Investmentfonds.de
27.10.2010:
Sparinvest: Kommentar Value Bonds
Köln, den 27.10.2010 (Investmentfonds.de) -
Klaus Blaabjerg, Lead Portfolio Manager
In seinem aktuellen Bericht schreibt Klaus Blaabjerg,
Lead Portfolio Manager bei Sparinvest, zur Situation
für die Value Bonds:
Das dritte Quartal verlief für die drei Fonds, welche die
Sparinvest Value Bonds-Strategie umsetzen, erfreulich.
Allesamt profitierten sie nämlich von der nun größeren
Klarheit hinsichtlich der mit Spannung erwarteten neuen
Vorgaben für die Bankenaufsicht – der Basel III-Richtlinie
– sowie von der Eindämmung des systemischen Risikos
in Europa. Darüber hinaus kamen uns die wieder inten-
siveren M&A-Aktivitäten an den Aktienmärkten in Form
einer Reihe von Unternehmensübernahmen zugute,
aufgrund derer einige der von uns gehaltenen Anleihen
um etwa 20% zulegten. Gleichzeitig blieb die Ausfallrate
dank der hohen Qualität der Fonds bei 0%. Für das
vierte Quartal erwarten wir eine Fortsetzung der oben
erwähnten positiven Entwicklungen – denn die Qualität
ist hoch, und die zugrunde liegenden Vermögenswerte
sind nach wie vor preiswert.
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Wirtschaftsausblick
Durch die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die im
Frühjahr eingesetzt hatte, befürchtete man, dass die
Erholung möglicherweise gefährdet sein könnte. Wir
halten diese Sorgen jedoch größtenteils für unan-
gebracht und sind der Meinung, dass eine erneute
Rezession eher unwahrscheinlich ist. Mittzyklische
Schwächephasen sind nichts Ungewöhnliches und set-
zen in der Regel etwa vier bis sechs Quartale nach dem
Beginn einer Konjunkturerholung ein. Allerdings drohen
den Volkswirtschaften keine massiven mittzyklischen
Rückschläge. Ein Grund dafür ist der Umstand, dass
die Zeit bisher nicht ausgereicht hat, um erneut jene
Überschusskapazitäten aufzubauen, die Volkswirtschaften
für einen Zusammenbruch anfällig machen. Außerdem
sind die Wirtschaftsaktivitäten bisher noch nicht wieder
so ausgeprägt, um Inflationsbesorgnisse zu rechtfertigen.
Deshalb wird eine lockere Geldmarktpolitik beibehalten
(die im aktuellen Zyklus sogar extrem locker ist). Aus
diesem Grund wird das nächste Stadium des Zyklus wohl
eher von einer erneuten Beschleunigung des Wachstums
– wenn auch in moderater Form – geprägt sein als von
einer neuerlichen Abwärtsspirale.
Die Wirtschaftsaktivitäten haben sich weltweit größten-
teils weiter erholt. Die zuletzt in China veröffentlichten
Wirtschaftsdaten sprechen dafür, dass der Abschwung
mittlerweile wohl hinter uns liegt. So haben die politischen
Entscheidungsträger dort ihre Verschärfungsmaßnahmen
zuletzt wieder gelockert. In Europa sorgten die
Wirtschaftsaktivitäten im Allgemeinen ebenfalls für
positive Überraschungen und umfangreiche politische
Maßnahmen zur Lösung der fiskalischen Probleme
wurden bereits eingeleitet. Derzeit geben insbesondere
die USA Anlass zur Sorge. Die Unsicherheit um den
Ausgang der Zwischenwahlen sowie um die zukünftige
Steuerpolitik birgt ein Risiko. Unserer Meinung nach han-
delt es sich bei dem unterdurchschnittlichen Wachstum
aus dem zweiten Quartal – das auf einen drastischen
Umschwung bei den Handelsaktivitäten zurückzuführen
war – lediglich um eine temporäre Anomalie. Wir gehen
davon aus, dass sich das Wachstum im weiteren Verlauf
des Jahres wieder leicht beschleunigen wird.
