Investmentfonds.de
23.08.2013:
Fidelity Marktkommentar: Bundestagswahl lässt Märkte wieder auf Eurokrise fokussieren
Köln, den 23.08.2013 (Investmentfonds.de) -
In einem Monat ist Bundestagswahl, und aktuell sieht es so aus, als
würde Angela Merkel Kanzlerin bleiben. In welcher Konstellation auch
immer. Aktien- und Anleiheexperten der Fondsgesellschaft Fidelity
Worldwide Investment erläutern, welche Auswirkungen der Wahlausgang
auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Märkte in Deutschland
und Europa haben wird:
Christian von Engelbrechten, Manager des Fidelity Germany Fund:
"Ich gehe nicht davon aus, dass die Wahl große Auswirkungen auf die
deutsche Wirtschaft und die Finanzmärkte haben wird - vor allem
langfristig nicht. Insbesondere die Europapolitik sollte in beiden
Lagern ähnlich aussehen. Auch wenn es noch viel zu verbessern gibt,
erscheint mir eine Fortsetzung der gegenwärtigen Politik im Saldo
vernünftig. Denn die Gewinne deutscher Unternehmen sind in der Krise
weniger stark eingebrochen, haben sich schneller erholt und entwickeln
sich seither besser als in den meisten anderen Ländern. Politische
Rahmenbedingungen wie etwa die Kurzarbeit haben den deutschen Unter-
nehmen dabei deutlich geholfen. Dank harter Reformen hat es Deutschland
in den vergangenen Jahren geschafft, sich vom kranken Mann Europas
zu einer besonders stabilen Säule in der Weltwirtschaft zu entwickeln.
--- Anzeige ---
>>Jetzt am Aktienmarkt ein- oder aussteigen? Investmaxx Markteinschätzung lesen!
--- Ende Anzeige ---
Sollte die Opposition die Wahl gewinnen, erwarte ich kurzfristig eine
negative Reaktion der Märkte, da deren Pläne zu umfangreichen Steuer-
erhöhungen eine Belastung des Konsums, der Sparer und der Wirtschaft
mit sich bringen würden.
Jede Marktreaktion sollte allerdings nur kurz andauern: Wie die Ver-
gangenheit gezeigt hat, sind die Unternehmen flexibel genug, sich an
verschiedene Rahmenbedingungen erfolgreich anzupassen und tätigen
inzwischen ohnehin einen Großteil des Geschäfts außerhalb Deutschlands.
Ein Investment in deutsche Unternehmen bleibt unabhängig von den
Nuancen der deutschen Politik interessant. Schließlich verfügen die
Unternehmen "Made in Germany" im globalen Vergleich über eine ausge-
zeichnete Wettbewerbsfähigkeit. Zudem haben sie sich einen hohen
Schwellenländeranteil erarbeitet und können solide, stark
entschuldete Bilanzen vorweisen."
Matt Siddle, Manager des Fidelity European Growth Fund:
"In den vergangenen Monaten hat die deutsche Industrieproduktion
wieder angezogen. Diese Zunahme nach einer schwächeren Periode lässt
sich darauf zurückführen, dass sich sowohl die Exportwirtschaft als
auch der Bausektor erholt haben. Dieser steigende Optimismus kombiniert
mit der Hoffnung, dass die Wahlen einen Politikwechsel in Bezug auf
die europäischen Krisenländer bringen könnten, führte auch zu fallenden
Renditen bei Staatsanleihen dieser Länder. Mir erscheint es jedoch
ziemlich unwahrscheinlich, dass sich die deutsche Politik nach den
Wahlen stark verändern wird. Denn die brutale Wahrheit ist schlicht
und ergreifend, dass es sich auch Deutschland nicht leisten kann,
allein die Schulden der europäischen Krisenländer zu stemmen. Zudem
muss sich auch die Geschwindigkeit der Reformen in den von der
Schuldenkrise betroffenen Ländern deutlich erhöhen, damit dort auch
nur annährend die gleiche Wettbewerbsfähigkeit erreicht wird, die
Deutschland sich über die letzten zehn Jahre erarbeitet hat.
Die global leicht verbesserten Wirtschaftsdaten bedeuten in
Kombination mit den ersten Anzeichen für das Ausklingen des Anleihe-
ankaufprogramms in den USA, dass die langfristigen Zinsen langsam
wieder anfangen dürften, sich von ihren Rekordtiefständen zu entfernen.
Das gilt für Deutschland, aber auch für die USA sowie Großbritannien
und übt Druck auf die langfristigen Anleihepreise aus. Vor diesem
Hintergrund lohnt es sich für Investoren, in Qualitätsaktien zu
investieren, deren Dividenden eine höhere Rendite als Anleihen ver-
sprechen. So können Anleger von den sich aufhellenden wirtschaftlichen
Aussichten profitieren und langfristig attraktive Erträge erwirtschaften."
Tristan Cooper, Analyst für Staatsanleihen bei Fidelity Worldwide Investment:
"Die Wahl in Deutschland wird auf jeden Fall dazu beitragen, dass
die relative Ruhe bei kontroversen Themen in Europa, bei denen
Deutschland aktuell eher in Deckung geht, ein Ende haben wird. Ein
erster Lackmustest wird das nächste Treffen der Eurogruppe am
14. Oktober werden. Portugal und Griechenland stehen dort prominent
auf der Agenda - und man darf gespannt sein, welche Haltung Deutschland
nach der Wahl in Bezug auf die Unterstützung der Peripherieländer
einnimmt. Insbesondere Portugal könnte eine weitere Lockerung seiner
fiskalpolitischen Ziele anstreben, und es ist mit einer hitzigen
Debatte über die Nachhaltigkeit des Schuldenabbaus in beiden Ländern
zu rechnen.
--- Anzeige ---
>>Jetzt die 6.000 besten Fonds mit 100% Rabatt kaufen
--- Ende Anzeige ---
Ich gehe davon aus, dass Deutschland - wenn auch widerwillig - weiter
eine zuverlässige Stütze der Krisenländer sein wird. Deutschland hat
wenig Interesse daran, die Eurokrise noch mal eskalieren zu lassen.
Nichtsdestotrotz dürfte der private Sektor im Fall von Schwierigkeiten
bei Banken durchaus zur Kasse gebeten werden. In Bezug auf die
Verschuldung einzelner Staaten dürfte das Thema allerdings vom
Tisch sein.
Generell dürften die Wahlen kaum zu einer signifikanten Änderung
der deutschen Politik gegenüber dem restlichen Europa führen. Denn
das wahrscheinlichste Szenario ist: Angela Merkel bleibt Kanzlerin.
Eine rot-grüne Koalition wäre ein überraschendes Ergebnis der Wahl,
würde aber wohl kaum zu einer deutlichen Kursänderung der Europapolitik
führen. Zwar ist davon auszugehen, dass eine SPD-geführte Regierung
etwas mehr Empathie für die in Schwierigkeiten geratenen Nachbarn aus
der europäischen Peripherie haben wird, aber das wird nicht viel
ändern, da die deutsche Öffentlichkeit darauf drängt, dass die
finanziellen Lasten aus der Eurokrise so gering wie möglich
gehalten werden."
Christian von Engelbrechten ist Manager des Fidelity Germany Fund (ISIN: LU0261948227).
Matt Siddle ist Manager des Fidelity European Growth Fund (ISIN: LU0296857971).
Quelle: Investmentfonds.de
|