anstieg des Real entgegenzuwirken. Eine quantitative
Lockerung, unabhängig davon, ob sie tatsächlich stattfindet oder sich noch in
der Diskussion befindet, ist eine andere Technik, um einem Währungsanstieg ent-
gegenzuwirken: sie sorgt für zusätzliche Liquidität und belastet die Renditen.
Seitdem die Fed die Möglichkeit einer zweiten Runde der quantitativen Lockerung
(QE II) erwähnte, fiel der Dollar ebenso wie die Renditen für zweijährige
Staatsanleihen. Die Bank of Japan kündigte weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen
an und senkte ihren Leitzins. Dennoch gab der Yen kaum nach.
Politische Entscheider in den USA sind sich über den Nutzen einer weiteren geldpoli-
tischen Lockerung nicht einig. Sicher ist, dass das Wirtschaftswachstum die optimis-
tischen Prognosen, die die Fed im Sommer veröffentlichte, nicht erreichen kann.
Selbst in der optimistischen Stimmung im Juli ging die Feld nur von einem schrittweisen
Abbau der Arbeitslosigkeit aus. Eine eventuelle Korrektur der Wachstumsprognose nach
unten könnte den Startschuss für QE II geben. Da sich die Entscheider nicht einig
sind, gehen wir von einer schrittweisen Vorgehensweise aus.
Die EZB sieht keine quantitative Lockerung vor. Dennoch ist ein Anheben des Leitzinses
ausgeschlossen und das wahrscheinlich noch bis 2012, denn wenn die EZB eine Straffung
der Geldpolitik beschlösse, während Japan und die USA eine quantitative Lockerung
anordnen, hätte dies einen rasanten Anstieg des Euro zur Folge, der die von Exporten
getragene wirtschaftliche Erholung der Eurozone zweifellos ins Wanken bringen würde.
Unter den in der letzten Woche veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus den USA sorgten
vor allem die Konsumausgaben und der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe für
erfreuliche Überraschungen. Dennoch zeichnet sich nicht ab, dass die Verbraucher
bereit wären, eine Hauptrolle bei der wirtschaftlichen Erholung zu spielen.
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Die Arbeitsmarktlage und der Häusermarkt geben weiter Anlass zu Besorgnis. Das
Einkommenswachstum bleibt ebenfalls schwach. Der ISM-Index für das verarbeitende
Gewerbe lag knapp unter den Erwartungen, deutet aber auf ein gesundes Wachstum hin.
Besorgniserregender ist der deutliche Rückgang des Index für Auftragseingänge. Die
Wirtschaftsdaten aus der Eurozone enttäuschten. Die Einzelhandelsumsätze waren
überraschenderweise rückläufig. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 10,1%.
Positive Nachrichten kamen aus Japan, wo die Arbeitslosenquote zum zweiten Monat in
Folge rückläufig war. Gleichzeitig war ein leichter Anstieg der Anzahl der freien
Stellen pro Arbeitssuchendem zu verzeichnen. Doch im verarbeitenden Gewerbe, der
wichtigsten Triebfeder des japanischen Wirtschaftswachstums, fiel der Einkaufsmana-
gerindex unter 50 und wies damit zum ersten Mal seit Juni 2009 auf einen Rückgang der
Produktion hin. Da das Land in der Deflation gefangen scheint, war es nicht weiter
erstaunlich, dass die Zentralbank Maßnahmen ergriff, um die Konjunktur anzukurbeln.
Quelle: Investmentfonds.de
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