Eine Reaktion auf den Abschwung ist allerdings eine nun
noch lockerere Geldmarktpolitik. Während die meisten
Schwellenländer nach wie vor ein kräftiges Wachstum
vorlegen, signalisierten die Notenbanker nahezu überall,
dass sie von einer weiteren Verschärfung ihrer monetä-
ren Strategie vorerst absehen möchten. Dadurch wurde
bereits ein Rückgang der Geldmarktzinsen ausgelöst. In
den USA und in Japan verkündeten die Notenbanken dar-
über hinaus sogar ihre Absicht, weitere Vermögenswerte
aufzukaufen, bis das Wachstum wieder anzieht, was
ein deutliches Abflachen der Zinskurve zur Folge hatte.
Derweil sorgen die niedrigeren Anleihenrenditen bereits
dafür, dass viele Hypotheken refinanziert werden und das
Emissionsvolumen bei Unternehmensanleihen wieder
ansteigt. Dies stützt unsere Prognose eines in der zweiten
Jahreshälfte moderat kräftigeren Wachstums.
Schwache Erholungstendenzen sind aber nicht
zwangsläufig auch ein Hinweis auf schwache
Finanzmärkte. Im Gegenteil, denn die Kombination
einer außerordentlich lockeren Geldmarktpolitik und
eines Wirtschaftswachstums, das für demnächst bessere
Zeiten spricht – jedoch nicht kräftig genug ist, um eine
Verschärfung der Geldmarktpolitik nach sich zu ziehen –
bietet für die Kursentwicklung der meisten Finanzwerte
ein recht günstiges Umfeld.
Ausblick für Nicht-Finanzanleihen
Die meisten Unternehmen verzeichnen nach wie vor eine
Erholungstendenz und gehen weder bei der Einstellung
neuer Mitarbeiter noch bei den Investitionen über das
hinaus, was zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs
erforderlich ist. So bleiben die Verbindlichkeiten der
Firmen entweder stabil oder gehen sogar zurück, so
dass sich die Kennzahlen für die Kapitalausstattung
verbessern. Rund 70% der Unternehmen mit in Umlauf
befindlichen Anleihen bauen ihre Schulden derzeit
ab. Darüber hinaus deuten der freie Cashflow sowie
die Liquiditätskennzahlen auf ein zukünftig niedriges
Ausfallrisiko hin. Dies spiegelt sich auch in unserem
Modell zur Prognose der Ausfallquoten für die kommen-
den Quartale wider. Wie Sie der nachfolgenden Grafik
entnehmen können, gibt das Modell die tatsächliche
Entwicklung der Ausfallrate sehr gut wider.
Das Modell prognostiziert die zukünftige Zahl der
Nichtbedienungen auf Basis der Senior Loan Officer-
Umfrage (die unter 50 US-Banken und 20 Nicht-US-
Banken durchgeführt wird), sowie der Zahlen zur
Industrieproduktion und zur Finanzierungslücke der
US-Notenbank.
Die Industrieproduktion ist dabei die einzige aussa-
gekräftige Variable, die momentan schwach tendiert.
Aber selbst unter Berücksichtigung der von allen zur
Industrieproduktion vorliegenden Zahlen „pessimistischs-
ten“ Prognose spricht das Modell dafür, dass die globale
Ausfallrate von derzeit 3% auf 2% zurückgehen wird.
Geht man dabei von einer Erholung um grob geschätzt
50% aus, dann ergibt sich aus einer Ausfallrate von 2%
eine erwartete Verlustquote für Investments in globale
Hochzinsanleihen von 1%. Derzeit liegt die optionsberei-
nigte Zinsdifferenz des Merrill Lynch Global High Yield-
Index jedoch bei 6%. Und 6% ist natürlich wesentlich
höher als der erwartete Verlust durch Nichtbedienungen
von 1%. Damit bieten diese Papiere nach wie vor ein
Ertragspotenzial, obwohl dieser Markt schon einige große
Schritte hin zu einer Normalisierung getan hat. Ein posi-
tiver Aspekt der niedrigen Industrieproduktion ist jedoch
der Umstand, dass marktführende Unternehmen dadurch
einen möglichen Verlust der Bilanzqualität ganz genau im
Auge behalten werden. Mit anderen Worten werden die
CEOs wohl versuchen, Barreserven aufzubauen anstatt
diese Mittel bei einem lediglich moderaten Wachstum für
Dividenden und Aktienrückkäufe auszugeben.
