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FondsNews
03.06.2015 |
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Investmentfonds.de
03.06.2015: --- Ende Anzeige ---
"Wenn ein Land dem Trend trotzt und eine Krise besser als andere
Länder bewältigt, muss man - so finde ich - näher hinsehen und heraus-
finden, woran dies liegt. Was macht Deutschland richtig, was andere
Länder der Eurozone falsch machen? Die Antwort ist, dass der Sektor,
der das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet, genau so entschlossen
langfristig denkt wie in früheren Generationen.
Dieser Sektor ist der Mittelstand – die 3,5 Millionen kleinen und
mittelständischen Unternehmen, die das Wachstum tragen und 52 Prozent
des Ausstosses generieren. Der Grund für den Erfolg dieser Unternehmen
liegt auf der Hand: es ist die Kultur der Langfristigkeit, die ihr
Denken beherrscht. Diese Unternehmen sind im Durchschnitt 70 Jahre
alt, im Gegensatz zu den S&P 500-Unternehmen, deren Durchschnittsalter
gerade einmal 15 Jahre beträgt. Dies sagt eine ganze Menge über ihr
Durchhaltevermögen aus.
Die gleiche Stabilität wird in der Amtsdauer der Vorstände oder
Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen sichtbar, die in
Deutschland im Durchschnitt 20 Jahre beträgt, während die in
Grossbritannien und den Vereinigten Staaten herrschende Hire- und
Fire-Kultur sie dort auf 9,9 Jahre verkürzt hat. Bei manchen deutschen
Mittelständlern ist die Geschäftsführung noch viel länger im Amt:
Glasbau Hahn, Hersteller von Vitrinen für Museen, hatte in den
180 Jahren seines Bestehens erst 5 Geschäftsführer. Im Mittelstand
herrschen besondere Bedingungen, die diese Langfristigkeit fördern.
Häufig sind diese Unternehmen familiengeführt und eng in die lokale
Gemeinschaft eingebunden.
Diese konservative Kultur ist für Investoren, die auf das schnelle
Geld aus sind, uninteressant, ist aber Garant für langfristiges
Wachstum. Der so genannte „dynastische Wille“ dieser Unternehmen
ist das Motiv der Geschäftsführer, ein florierendes Unternehmen an
die nächste Generation zu übergeben. Langfristige Investoren werden
die Früchte ernten. Geschäftsführer, die lange im Sattel sitzen,
können es sich leisten, die mit vierteljährlichen Gewinnausweisen
verbundene Hektik wegzulächeln.
Diese mittelständischen Unternehmen sind auch in punkto Finanzierung
ziemlich konservativ. Seitdem eine Bank ganz am Anfang seiner Karriere
eine Entschädigung für die verspätete Tilgung eines Kredits von ihm
verlangt hatte, weigerte sich Hans Riegel, der verstorbene Chef von
Haribo, jemals wieder einen Kredit zur Finanzierung des Wachstums
seines Unternehmens aufzunehmen: er liess sogar Warren Buffett ab-
blitzen. Solche Unternehmen generieren zwar auf kurze Sicht keine
astronomischen Zuwächse, aber - wie wir vor nicht allzu langer Zeit
gesehen haben - überstehen sie schwere Zeiten, denen andere zum
Opfer fallen, und sind am Ende der Krise noch immer da. Und am Ende
der nächsten Krise genauso und so weiter............und so fort.
Während die Deutschen ihre Kultur der Langfristigkeit pflegen, hat
sich das Gros der Investment-Community immer stärker der kurzfristigen
Perspektive verschrieben. Hatte in den vierziger Jahren des 20. Jahr-
hunderts die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie noch sieben
Jahre betragen, war sie bis 2007 auf gerade einmal sieben Monate
gesunken. Wie das enden kann, das haben wir gesehen, aber viele
Investoren scheinen aus der Krise des Jahres 2008 nichts gelernt
zu haben.
Überspitzt gesagt, hat dieser Fokus auf Kurzfristigkeit den Hoch-
frequenzhandel aus der Taufe gehoben und den Flash Crash verursacht,
bei dem binnen einer halben Stunde an den US-Börsen ein Vermögen von
1 Billion USD vernichtet wurde. Auch wenn die Kurzfristigkeit weniger
extreme Formen annimmt, ist sie zu einer Geissel geworden. Je
schneller Investoren kaufen und verkaufen, desto mehr fixieren sie
sich auf vierteljährliche Gewinnausweise, so dass das die Manager
von Unternehmen geradezu panische Angst haben, die Erwartungen des
Marktes zu enttäuschen. Eine Umfrage bei britischen CEOs kam zu
dem Ergebnis, dass 80 Prozent von ihnen lieber Ausgaben in Bereichen
wie Forschung und Entwicklung kürzen, als eine Prognose zu verfehlen.
Die Angst vor aktivistischen Aktionären bringt Unternehmen dazu,
Aktien zurückzukaufen anstatt in langfristige zukunftsorientierte
Projekte zu investieren. Forscher der Universität Stanford behaupten,
dass dieser Trend die US-Wirtschaft rund 0,3 Prozent Wachstum jährlich
kostet. Wir können es uns nicht leisten, Wachstum zu vernichten. Ein
berühmtes Zitat von Warren Buffett lautet: „Heute sitzt jemand im
Schatten, weil ein anderer vor langer Zeit einen Baum gepflanzt hat.“
Stabiles Wachstum und die Generierung von Wohlstand erfordern einen
langfristigen Ansatz."
Quelle: Investmentfonds.de |
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