Investmentfonds.de
11.04.2011:
Templeton: Verschärfung der Lage in Japan und im Nahen Osten
Köln, den 11.04.2011 (Investmentfonds.de) - Die US-Wirtschaft erholt sich weiter.
Der Konsum zieht ebenso an wie die Investitionen der Unternehmen. Deshalb hat die
US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt
(BIP) für 2011 kürzlich auf ein Zielband von 3,4% bis 3,9% angehoben. Ebenso hat
die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognosen fürs laufende Jahr von
zuvor geschätzten 1,4% auf entscheidende 1,7% heraufkorrigiert und der Internatio-
nale Währungsfonds (IWF) geht für die Schwellenmärkte nach 7,1% im Jahr 2010 für
dieses Jahr von einem Wachstum um insgesamt 6,5% aus.
Die Wachstumszahlen mögen weltweit gut ausfallen, doch die Staatsschuldenprobleme,
die geopolitischen Spannungen im MENA-Raum (Nahost/Nordafrika), steigende Rohstoff-
preise und Nervosität um die Richtung der Währungspolitik– ganz abgesehen von dem
heftigen Erdbeben und dem Tsunami in Japan – sorgen für eine Atmosphäre der
Ungewissheit. Manche Beobachter meinen sogar, in der westlichen Welt könnten sich
Stagflationstrends (zu erkennen an langsamerem Wachstum und steigender Inflation)
abzeichnen. Optimistischere glauben, dass der Ausschlag der Ölpreise nicht
ausreichen wird, um eine Weltwirtschaft mit kräftiger Dynamik und entgegenkommender
Währungspolitik aus der Bahn zu werfen. Trotz steigender Ölpreise können Optimisten
auf neue Hochs bei Geschäftsklimaindikatoren für das produzierende und das
Dienstleistungsgewerbe in den USA und Europa verweisen.
Außerdem haben die Ölpreise schon vor den Aufständen in Nordafrika angezogen, was
in hohem Maße symptomatisch ist für einen spürbaren Anstieg der Nachfrage in einer
Weltwirtschaft, die nach IWF-Erwartungen dieses Jahr um 4,4% wachsen soll. Mit
Hinweis auf die Ölpreisspitze bei 145 US-Dollar pro Barrel von 2008 meinte der
IWF, dass auch 110 bis 120 US-Dollar pro Barrel für die Sorte Brent, wie sie Anfang
März erreicht wurden, „begrenzte Wirkung“ auf den Aufschwung haben würden. Gleich-
zeitig räumt der IWF ein, dass sich Wachstumseffekte weiterer Nachschubunterbrechun-
gen, wie sie im Februar auftraten, „bemerkbar machen könnten“. Mit wachsenden
Spannungen droht die Gefahr größerer Angebotsengpässe, als sie von Libyen verursacht
wurden. Unruhen in Ländern wie Oman oder Bahrain lassen vermuten, dass die Lage am
Golf aufmerksam zu beobachten ist – vor allem, da höheres globales Wachstum bedeutet,
dass ungenutzte Kapazitäten allmählich schwinden.
Da sich die Situation im MENA-Raum täglich ändert, ist ein konkreter Ausblick an
diesem Punkt schwierig. Die bisherigen Konfrontationen in Libyen sind zwar
beunruhigend, aber man darf nicht vergessen, dass nicht die gesamte Region in
gleicher Weise betroffen ist. In Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten
(VAE) und Katar ist es bisher nicht zu Demonstrationen gekommen, und auch Kuwait
zeigt sich weitgehend stabil. In Oman hat sich die Zahl der Demonstranten von
anfangs mehreren Tausend Menschen auf nun wenige Hundert verringert, da der
Sultan Reformen umsetzen will. Ägypten und Tunesien befinden sich nach wie vor
in einer Übergangsphase.
Nach Angaben des Local Asset Management von Franklin Templeton Investments in
Dubai dürfte die aktuelle Volatilität noch eine Zeit lang anhalten, obwohl die
vermeintlichen Risiken auf diesen Märkten bereits weitgehend eingepreist sind.
Das Franklin Templeton Local Asset Management geht dennoch davon aus, dass die
Situation differenzierter zu betrachten ist als von den Medien mitunter dargestellt.
Erstens weisen die einzelnen Länder in der Region eine unterschiedliche Dynamik
auf. In Ländern wie Tunesien und Ägypten und nun in Libyen und im Jemen waren
die Demonstrationen Teil eines aufrichtigen Strebens nach Demokratie und
Umsturz. Dagegen sind die Proteste etwa in Oman, Marokko, Jordanien und Kuwait
eher ein Ruf nach politischer und wirtschaftlicher Reform. In Bahrain waren
die Demonstrationen unter anderem ausgelöst durch konfessionelle Spannungen
zwischen Schiiten und Sunniten. In Kuwait beteiligten sich an den bisher relativ
begrenzten Protesten einige Staatenlose, die ihre Rechte einforderten. Zwar haben
die Demonstrationen in manchen Ländern einen Regimewechsel bewirkt, doch das
dürfte kaum in allen MENA-Ländern passieren. Länder wie die VAE und Katar bleiben
offenbar unberührt.
Quelle: Investmentfonds.de
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