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16.09.2015 |
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Investmentfonds.de
16.09.2015: --- Ende Anzeige ---
"Neben der politischen Bedeutung einer Anerkennung der chinesischen Währung
auf gleicher Ebene mit dem US-Dollar und dem Euro gibt es natürlich auch
wichtige Aspekte im Hinblick auf die Entwicklung des globalen Finanzsystems
und die Integration Chinas (der größten Handelsnation der Welt). Am
26. Mai dieses Jahres bewegte sich der IWF einen großen Schritt nach
vorne, indem er offiziell erklärte, dass die chinesische Währung nicht
mehr unterbewertet sei. Dies geschah vor dem Hintergrund langjähriger
Vorwürfe – nicht zuletzt seitens der USA –, dass China seine Währung
manipuliere und bewusst eine Unterbewertung anstrebe. Vorgeworfen wurde,
dass dies u.a. erfolge, um das Exportwachstum Chinas zu fördern und
somit Arbeitsplätze, insbesondere aus den USA, abzuziehen. Mehrfach
kam es zu kritischen Fragen und Diskussionen, in welchem Umfang das
amerikanische Finanzministerium offiziell Sanktionen gegen China als
Strafe für die manipulierte Währung einführen solle.
Daher hatte die Mitteilung des IWF im Mai einerseits eine große symbolische
Bedeutung für ein Entgegenkommen. Anderseits erfolgte sie jedoch aus zu-
nehmendem Druck. Denn die chinesische Währung war in den letzten zehn Jahren
mehr als 50 Prozent im Wert gestiegen. Für die Handelspartner des Landes
führte dies zu Problemen. Kurzum: Xi Jinping machte den ersten Schritt und
war im Mai auf dem Weg in Richtung einer Aufnahme der Währung in den
Währungskorb des IWF.
Die Abwertung der chinesischen Währung ist kein Zufall
Am 4. August gab es für die Chinesen jedoch einen Rückschlag: Der IWF
teilte offiziell mit, dass er es begrüßen würde, wenn der Wert der
chinesischen Währung in stärkerem Umfang durch den Markt bestimmt würde.
Wir können natürlich nur spekulieren, dass das Timing der chinesischen
Abwertung, die genau eine Woche später erfolgte, nicht reiner Zufall war.
Wenn man davon absieht, dass der Yuan an zwei Tagen um 5 Prozent fiel
und damit massive Unsicherheit auf den globalen Finanzmärkten schaffte,
war die wichtigste Botschaft der chinesischen Zentralbank, dass man den
Marktkräften in Zukunft eine größere Rolle bei der Bewertung der
chinesischen Währung einräumen würde.
Aus heutiger Sicht ist es interessant zu sehen, dass die chinesische
Währung innerhalb der letzten Handelstage de facto gegenüber dem US-Dollar
gestärkt wurde. Hierbei ist es von größter Bedeutung, nicht nur auf die
grundlegende Situation der chinesischen Wirtschaft zu blicken, sondern
auch die künftigen politischen Aspekte im Auge zu behalten.
China weist nach wie vor einen beträchtlichen Handelsüberschuss aus.
Und solange die Rohstoffpreise fallen, wird dieser Überschuss weiter
ansteigen. Rechnet man die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen
in China hinzu, profitiert das Land zurzeit von dem damit verbundenen
Valutazufluss, der rund 5 Prozent des chinesischen BIP entspricht.
Dies ist der wichtigste Grund, warum die Währung in den vergangenen Jahren
im Wert gestiegen ist und warum wir der Ansicht sind, dass sie dies in den
kommenden Jahren gegenüber den primären Handelspartnern Chinas auch weiterhin
tun wird.
Die Behörden wollen Spekulanten abschrecken
Kurzfristig können diese Kapitalbewegungen jedoch durch stärker spekulativ
begründete Bewegungen überlagert werden. In diesem Zusammenhang erinnern
wir daran, dass China, insbesondere in den letzten fünf Jahren, einen
harten Kampf gegen Spekulanten geführt hat, die im Grunde Profiteure waren
von einer Kombination aus Nullzinsen in den USA, erheblich höheren Zinsen
in China und einer chinesischen Währung, die gegenüber dem Dollar und den
meisten anderen Währungen gestiegen ist. Oberflächlich gesehen stellt dies
einen nahezu risikolosen Gewinn dar – einen sogenannten Carry-Trade.
Zwei Tage nachdem die chinesische Zentralbank die Änderung ihrer Wechsel-
kurspolitik auf der eigens einberufenen Pressekonferenz angekündigt hatte,
äußerte diese, die Änderung sei teilweise darauf zurückzuführen, dass man
„unnormale Kapitalbewegungen bekämpfen wolle und im Übrigen Untersuchungen
eingeleitet habe“.
Unsere Einschätzung ist, dass die Behörden durch die Schaffung von mehr
Unsicherheit und größeren Bewegungen im Wechselkurs, einige der stärker
spekulativ agierenden Investoren abschrecken wollen.
Mit Blick auf die Zukunft wird die chinesische Währung aufgrund dieser
spekulativen Bewegungen kurzfristig unter Druck geraten, insbesondere
jetzt, wo eine Zinserhöhung in greifbarer Nähe liegt. Dies ändert jedoch
nichts an dem grundlegenden Eindruck, dass China nach wie vor außerge-
wöhnlich wettbewerbsfähig ist. Der kontinuierliche Überschuss mit den
Handelspartnern bedeutet, dass die chinesische Währung, auch dann wenn
die Unruhe sich gelegt hat, weiter im Wert steigen wird.
Sehr kurzfristig gesehen glauben wir jedoch, dass die Zentralbank eine
erhebliche Schwächung der chinesischen Währung gegenüber dem Dollar nicht
zulassen möchte.
Mit dem IWF an einem Tisch
Ende November soll die endgültige Entscheidung fallen, ob die chinesische
Währung in den Währungskorb der globalen Weltreservewährungen des IWF auf-
genommen wird. Dann wird der IWF zusammen mit den Chinesen auf der einen
und den Amerikanern auf der anderen Seite an einem Tisch sitzen. Die
kürzlich erlebten erheblichen Bewegungen in der chinesischen Währung
erschweren den amerikanischen Unterhändlern die Argumentation für eine
Unterbewertung.
Umgekehrt haben die Chinesen keinen Grund, die Situation für die Amerikaner
schwieriger zu machen, als sie bereits ist. Wir bezweifeln daher, dass die
Chinesen mit einer Währung in die Verhandlungen gehen wollen, die weitere
10 Prozent gegenüber dem US-Dollar gefallen ist.
Wir glauben deshalb, dass die chinesische Währung auf kürzere Sicht
gegenüber dem Dollar weitgehend stabil bleiben wird. Auf längere Sicht er-
warten wir, dass sie gegenüber den Währungen der Handelspartner des Landes
generell an Wert gewinnen wird. Noch langfristiger gesehen muss sich zeigen,
inwieweit die chinesischen Behörden bereit sind, die Marktkräfte entscheiden
zu lassen.
Aber unsere wichtigste Botschaft lautet: Die Bedenken im Hinblick auf die
chinesische Währung sind ein Sturm im Wasserglas und den Chinesen ist in
keinster Weise die Vernunft abhanden gekommen. Aus unserer Sicht ist deren
Wahl ebenso wohlüberlegt wie wohlbegründet – wenn wir uns auch, wie immer,
mehr Klarheit und Offenheit von China wünschen würden!"
Quelle: Investmentfonds.de |
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