Allerdings ist der Markt für Unternehmensanleihen wei-
terhin offen, und wir gehen davon aus, dass immer mehr
Firmen diesen Umstand für sich nutzen werden. Da die
Unternehmen ihre angestrebten Verschuldungsquoten all-
mählich erreichen und ein Wachstum der Bruttogewinne
aufgrund des unterdurchschnittlichen Wachstums der
zugrunde liegenden Volkswirtschaften außerdem immer
schwieriger wird, erwarten wir, dass sich Firmen hoher
Liquidität und guter Bonitätsqualität dazu genötigt sehen
werden, am Markt für Unternehmensanleihen (zu einem
Zins von 3 bis 4%) Mittel aufzunehmen, um so Marktanteile
hinzuzugewinnen oder ihre Kapazitäten auszuweiten.
Deshalb gehen wir davon aus, dass dieses Umfeld
Value-Unternehmen zugute kommen wird. Zunächst
einmal verfügen solche Firmen über solide Bilanzen, so
dass sie keine Probleme haben sollten, Wachstumsraten
von 1 bis 2% vorzulegen. Darüber hinaus sind sie auf
Grundlage diverser Kennzahlen preiswert, so dass sie
potenzielle Übernahmeziele sind. Als Anleihen-Investoren
verfügen wir über adäquate „Change-of-Control“-
Verträge, und werden von Übernahmen der von uns
gehaltenen Small Cap-Unternehmen profitieren. Solche
Transaktionen waren in diesem Sommer bereits mehrfach
zu verzeichnen.
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Ausblick für Finanzanleihen
Bereits seit langem vertreten wir die Auffassung,
dass Anleihen von Finanzunternehmen wie Banken
und Versicherungsgesellschaften sehr preiswert sind.
Am offensichtlichsten trat dies bei den Anleihen von
Versicherern zutage, da die Mehrheit dieser Firmen ihre
Lehren aus dem Abschwung der Jahre 2000 bis 2002
gezogen hat und so die Kreditkrise von 2007 und 2008 in
recht guter Verfassung überstehen konnte. Bei Anleihen
von Banken hatten wir es hingegen mit einer klassischen
„Kreditsanierung“ zu tun. Nach der Kreditkrise war klar,
dass die Banken neues Kapital aufnehmen und ihre
Schulden abbauen mussten. Ein starker Katalysator war
dabei die Neuregelung der Bankenaufsicht in Form der
Basel III-Richtlinie. Die nachfolgende Tabelle gibt auf
Grundlage einer Bottom Up-Analyse einige Hinweise auf
die erneute Stärke der europäischen Bankenbranche. Wie
man dieser Tabelle entnehmen kann, haben alle Banken
bis auf wenige Ausnahmen ihre Bilanzen gestärkt und
mittels der „Core Tier 1 Ratio“ Kapital aufgenommen.
Britische Banken scheinen gegenüber Instituten aus dem
Euroraum dabei zwar die Nase vorn zu haben, können mit
der Stärke skandinavischer und schweizerischer Banken
aber nicht mithalten. Banken aus Skandinavien, der
Schweiz und Großbritannien liegen augenscheinlich auch
bei den Gewinnen vor den Banken des Euroraums. Ein
offensichtlicher Schwachpunkt scheint in dieser Hinsicht
bei den südeuropäischen Banken – aus Spanien und
Griechenland – zu liegen, was aber keine Überraschung
sein sollte.
Für den weiteren Verlauf des Jahres 2010 sowie für 2011
erwarten wir, dass Anleihen von Banken im Vergleich zu
den Anleihen von Nicht-Finanzunternehmen nach wie
vor attraktiv sind.
Quelle: Investmentfonds.de
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