Investmentfonds.de
27.04.2015:
Fidelity-Marktkommentar: Grexit bis 2020 ist wahrscheinlich
Köln, den 27.04.2015 (Investmentfonds.de) -
Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment
Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity Worldwide Investment,
kommentiert das Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag in Riga,
bei dem über weitere Griechenland-Hilfen diskutiert wird:
- Strukturelle Reformen und harter Sparkurs werden für Griechenland
langfristig zu teuer
- Austritt aus dem Euro dürfte griechische Wettbewerbsfähigkeit verbessern
- Ansteckungsgefahr für andere Länder ist geringer als 2012
"Meiner Einschätzung nach ist die Wahrscheinlichkeit eines Grexit in
den vergangenen Wochen eindeutig gestiegen. Ich glaube nicht, dass es
in diesem Jahr dazu kommen wird, aber ich gehe davon aus, dass ein
Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone in den nächsten drei bis fünf
Jahren sehr wahrscheinlich ist. Irgendwann dürften die starken struk-
turellen Reformen und der harte Sparkurs politisch wie sozial zu
kostspielig werden.
Um die Wettbewerbsfähigkeit signifikant zu verbessern, dürfte es für
Griechenland leichter sein, aus dem Euro auszusteigen und eine Währungs-
abwertung vorzunehmen. Das wird voraussichtlich in den nächsten Jahren
geschehen. Momentan ist der politische Wille noch stark ausgeprägt,
Griechenland in der Währungsunion zu halten – besonders in Deutschland.
Aber gleichzeitig wurde in den vergangenen Jahren eine Art Schutzwall
um Griechenland herum gebaut. Deshalb reagieren die Märkte nicht so
stark auf die anhaltenden Spannungen. Ich denke, dass die Institutionen
eine ausgeprägte Verhandlungsmacht haben und nicht die ersten sein
werden, die reagieren werden – das wird die griechische Regierung
sein."
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"Ein Grexit bringt natürlich eine gewisse Ansteckungsgefahr für andere
Länder mit sich. Dieses Risiko ist allerdings geringer als es noch 2012
bei der letzten großen Krise war. Denn es gibt Schutzmaßnahmen, vor
allem das Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank EZB ist in
diesem Zusammenhang sehr wichtig. Die Märkte werden auf den Grexit
reagieren, und es wird zu vorübergehenden Turbulenzen kommen, aber im
Endeffekt wird dies für Griechenland mit weitaus höheren Kosten ver-
bunden sein als für alle anderen Marktteilnehmer.
Ich gehe davon aus, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro lang-
fristig gut für das Wirtschaftswachstum des Landes sein könnte, ebenso
für das Wachstum der Eurozone – trotz des anfänglichen Schocks. Aber
das ist kein Thema für dieses Jahr."
Quelle: Investmentfonds.de
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