Investmentfonds.de
02.11.2010:
Union Investment: Deutsche Großanleger meiden Risiken
Köln, den 02.11.2010 (Investmentfonds.de) - Das Sicherheitsbedürfnis deutscher
institutioneller Anleger hat sich durch die Finanzkrise deutlich verändert: Das
Erzielen hoher Renditen spielt für die meisten institutionellen Investoren derzeit
eine untergeordnete Rolle. Sicherheit und Liquidität stehen klar im Vordergrund. Zu
diesem Ergebnis gelangt die aktuelle Risikomanagementstudie von Union Investment.
Seit 2005 untersucht die Asset Management Gesellschaft regelmäßig die Präferenzen
institutioneller Anleger hinsichtlich der für die Kapitalanlage besonders relevanten
Aspekte von Sicherheit, Rendite und Liquidität. Für die diesjährige, repräsentative
Studie wurden dazu im Sommer (Juni bis Juli) 83 institutionelle Anleger wie Banken,
Versicherungen, Unternehmen oder Stiftungen mit einem Gesamtanlagevolumen von
rund 360 Milliarden Euro befragt.
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Auffällig ist der signifikante Rückgang der Renditepräferenz. Spielte die Rendite
2007 noch für 27 Prozent der Profianleger eine bedeutende Rolle, so fiel der Wert
in den darauffolgenden Jahren kontinuierlich bis auf aktuell nur sieben Prozent.
Demgegenüber stieg das Sicherheitsbedürfnis in Folge der Finanzmarktkrise im
gleichen Zeitraum von 22 Prozent auf heute 70 Prozent (Grafiken finden Sie hier).
„Diese Entwicklungen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille“, kommentierte
Alexander Schindler, Vorstandsmitglied bei Union Investment und zuständig für
das Geschäft mit institutionellen Kunden, dieses Ergebnis. „Eine Mehrrendite
lässt sich nur unter Inkaufnahme erhöhter Risiken erreichen. Steigt also
Sicherheitsbedürfnis der Anleger, so sollte sich dadurch automatisch die Bedeutung
der Rendite für den Investor verringern.“
Dieser Zusammenhang, wird auch bei der Asset Allocation der meisten institutionellen
Investoren sichtbar. So zeigt ein Vergleich der Vermögensaufteilung der befragten
Investoren von 2008 und heute, dass in den vergangenen zwei Jahren der Anteil an
Renten und Geldmarktinstrumenten kräftig zugenommen, der Anteil renditeorientierter
Aktienprodukte aber abgenommen hat. „Die zuletzt von Marktbeobachtern ausgemachte
wieder wachsende Risikobereitschaft institutioneller Investoren konnte durch die
Studienergebnisse, vor allem im Vergleich mit den Jahren 2007 und 2006, nicht
bestätigt werden“, machte Schindler deutlich. Zwar sei die Bedeutung des Sicher-
heitsaspekts im Verlauf der vergangenen zwölf Monate von 81 auf 70 Prozent zurück-
gegangen, befinde sich aber immer noch auf einem sehr hohem Niveau. „Insbesondere
vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich die Bedeutung der Rendite auf einem
Tiefpunkt befindet, kann von einer wirklichen Hinwendung der Investoren zur Risi-
koübernahme keine Rede sein, und der Ertragsdruck dürfte dadurch mittelfristig
weiter steigen“, so das Vorstandsmitglied von Union Investment.
Zunahme der Verlustaversion bemerkbar
Nicht nur die Anlagepräferenzen der Großanleger haben sich in der Finanzmarktkrise
deutlich verändert. Auch die Wahrnehmung dessen, was als zentrales Risiko für die
eigene Anlage betrachtet wird, hat sich verändert. Lange Zeit hatten viele
Investoren ihre Kapitalanlage über benchmarkorientierte Strategien gesteuert und
als Risiken hauptsächlich die Volatilität der Benchmark sowie das Ausmaß der
Abweichung betrachtet. „Aufgrund der großen Marktschwankungen im Zuge der Finanzmarkt-
krise prägte die absolute Verlusthöhe dagegen zunehmend häufiger das von den Anlegern
wahrgenommene Risiko“, erläuterte Prof. Dr. Lutz Johanning von der WHU – Otto
Beisheim School of Management, einer der Autoren der Studie. „Entsprechend rücken
Absolut-Return-Mandate und Wertsicherungskonzepte heute verstärkt in den Fokus
der Investoren.“
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Reputations- und Umweltrisiken werden stärker wahrgenommen
Generell spielen für die Anlageentscheidungen institutioneller Investoren auch
allgemeine Risiken eine Rolle, die über die klassischen Kapitalmarktrisiken wie
Marktpreis- oder Kreditrisiken hinaus gehen. Aus diesem Grund wurden die Anleger
in diesem Jahr erneut zur Bedeutung verschiedener Risikoarten befragt. Wie in den
vergangenen Umfragen sind rechtliche Risiken weiterhin der bedeutendste allgemeine
Risikofaktor. 69 Prozent der Investoren bezeichneten Vertrags-, Haftungs- oder
Prozessrisiken als wichtig bzw. sehr wichtig. Im vergangenen Jahr waren es 62
Prozent. Besonders auffällig erscheint indes die starke Bedeutungszu-nahme von
Reputations- und Umweltrisiken. Diese wurden in der aktuellen Umfrage von 59
Prozent bzw. 24 Prozent der Befragten als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt.
Ein Jahr zu vor hatte dieser Anteil noch bei 38 Prozent bzw. vier Prozent gelegen.
„Das Desaster von BP im Golf von Mexiko hat im Bewusstsein vieler Investoren
offenbar deutliche Spuren hinterlassen“, kommentierte Schindler dieses Ergebnis.
Zahlreiche Großanleger würden vor diesem Hintergrund seit einiger Zeit verstärkt
auf nachhaltige Investments als ein weiteres Instrument der Risikosteuerung setzen.
Der Vorteil: Die überwiegend quantitativ ausgerichteten Modelle könnten so um
qualitative Ansätze ergänzt werden.
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Die Befragung zu den Anlagepräferenzen und der Risikowahrnehmung institutioneller
Investoren ist fester Bestandteil der jährlichen Risikoma-nagementstudie von Union
Investment, die darüber hinaus regelmäßig ein Spezialthema wissenschaftlich beleuchtet.
In der aktuellen Studie 2010 befassen sich die Autoren Prof. Dr. Lutz Johanning,
Dr. Christian Funke und Dr. Timo Gebken primär mit dem Instrument der Diversifikation
im Lichte der Finanzmarktkrise. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden gegenwärtig
aufbereitet und in Kürze veröffentlicht.
Quelle: Investmentfonds.de
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