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FondsNews
08.08.2011 |
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Investmentfonds.de
08.08.2011: --- Ende Anzeige ---
Wenn innerhalb eines Wirtschaftssystems alle versuchen zu sparen und ihre Ausgaben
drosseln, dann sinkt die Nachfrage, die Wirtschaftsleistung schrumpft und die
Einkommen fallen. Dadurch werden die Schuldenungleichgewichte jedenfalls nicht
verschwinden. Eine der Besorgnis erregendsten Konsequenzen der anhaltenden
Finanzkrise – und hier seien insbesondere die Subprime-Krise in den USA und die
griechische Staatsschuldenkrise genannt – ist die verbreitete Annahme, dass der
einzige Weg aus der Krise über simultane Einsparungen führt.
Das kann nur dann funktionieren, wenn diejenigen, die keine Schulden haben, die
Einsparungen durch Konsum wettmachen. Ist das nicht der Fall, so lässt sich ein
Double-Dip kaum vermeiden.
In der Hoffnung, einen solchen Rückfall in die Rezession abzuwenden, nehmen manche
an, dass die Wirtschaftsleistung durch staatliche Sparmaßnahmen sogar angekurbelt
werden könne. Durch Förderung des Geschäftsklimas soll die Tätigkeit des Privat-
sektors beflügelt werden. Aus der Vergangenheit wissen wir jedoch, dass staatliche
Sparmaßnahmen nur dann von beschleunigtem Wirtschaftswachstum begleitet werden,
wenn sinkende Risikoprämien an den lokalen Staatsanleihemärkten, eine erheblich
an Wert verlierende Währung, eine starke ansteigende Auslandsnachfrage oder ein
Zusammenspiel dieser Elemente Ausgleich schafft. Selten kommt es ohne einen dieser
Faktoren zu deutlichen Stimmungsverbesserungen in der Wirtschaft oder bei Privaten.
Die meisten Länder, die bereits Sparmaßnahmen ergriffen haben oder ihren Einsatz
erwägen, haben scheinbar Schwierigkeiten, eine solche Dynamik anzustoßen. Von
der griechischen Tragödie traumatisiert, behaupten zahlreiche Experten, dass
umgehende Sparmaßnahmen nicht nur für Griechenland, sondern auch für Länder ohne
drängende Finanzierungsrisiken oder Druck an den Anleihemärkten geboten seien,
um ihre Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen.
In diese Kategorie fallen die europäischen Kernländer, aber auch Großbritannien,
Japan und die USA. All diese Länder sehen sich zwar langfristig Solvenzproblemen
gegenüber, doch diese Herausforderungen ergeben sich in erster Linie aus den
demografischen Trends und den damit verbundenen Gesundheits- und Pensionskosten.
Hier spielen zudem überzogen optimistische Annahmen zur Kostendämpfung im Gesund-
heitssektor und zur Entwicklung der Anlagerenditen (Rentenkassen) eine Rolle.
In jedem Fall handelt es sich um langfristige Problemstellungen.
Die enormen Haushaltsdefizite, mit denen viele dieser Länder heute kämpfen, sind
überwiegend Folge der schwersten Rezession seit der Großen Depression und der
nur sehr schleppend vonstatten gehenden Erholung. Gleichzeitig ist ein großer
Teil des Privatsektors entweder nicht in der Lage (bilanzielle Beschränkungen)
oder nicht bereit (mangelndes Vertrauen in künftige Nachfrageentwicklung),
seine Ausgaben zu steigern. Ohne kurzfristige Konjunkturförderung ist es daher
unwahrscheinlich, dass sich die Wachstumsaussichten auf wundersame Weise ver-
bessern, es sei denn, dass sich die fiskalpolitischen Fabeln diesmal als wahr
erweisen.
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Die realistischste wirtschaftspolitische Herangehensweise wäre daher, sich nicht
auf die konjunkturell heilsamen Effekte eines Sparkurses zu verlassen, sondern
kurzfristige Konjunkturförderung mit einer glaubwürdigen langfristigen Restruk-
turierung der Finanzierungslücke bei Gesundheits- und Rentenkassen zu kombinieren.
Setzt man sein Vertrauen dagegen auf die gute Märchenfee und hofft, dass liquide
Unternehmen aus Freude am Sparkurs endlich damit beginnen, neue Arbeitsplätze zu
schaffen und zu investieren, dann beißt sich die Schlange unweigerlich in den
Schwanz. Dies wurde bereits am Beispiel Griechenlands vorexerziert, wo drastische
Sparmaßnahmen die heimische Wirtschaft derartig untergraben haben, dass die
Staatseinnahmen eingebrochen und infolgedessen die Ziele der fiskalischen Konsoli-
dierung verfehlt wurden.
Aber auch die Aussichten für die USA, die Eurozone und Großbritannien sind nicht
gerade umwerfend. Trotz der enttäuschend langsamen Konjunkturerholung in diesen
Ländern geht es bei der fiskalpolitischen Debatte nur um das Ausmaß der fiskal-
politischen Straffung auf kurze Sicht und nicht etwa darum, ob eine solche
Straffung überhaupt stattfinden sollte. Wie gesagt müssen sich all diese Volks-
wirtschaften ihren langfristigen Solvenzproblemen stellen. Das sollte jedoch
durch langfristig angelegte Maßnahmen geschehen, die sich in den nächsten 12
bis 18 Monaten nicht belastend auf das Wachstum auswirken. Daran fehlt es bislang
jedoch und deshalb sind die Wachstumsrisiken für die nahe Zukunft gestiegen.
Hoffen wir, dass die politisch Verantwortlichen schnell genug auf den Boden
der Tatsachen zurückfinden, um einen neuen Abschwung zu stoppen. Hoffnung ist
momentan alles, was uns bleibt, denn alle Anzeichen deuten in die andere Richtung. Quelle: Investmentfonds.de |
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