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FondsNews
30.08.2012 |
Wichtiger
Hinweis: Wir präsentieren Ihnen hier eine Zusammenfassung
der wichtigsten Nachrichten zum Thema Investmentfonds. Für Inhalte
und Copyright sind die Anbieter verantwortlich. |
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Abhängigkeit von Energieexporten und Entwicklungshilfe ...
In den meisten arabischen Ländern leidet das Wirtschaftswachstum unter
drei Faktoren: der Abhängigkeit von Rohstoffexporten, der Abhängigkeit
von ausländischen Finanztransfers und Entwicklungshilfe und einer all-
gegenwärtigen staatlichen Bürokratie, die den Unternehmern nur wenig Luft
zum Atmen lässt. Die Weltbank schätzt, dass von 2000 bis 2005 etwa 10%
aller Überweisungen von Gastarbeitern weltweit in die MENA-Region flossen.
Die Direktinvestitionen machten hingegen nur etwa 1% der weltweiten
Direktinvestitionen aus.
Außerdem ist die Entwicklungshilfe pro Kopf in keiner anderen Region höher
als in den MENA-Ländern. All dies sind zugleich Symptome und Ursachen der
blutleeren Wirtschaftsentwicklung.
Die arabischen Länder haben daher kaum einen Anreiz, sich um ein nachhaltiges
und stabiles Wirtschaftswachstum zu bemühen. So lange ausländisches Kapital
ins Land fließt, ist das Wachstum mehr oder weniger garantiert – doch zugleich
entsteht eine Abhängigkeit von den Geberländern, der Weltkonjunktur und den
Weltmarktpreisen für Rohstoffe.
… wenig Handel mit Nachbarländern
Leider kann auch der regionale Außenhandel die Rohstoffabhängigkeit nicht
mindern. Mangelnde Privatinitiative und politische Rivalitäten zwischen
den arabischen Ländern haben zur Folge, dass sie untereinander nur wenig
Handel treiben – obwohl die Araber doch eigentlich als geschickte Händler
bekannt sind und die Region eine Brücke vom Osten zum Westen sein könnte.
Alle MENA-Länder haben Zugang zum Meer und damit zum Seehandel. Dennoch
flossen in den Jahren 2000 bis 2010 nur durchschnittlich 8% der MENA-Exporte
in die Region, während die Importe aus Entwicklungsländern außerhalb der
Region durchschnittlich 26% der Gesamtimporte ausmachten.
Die Länder selbst erklären dies oft damit, dass sie letztlich alle die
gleichen Güter exportieren, insbesondere Öl. Dies erklärt aber nicht die
geringen Dienstleistungsexporte; von einem Anstieg könnten die arabischen
Volkswirtschaften zweifellos profitieren.
Hinzu kommt, dass der unterentwickelte Privatsektor kaum für eine effiziente
Allokation öffentlicher Dienstleistungen zu fairen Preisen und nach
marktwirtschaftlichen Kriterien sorgen kann. Nach dem Zusammenbruch des
Osmanischen Reichs, der Unabhängigkeit zahlreicher arabischer Länder nach
dem Zweiten Weltkrieg und dem Entstehen des arabischen Nationalismus
wurden viele ausländische Unternehmen verstaatlicht. Ihre gesamten
Aktivitäten unterlagen von da an der staatlichen Kontrolle.
Die ineffizienten Entscheidungsprozesse und nicht zuletzt die mangelnde
Rechtsstaatlichkeit haben den Unternehmergeist in der Region erstickt
und den staatlichen Einfluss gestärkt. In Syrien litten Unternehmen unter
geschlossenen Grenzen zu Jordanien, Saudi-Arabien und dem Irak; und etwa
zwei Drittel der ägyptischen, libanesischen und syrischen Manager gaben
an, dass verschiedene staatliche Stellen unterschiedliche Zeiträume für
Genehmigungsverfahren veranschlagten.
Letztlich sind die Unternehmen auf gute Kontakte zur Verwaltung und zur
herrschenden Elite angewiesen. Gründer werden hingegen von der allgegen-
wärtigen Bürokratie abgeschreckt. Banken vergeben Kredite (für die in der
Regel zu hohe Sicherheiten verlangt werden) bevorzugt an große, alteinge-
sessene Unternehmen mit guten Verbindungen, während andere Firmen auf
die Innenfinanzierung angewiesen sind. Die von der Weltbank befragten
Unternehmen in Algerien, Marokko, Syrien, Ägypten, dem Jemen und Jordanien
gaben an, dass sie 75% ihrer Investitionen aus Gewinnthesaurierungen
finanzieren. Nur 8% der jemenitischen Unternehmen nehmen Bankkredite
in Anspruch.
