Investmentfonds.de
21.04.2015:
SafraSarasin: Euroland-Optimismus
Köln, den 21.04.2015 (Investmentfonds.de) -
Karsten Junius, Chefvolkswirt bei der Bank J. Safra Sarasin
Karsten Junius, Chefvolkswirt bei der Bank J. Safra Sarasin
schreibt in seiner aktuellen Finanzmarktkolumne zu den aktuellen
Entwicklungen:
Die ökonomischen Daten machen wieder Mut für die Währungsunion.
Letzte Woche zeigte die Industrieproduktion für Februar einen
erfreulichen Anstieg, während sich die Inflation stabilisierte.
Diese Woche dürften wichtige Stimmungsindikatoren wie die ZEW-
Erwartungen, die Einkaufsmanagerindizes sowie das deutsche
Konsumklima und der ifo-Index zeigen, dass der Aufschwung auch
im 2. Quartal anhält. Entsprechend erhöhen die meisten Insti-
tutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) letzte Woche
und zuvor Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognosen.
Und auch die am Kapitalmarkt eingepreisten Inflationserwartungen
steigen wieder.
Ist Euroland also wieder auf dem Weg zur Normalität? Ja,
teilweise schon. Zumindest, wenn man akzeptiert, dass eine chaotische
Situation in Griechenland zu dieser Normalität dazu gehört. Auf dem
IWF-Treffen am Wochenende und dem Eurogruppen-Treffen am Freitag
dieser Woche sollten eigentlich die Weichen für eine Auszahlung der
nächsten Kredittranche an Griechenland gestellt werden. Von Ver-
handlungsfortschritten ist allerdings wenig zu hören. Dies liegt
vor allem auch daran, dass die griechische Regierung keine glaub-
würdigen Reformpläne vorlegt, die das Wachstumspotenzial und
damit die Schuldentragfähigkeit Griechenlands erhöhen. Die Ein-
schätzung, dass ein Staat seine Schulden zurückzahlen kann, ist
allerdings eine zentrale Annahme für eine Kreditvergabe durch den
IWF. Die Situation ist damit so zerfahren, dass wir die Wahr-
scheinlichkeit für einen Austritt Griechenlands aus der Währungs-
union inzwischen auf 45% beziffern. Kurzfristig wäre allerdings
zunächst einmal die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen
wahrscheinlich, da die Kunden griechischer Banken ihre Einlagen
zunehmend abziehen. Wenn gleichzeitig in Griechenland die Auto-
käufe hohe Zuwachsraten zeigen, ist dies also nicht ein Zeichen,
dass die Konjunktur wieder brummt, sondern dass die Haushalte
ihre Ersparnisse in Sicherheit bringen wollen.
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In diesem weiterhin sehr unsicheren institutionellen Umfeld war
es daher richtig, dass EZB-Präsident Draghi auf der Pressekonferenz
letzten Donnerstag, die Erwartungen gedämpft hat, dass das Anleihen-
ankaufprogramm der EZB reduziert werden könnte. Zusätzlich basiert
der Erfolg des Programms auch auf der Erwartung, dass die EZB ihre
Käufe fortsetzt. Weder der Euro noch die Anleihenrenditen würden auf
ihrem aktuell niedrigen Niveau bleiben, wenn die EZB sich bereits
nach so kurzer Zeit wieder von den Märkten verabschieden würde
oder signalisierte, dass sie über eine Verkleinerung des Programms
nachdenkt. Bei gegebener Zeit kann sie das immer noch tun. Zuvor
sind aber noch einige Klippen in der Ägäis zu umschiffen und auch
die derzeit positiven Konjunkturindikatoren sollten noch durch
harte Wachstumszahlen für das erste Halbjahr bestätigt werden.
Quelle: Investmentfonds.de
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