Investmentfonds.de
03.06.2014:
SafraSarasin: Riksbank unter Druck
Köln, den 03.06.2014 (Investmentfonds.de) -
Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin
In seiner aktuellen Einschätzung schreibt Alessandro Bee,
Ökonom bei der Bank J. Safra Sarasin:
Diesen Donnerstag tritt die Europäische Zentralbank (EZB) zu ihrer
allmonatlichen Sitzung zusammen. Diese hat bereits im Vorfeld hohe
Wellen geworfen, hat doch der EZB-Präsident Mario Draghi im Mai mehr
oder weniger verklausuliert bekanntgegeben, daß die EZB aufgrund
der deflationären Risiken im Juni zu weiteren geldpolitischen
Maßnahmen bereit sei. Wir glauben, daß Draghi seinen Worten Taten
folgen laßen wird und rechnen mit einer Zinßenkung.
Mit seinen Sorgen steht Draghi in Europa nicht alleine da. Auch in
Schweden bewegt sich die Inflation seit einigen Quartalen bei oder
gar unter der Nullmarke. Prominente Ökonomen wie z.B. Paul Krugman
haben das gar zum Anlaß genommen, vor einem Abgleiten Schwedens in
die Deflation zu warnen. Wertet sich der Euro wie von der EZB
gewünscht ab, so dürfte die schwedische Zentralbank – die Riksbank
– daran keine Freude haben. Eine stärkere schwedische Krone würde
über fallende Importpreise die Konsumentenpreise noch weiter unter
Druck setzen.
Für die Entwicklung der Krone hat die Reaktion der schwedischen
Zentralbank auf eine Lockerung der EZB einen großen Einfluß. Kann
sich die Riksbank einem schwächeren Euro widersetzen? Die
Instrumente hierfür sind vorhanden. Schwedens Geldpolitik besitzt
die Flexibilität, sich einer Aufwertung zu entziehen, denn die
Zentralbank hat die Möglichkeit, ihre Leitzinsen vom aktuellen
Niveau von 0,75% noch weiter zu senken. Eine Zinßenkung in den
nächsten Monaten ist denn von den Finanzmärkten bereits erwartet.
Entscheidend wird sein, welche der zwei Zentralbanken zur größeren
Lockerung bereit ist. Das führt zur Frage, welche Zentralbank die
größeren Deflationsrisiken für ihre Volkswirtschaft sieht.
Schwedens Preisauftrieb ist zurzeit deutlich schwächer als in
Euroland. Vergleicht man jedoch den Inflationsausblick von
Riksbank und EZB, so sehen die Währungshüter in Frankfurt
eine schwächere Inflationsentwicklung in den nächsten Jahren.
Die Prognosen der EZB liegen bei 1,3% für das 2015 und 1,5%
für das 2016. Die Riksbank hingegen prognostiziert 1,7% (2015)
und 2,0% (2016).
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Die Preisentwicklung in der mittleren Frist hängt letztendlich
von der Auslastung der Wirtschaft ab. Diese ist in Euroland
deutlich geringer als in Schweden, was auch höhere Deflations-
risiken impliziert. Hinzu kommt, daß die EZB auf Eurolands
Peripherie Rücksicht nehmen muß, wo die Auslastung sehr tief
liegt und damit auch das Deflationsrisiko auf einem sehr hohen
Niveau ist. Draghi dürfte deshalb mittelfristig zu einer
stärkeren Lockerung der Geldpolitik bereit sein als die
Riksbank. Das macht es der schwedischen Krone schwer, sich
dem allgemeinen Aufwertungstrend gegenüber dem Euro zu
widersetzen. Das Aufwertungspotenzial der Krone ist
allerdings mit Blick auf die extrem tiefe Inflationsrate
beschränkt.
Quelle: Investmentfonds.de
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