Die Rahmenbedingungen für Unternehmen sind in den MENA-Ländern (gemessen
am Ease of Doing Business Index) deutlich schlechter als im Durchschnitt
aller Länder mit mittleren Einkommen und der OECD. Die MENA-Region als
Ganzes liegt hier auf Platz 111 von 183 Ländern. Der Maghreb schneidet
bei einer Reihe von Einzelindikatoren sogar noch schlechter ab, auch wenn
Verträge hier leichter durchsetzbar sind und es bessere Insolvenzverfahren
gibt. Besonders lässt in den arabischen Ländern aber der Zugang zu Krediten
zu wünschen übrig.
… Jugendarbeitslosigkeit und Förderung der Schattenwirtschaft
Die schlechten Bedingungen für Unternehmen tragen nicht gerade dazu bei,
Arbeitsplätze für die rasch wachsende Zahl von Erwerbspersonen zu schaffen.
Dadurch steigen Jugendarbeitslosigkeit und Unzufriedenheit, was letztlich
den arabischen Frühling auslöste. In den Jahren 2000 bis 2010 ist die Zahl
der Arbeitskräfte in keiner anderen Region stärker gestiegen als in den
MENA-Ländern, dicht gefolgt vom subsaharischen Afrika.
Die Jugendarbeitslosigkeit der MENA-Region ist deshalb die höchste der Welt.
Unterdessen betrug die Erwerbsquote, also der Anteil der Erwerbstätigen an
der Bevölke-rung im Alter von 15 bis 64 Jahren im Jahr 2010 48% (weil die
Frauenerwerbsquote mit 22% sehr niedrig war).
Die dominierende Rolle des Staates hat viele junge Arbeitslose in die
Schattenwirtschaft gedrängt, wo sie aber auf Alterssicherung und andere
Versicherungsleistungen verzichten müssen. Der Anteil der Schattenwirtschaft
am BIP ist am höchsten in den Ländern, in denen es während des arabischen
Frühlings zu gewaltsamen Protesten kam (Tunesien, Ägypten, Libyen und Jemen).
So betrug der Anteil der Schattenwirtschaft am tunesischen BIP 35% und lag
damit deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 19%.
Mehr Wachstum durch Demokratie?
Wissenschaftliche Untersuchungen kommen in der Regel zu dem Ergebnis, dass
mehr Demokratie das Wachstum fördert und die Konjunkturschwankungen dämpft.
Nach unserer eigenen Analyse steigt das reale Pro-Kopf-BIP nach dem Übergang
zur Demokratie um durchschnittlich 2,4%. Das reale BIP in Tunesien und Ägypten
ist nach einem deutlichen Einbruch im Jahr 2011 bereits jetzt wieder so hoch
wie vor dem arabischen Frühling; das Wachstum war hier sogar höher als das
durchschnittliche Wachstum anderer Länder beim Übergang zur Demokratie.
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Dennoch müssen die MENA-Länder noch einiges tun, damit das reale Pro-Kopf-BIP
steigt und das Wachstum hoch bleibt. Um dies genauer zu analysieren, betrachten
wir die Türkei, die als Benchmark dienen kann.
Die Türkei als Modell und Benchmark für die MENA-Länder
Die Türkei ist ein Beispiel für ein islamisches Land, das nach einer
schweren Bankenkrise im Jahr 2001 wie ein Phönix aus der Asche wiederauf-
erstanden ist und dank weitreichender Strukturreformen die weltweite
Finanzkrise gut überstanden hat. Wichtig ist dabei, dass sich in der
Türkei das mächtige Militär und die Zivilregierung die Macht teilen.
Seit aber 2002 die islamische Gerechtigkeitspartei (AKP) an die Macht
gekommen ist, hat das Militär an Einfluss verloren.
Wir glauben, dass die Türkei für die Länder des arabischen Frühlings ein
Vorbild sein kann und ihre Entwicklung wichtige Anhaltspunkte für Zeitbedarf
und Umfang von Strukturreformen liefert, die ein höheres reales Pro-Kopf-BIP
ermöglichen können.
Betrachten wir deshalb den Konvergenzkoeffizienten zwischen den einzelnen
MENA-Ländern und der Türkei. Je höher dieser Koeffizient ist, desto stärker
nähern sich die Länder der Türkei an und desto weniger zusätzliche Struktur-
reformen sind nötig, um ein gleich hohes Pro-Kopf-BIP zu erreichen. Man sieht,
dass sich in Ägypten und im Iran das reale BIP am langsamsten an das türkische
Niveau annähert; die Konvergenz unterscheidet sich nicht signifikant von Null.
