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27.12.2011:
Börsen-Zeitung: Harte Landung, Kommentar zur Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft, von Ulli Gericke.
Frankfurt (ots) - Die Unken haben Hochkonjunktur. Immer mehr
Wirtschaftsforscher rechnen mit einer kurzen, dafür aber umso
heftigeren Rezession in Euroland Anfang 2012. Christine Lagarde, die
Chefin des Internationalen Währungsfonds, sieht dadurch die globale
Wirtschaft in einer gefährlichen Lage. Passend dazu berichtet die
Europäische Zentralbank (EZB), dass die "Vorsichtskasse" der Banken
bei der Notenbank zu Beginn der letzten Woche 2011 auf einen
Rekordwert geklettert sei. Die bei der EZB geparkten Einlagen waren
mit 412 Mrd. Euro so hoch wie noch nie - trotz eines
Abschreckungszinssatzes von mageren 0,25%.
Kein Zweifel, die Lage ist angespannt, die Stimmung schlecht. Das
berichtet auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln in der
alljährlichen Verbandsumfrage zum Jahreswechsel. Doch gleichzeitig
erwartet die Mehrheit der Branchen hierzulande für das neue Jahr 2012
leicht wachsende Produktionszahlen, Umsätze und Gewinne. Wie geht das
zusammen? Leben wir Deutschen auf einer Insel der Glückseligen mit
Wachstumsgarantie und chinesischen Verhältnissen?
Die Diskrepanz zwischen gefühltem Horror und der Zuversicht großer
Teile der Wirtschaft ist schwer unter einen Hut zu bekommen. Dabei
spiegelt der Optimismus der sogenannten Realwirtschaft nur die
Auftragslage der Firmen wider. Und die garantiert bei der wichtigen
Autoindustrie eine Auslastung der Produktionsstraßen bis weit in das
Frühjahr hinein. Mancher Maschinenbauer hat die Bücher sogar noch
deutlich länger voll. Wer sollte bei diesen glänzenden Auspizien
Trübsal blasen?
Wenn da nicht die drückende Staatsschuldenkrise wäre mit all ihren
tiefen Einschnitten. Die Unwägbarkeit, ob der Euroraum
auseinanderbricht, und die regulatorischen Anforderungen an Banken,
die eine Kreditklemme befürchten lassen. Kein Wunder, dass die
Finanzindustrie eher mit Sorge auf das Jahr 2012 blickt - und zwar
egal, ob Großbank oder kleine Sparkasse vor Ort.
Die Frage lautet, wie immun die produzierende Wirtschaft gegen die
Ansteckungsgefahr der Finanzbranche ist und bleibt. Zweifel sind
angebracht. Genauso wie bei der Vorstellung, die hiesige Industrie
könne produzieren auf Teufel komm raus, wenn die Absatzmärkte
wegbrechen. Mit jedem Tag, an dem die deutsche Wirtschaft weiter
unter Volllast produziert, nähert sie sich der Vollbremsung, weil das
Orderbuch abgearbeitet ist und keine Folgeaufträge eingeworben werden
können. Die gewünschte sanfte Landung sieht anders aus.
(Börsen-Zeitung, 28.12.2011)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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