Investmentfonds.de
21.04.2015:
Berenberg Marktkommentar US-Aktien: Bullenmarkt noch nicht am Ende
Köln, den 21.04.2015 (Investmentfonds.de) -
Till Christian Budelmann, Manager des amerikanischen Aktienfonds
Berenberg Systematic Approach - US STOCKPICKER Fund
Die US-Konjunktur sei trotz aktuellen Gegenwinds durch den starken
Dollar in guter Verfassung, meint Till Christian Budelmann, Manager
des amerikanischen Aktienfonds Berenberg Systematic Approach - US
STOCKPICKER Fund. Für eine schnelle Zinserhöhung sieht er jedoch
noch keinen Anlass. Eine Blase am amerikanischen Aktienmarkt kann
er nicht erkennen, sondern rechnet vielmehr mit der Fortsetzung des
bereits seit sechs Jahren anhaltenden Bullenmarkts. Die gestartete
Berichtssaison für das erste Quartal dürfte seiner Ansicht nach für
positive Überraschungen sorgen.
Der mehrjährige Bullenmarkt in den USA hat in den ersten drei
Monaten 2015 eine Verschnaufpause eingelegt. „Nach einem Plus des
US-Aktienindex S&P 100 von gut 29 Prozent im Jahr 2013 und etwa
12 Prozent 2014 ist die aktuelle Konsolidierung sehr gesund und
bietet eine gute Gelegenheit für Zukäufe“, urteilt Till Budelmann.
Für Anleger aus dem Euro-Raum waren die Gewinne am US-Aktienmarkt
im vergangenen Jahr durch zusätzliche Währungsgewinne noch deutlich
höher, und auch im ersten Quartal 2015 liegen sie bei über
10 Prozent.
Bullenmarkt muss nicht zwangsläufig in einer Blase enden
Ein wichtiger Performancetreiber war die Liquidität, die die US-
Notenbank Fed in den Markt gepumpt hat. „Allerdings handelt es
sich nicht um eine reine Liquiditätshausse, sondern es gab auch
stattliche Unternehmensgewinne“, so Budelmann. Zwar habe sich das
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) etwas ausgeweitet. Das heißt, die
Aktien sind in Relation zu den Unternehmensgewinnen teurer ge-
worden. Das erachtet Budelmann aber in einer langjährigen Hausse
als durchaus normal. Das Trailing-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis,
bezogen auf die vergangenen zwölf Monate) liegt beim 18-Fachen
und damit ziemlich genau auf dem 25-Jahres-Schnitt. „Im Vergleich
zu anderen Anlagealternativen, wie den Anleihemärkten, ist diese
Bewertung noch immer attraktiv“, sagt Budelmann. „Ich sehe keine
Blase am US-Aktienmarkt, sondern halte den Markt als Ganzes für
stabil.“ Ein Ende des Aufwärtstrends kann er nicht erkennen.
„Es ist kein Naturgesetz, dass ein Bullenmarkt bereits nach
wenigen Jahren durch das Platzen einer Blase enden muss. Die
1987 gestartete Hausse lief beispielsweise bis zum Jahr 2000“,
konstatiert der Fondsmanager.
Aktuelle Berichtssaison wird mehr Klarheit liefern
Konjunkturell geht es den USA besser als den anderen großen
Wirtschaftsnationen. Allerdings kämpft auch die US-Wirtschaft
aktuell mit Gegenwind. Während der gesunkene Ölpreis sowohl
positive als auch negative Effekte hat und sich für die Gesamt-
wirtschaft als Nullsummenspiel erweisen dürfte, geht von dem
aufgewerteten Dollar eine Belastung aus. Wie stark diese tat-
sächlich ist, lässt sich erst langsam erkennen. Die gerade
begonnene Berichtssaison für das erste Quartal sollte mehr
Klarheit liefern. „Die Erwartungen sind sehr gering, meiner
Ansicht nach zu gering. Für das Gesamtjahr rechnet der Markt
mit einem Gewinnwachstum von ein bis zwei Prozent. Das ist
niedriger als die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt“,
sagt Budelmann. Die aktuelle Berichtssaison wird seiner
Ansicht nach besser ausfallen als erwartet.
Von einer baldigen Zinserhöhung in den USA sieht der Fonds-
manager keine große Gefahr für den Aktienmarkt ausgehen.
„Ich denke, dass die Zinswende später und viel moderater
ausfallen wird, als die meisten Marktteilnehmer noch immer
erwarten“, sagt Budelmann. Mit einem ersten Zinsschritt rechnet
er nicht vor September. Es sei aber auch gut möglich, dass die
Fed die Zinsen dieses Jahr gar nicht anhebt. Bislang kann er
noch keinen Druck für eine Zinserhöhung erkennen.
Konsum und Energie übergewichtet
Im Fonds geht Budelmann jedoch keine Positionierungswette
hinsichtlich der Zinsentwicklung ein. Der auf einem syste-
matischen Modell basierende und auf große Standardwerte
spezialisierte Fonds ist zurzeit vor allem im Bereich der
Nicht-Basiskonsumgüter übergewichtet. Darunter werden Güter
und Dienstleistungen verstanden, auf die in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten verzichtet oder deren Konsum deutlich
eingeschränkt werden kann. „2014 hatten wir hier noch kein
Übergewicht. Jetzt stehen die Chancen gut, dass der Sektor
wieder anspringt, selbst wenn der Ölpreis etwas anzieht“,
meint der Fondsmanager. Ebenfalls neu übergewichtet ist der
Energiesektor. Mit ConocoPhilipps, Devon Energy und Kinder
Morgan sind drei der aktuell 27 gleichgewichteten Werte im
Fonds aus dem Energiebereich. Versorger sind hingegen zurzeit
gar nicht im Portfolio.
Zwei langfristige Favoriten im Fonds sind der Pharmahändler
Walgreens Boots Alliance und Walt Disney. „Beide Werte zählen
stets zu den besten bei der Analyse des Gewinnwachstums und der
Dividende im Verhältnis zur Bewertung“, erklärt Budelmann. Die
Kurse der Aktien sind zwar bereits sehr stark gestiegen, aller-
dings sind die Gewinne noch stärker gewachsen. Walgreens Boots
Alliance hat bereits für das erste Quartal berichtet und wieder
mit sehr guten Zahlen überzeugt.
Vorschnelle Fed ist größtes Risiko für Aktienmarkt
Als größtes Risiko für den US-Aktienmarkt sieht Budelmann ein
zu schnelles oder zu heftiges Handeln der Fed. Allerdings hält
er dies für äußerst unwahrscheinlich: „Die sehr vorsichtig
agierende Fed wird die Zinsen erst erhöhen, wenn die Wirtschaft
es verkraftet.“ Dann wäre ein Zinsschritt ein Zeichen der Stärke
und sollte positive Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben.
Quelle: Investmentfonds.de
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