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11.05.2015 |
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Investmentfonds.de
11.05.2015: --- Ende Anzeige ---
Azad Zangana, Senior European Economist beim britischen Fondshaus
Schroders, kommentiert das Wahlergebnis:
"Während die Stimmen bei Großbritanniens Parlamentswahl, deren Ausgang
höchst unsicher war, weiter ausgezählt werden, zeigt sich, dass die
Meinungsumfragen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Einzug in die
Downing Street 10 hatten erwarten lassen, anscheinend daneben lagen.
Von Anlegern dürfte das überraschende Wahlergebnis begrüßt werden.
Eine deutliche Zunahme der Unterstützung für die Konservative Partei
kurz vor der Wahl wird David Cameron wohl eine zweite Amtszeit bescheren
– eine erstaunliche Entwicklung, die von den Meinungsforschern und Buc-
hmachern überhaupt nicht erwartet worden war.
Anscheinend hat die Polarisierung zwischen den Parteien des politischen
Spektrums zweierlei zur Folge. Zum einen haben die in der Mitte ange-
siedelten Liberaldemokraten bei den Wählern, die scharenweise zur Labour-
Partei oder zur Konservativen Partei abgewandert sind, massiv an Rückhalt
verloren. Zum anderen hat es bei den Wechselwählern in der Mitte des
politischen Spektrums eine Verschiebung zugunsten der Konservativen
gegeben, da die Labour-Partei durch die Schottische Nationalpartei (SNP)
weiter nach links gedrängt wurde, während David Cameron seinen Kurs hielt.
Die SNP konnte in Schottland auf Kosten der Labour-Partei und der Liberal-
demokraten spektakuläre Zugewinne verbuchen, was die Kluft zwischen
Schottland und dem übrigen Großbritannien sicherlich vergrößern und
die Diskussion über die Unabhängigkeit Schottlands neu entfachen wird.
Für Investoren wird durch einen klaren Wahlsieg auf kurze Sicht enorm
viel Unsicherheit beseitigt, was die Handlungs- und Gesetzgebungsfähigkeit
der neuen Regierung angeht. Infolgedessen hat das Pfund Sterling gegenüber
dem US-Dollar um ca. 1,25 % und gegenüber dem Euro um ca. 2,5 % aufgewertet,
während die Preise von Futures auf den FTSE 100 um etwa 1,7 % gestiegen
sind. Dabei verzeichneten vor allem Bank- und Versorgungstitel kräftige
Kursgewinne, die durch die von der Labour-Partei angekündigte Politik
unter Druck geraten waren.
Früher oder später werden Investoren ihr Augenmerk auf die Unsicherheit
richten, die im Vorfeld des für 2017 versprochenen Referendums über die
EU-Mitgliedschaft Großbritanniens entstehen wird. Verzögerungen bei Binnen-
und Auslandsinvestitionen in Großbritannien könnten die Folge sein. Nach
den neuesten Meinungsumfragen haben die Befürworter eines Verbleibs in
der EU einen leichten Vorsprung. Die Mehrheit ist aber noch unentschieden.
Auf kurze Sicht wird die Klarheit, die die Wahl gebracht hat, die Kon-
junktur ankurbeln. Denn Privathaushalte wie Unternehmen können Entscheidungen
über größere Anschaffungen und Investitionen jetzt mit größerer Sicherheit
im Hinblick auf die Besteuerung und Regulierung treffen. Wenn wir etwas
weiter in die Zukunft blicken, gibt das erwartete Wahlergebnis den Konser-
vativen den Auftrag zur Fortsetzung ihrer Sparpolitik, auch wenn diese in
den letzten Jahren bereits etwas entschärft wurde. Die Ausgaben der
öffentlichen Hand dürften weiter gesenkt werden, und zwar insbesondere
bei der Arbeitslosenunterstützung. Hier hatte die Regierung unter Cameron
versucht, die finanziellen Anreize für eine Rückkehr in das Arbeitsleben
gegenüber einer Inanspruchnahme von Arbeitslosenleistungen zu erhöhen.
Cameron hat ebenfalls versprochen, mehr Geld für das Gesundheitssystem,
den National Health Service, zur Verfügung zu stellen und bis zum Ende
des laufenden Jahrzehnts auf Steuererhöhungen zu verzichten. Wenn die
Regierung ihre Haushaltsziele erreichen will, ist es deshalb umso wichtiger,
dass sie durch Effizienzsteigerungen Einsparungen erzielt und gegen Steuer-
hinterziehung entschlossen vorgeht. Denn das Haushaltsdefizit ist mit knapp
über 5 % des BIP nach wie vor hoch, und auch das Leistungsbilanzdefizit ist
nicht weit von bisherigen Rekordwerten entfernt. Dies weist auf eine,
gemessen an der Zunahme der Inlandsinvestitionen, unzureichende
inländische Ersparnisbildung hin."
Quelle: Investmentfonds.de |
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