Die erforderliche Zeit für eine Halbierung des Rückstands gegenüber der
Türkei (Halbwertszeit) beträgt 20 Jahre in Ägypten und 14 Jahre im Iran. So
lange würde es dauern, bis sich die Lücke beim Pro-Kopf-BIP halbiert hat.
Jordanien und der Irak konvergieren schneller. Hier beträgt die Halbwertszeit
acht bezie-hungsweise sieben Jahre. In Marokko, dem Jemen und Algerien ist sie
mit etwa drei Jahren deutlich niedriger und in Tunesien und Syrien beträgt
sie nur 2,5 Jahre. Marokko, Jemen, Algerien, Tunesien und Syrien können also
deutlich schneller und mit deutlich weniger Strukturreformen ein ähnlich hohes
reales Pro-Kopf-BIP wie die Türkei erreichen als die übrigen von uns
analysierten MENA-Länder.
Ein Beschäftigungswunder tut Not
Die Wirtschaftspolitik muss dafür sorgen, dass mehr Menschen am Wachstum
teilhaben und anders als bisher in den Genuss der positiven Auswirkungen
eines schnellen Wirtschaftswachstums kommen. Die Politik muss deshalb für
einen nachhaltigen Rückgang der Arbeitslosigkeit sorgen, für ein
Beschäftigungswunder. Nach Angaben der Weltbank würde dies die Arbeits-
losigkeit von zurzeit 14,5% auf 8,8% in drei Jahren und 7,1% in weiteren
vier bis sieben Jahren verringern. Dies würde mit einem deutlichen Anstieg
des realen BIP um zunächst durchschnittlich 2% und einem massiven Anstieg
des Anteils der Investitionen am BIP einhergehen. Hinzu kämen ein Abbau
von Handelsschranken und eine geringere Wahrscheinlichkeit von Wirtschafts-
krisen.
Nachhaltig wäre das aber nur, wenn der Unternehmergeist gestärkt und die
allgegenwärtige Bürokratie zurückgedrängt werden. Konkret sind Verbesserungen
des Justizsystems nötig; die Eigentumsrechte müssen garantiert, der Zugang
zu Bankkrediten verbessert, der Finanzsektor insgesamt geöffnet werden. Nötig
ist auch eine Deregulierung des Arbeitsmarkts.
Beschäftigungswunder sind nicht selten, und schon gar nicht undenkbar. Von
1980 bis 2008 gab es insgesamt 43. Nur wenn auch die MENA-Länder 15 Jahre
lang jedes Jahr jene 4,5 Mio. zusätzlichen Stellen schaffen, können sie die
wachsende Zahl von Erwerbspersonen beschäftigen und die hohe Jugendarbeits-
losigkeit verringern.
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Durch weniger Handelshemmnisse würde auch der regionale Handel gestärkt, so
dass die MENA-Länder in geringerem Maße als bisher von Rohstoffexporten
abhängig wären. Dies verringerte auch die Abhängigkeit von Entwicklungshilfe.
Mehr regionaler Außenhandel und eine bessere Zusammenarbeit der Länder
untereinander ermöglichen auch eine Kürzung der enormen Militärausgaben,
die pro Kopf heute die höchsten der Welt sind. Die Staaten können dann
ihr Kapital produktiver einsetzen.
Reformen sind auch bei der staatlichen Einkommensumverteilung nötig; sie muss
vor allem jenen Menschen zugutekommen, die wirklich bedürftig sind. Einkommens-
umverteilung in den MENA-Ländern bedeutete bislang meist höhere Lebensmittel-
und Energiesubventionen in den ölimportierenden Ländern und höhere Gehälter
im öffentlichen Sektor in den Ölexportländern. Ein solcher Ansatz hat aber
keine Zukunft. Einerseits haben die Ölimporteure aufgrund der großzügigen
Subventionen heute hohe Haushaltsdefizite. Die Ölexporteure sind hingegen mit
schwankenden Ölpreisen konfrontiert, so dass sie nicht mehr mit Sicherheit
wissen, ob der Ölpreis auch in Zukunft einen ausgeglichenen Staatshaushalt
ermöglicht.
Fassen wir zusammen: Die MENA-Länder können ihr reales Pro-Kopf-BIP
auf ein Niveau ähnlich dem einer reiferen Volkswirtschaft wie der Türkei
steigern. Voraussetzung sind aber umfassende Strukturreformen, auch mit dem
Ziel eines nachhaltigen Beschäftigungswachstums. Dadurch würden mehr Menschen
vom Wirtschaftswachstum profitieren, und das Wachstum würde insgesamt
nachhaltiger.
Quelle: Investmentfonds.de |
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