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18.09.2015 |
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Investmentfonds.de
18.09.2015: --- Ende Anzeige ---
"Verlierer sind China und die Mehrzahl der anderen Schwellen-
und Entwicklungsländer. In China weiß jeder, dass die vielen
strukturellen Probleme des Landes und die Umschichtung der
Wachstumskräfte von den Investitionen zum Konsum zu einer
Verlangsamung der Expansion führen werden. Der Internationale
Währungsfonds geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung
des Landes 2016 nur noch um 6,3% zunimmt nach 6,8% im Jahr
2015. Es könnte sogar noch schlechter werden.
Die anderen Schwellenund Entwicklungsländer haben zum Teil
noch größere Probleme. Sie leiden unter den niedrigen Roh-
stoffpreisen, der Gefahr steigender Zinsen in den USA und
den vielen strukturellen Problemen, die sich in den letzten
Jahren angesammelt haben. Dazu gehören die niedrigen Inves-
titionen, aber auch die Verzerrung der Produktionsstrukturen
durch Subventionen und natürlich die Korruption in
Wirtschaft und Staat. So etwas ändert sich nicht von einem
Jahr aufs nächste.
Unter den Industrieländern ist Japan das Land, das am
meisten von der Entwicklung in China und den asiatischen
Schwellenländern nach unten gezogen wird. Die Wachstums-
beschleunigung, die durch die neue Wirtschaftspolitik
des Ministerpräsidenten Abe in diesem Jahr erwartet
worden war, ist ausgeblieben. Die Expansion wird unbe-
friedigend bleiben.
Viele Hoffnungen für 2016 richten sich auf die USA. Das
Land hat freilich schon in diesem Jahr enttäuscht. Statt
des erwarteten Wachstums von über 3% werden am Ende ver-
mutlich nur 2,5% herauskommen. Im nächsten Jahr könnte
das Wachstum noch geringer ausfallen. Es kommen eine Reihe
von Wachstumsbremsen zusammen: Die niedrigen Ölpreise,
die die Förderung von Schiefergas und -öl belasten, der
hohe Wechselkurs und die vermutlich steigenden Zinsen.
All das zwingt die USA nicht in die Knie, bremst aber
die Aufwärtsdynamik.
Die große Ausnahme in diesem Bild ist Europa. Hier wird
sich die Konjunktur nicht verlangsamen, sondern – anders
als dies die Europäische Zentralbank erwartet – eher
beschleunigen. Ein Grund ist der Flüchtlingszustrom, der
zu zusätzlicher Nachfrage insbesondere in Deutschland
führt. Ein anderer ist der niedrige Ölpreis, der die
reale Kaufkraft der Verbraucher stärkt. Die Zentralbank
stellt unverändert viel Geld zur Verfügung.
Die Kreditnachfrage zieht an. Hinzu kommt, dass sich
die Reformen der letzten Jahre auszuzahlen beginnen.
Jetzt sind auch in Italien Anzeichen für eine Besserung
erkennbar. Die Wirtschaft ist nach der Rezession im
letzten Jahr in den ersten sechs Monaten mit einer
Jahresrate von über 1% gewachsen. Nur Frankreich tut
sich mit Reformen und Wachstum noch schwer.
Der Euroraum könnte im nächsten Jahr um über 2% wachsen.
Das ist absolut gesehen und im Vergleich mit anderen
Regionen nicht viel. Es ist aber deutlich mehr als in
diesem Jahr (1,7%). Freilich reicht es angesichts der
Größe Europas nicht aus, um das Weltwirtschaftswachstum
nach oben zu ziehen.
Insgesamt dürfte sich das Wachstum der Weltwirtschaft im
nächsten Jahr verlangsamen. Es wird keine Rezession geben.
Aber die Auftriebskräfte werden schwächer. Die reale
Wirtschaftsleistung könnte von 3,3% auf 3% zurückgehen.
Das gilt aber nur Stand heute. Wir alle wissen, dass sich
das Bild noch drehen kann. Mir fallen dabei freilich mehr
Dinge ein, die schlechter laufen als die, die besser
laufen könnten.
Für den Anleger
Unter diesen Umständen gibt es auch an den Weltaktien-
märkten weniger zu verdienen. Besonders stark wird das
in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu spüren
sein. Wer die Verhältnisse dort nicht genau kennt und
sich nicht auf das kurzfristige Ausnutzen von Chancen
versteht, sollte diese Märkte eher meiden. Auch die
USA gehören – wie schon in diesem Jahr – nicht zu den
Regionen, wo es besonders gut laufen wird. Hier
belastet zudem der Präsidentschaftswahlkampf, der
manche Unsicherheiten mit sich bringt. Japan ist
nicht dynamisch. Die Unternehmen dort verdienen jedoch
aufgrund des schwachen Wechselkurses nicht schlecht.
Das hilft dem Aktienmarkt. Der Star des Jahres 2016
wird Europa sein. Wir warten schon seit einiger Zeit
auf die "Recovery Trades", mit denen man von der
Überwindung der Eurokrise profitieren kann. Jetzt
werden sie kommen.
Allerdings Vorsicht: Europa wird nur relativ besser
sein als die anderen. In einer globalen Welt kann
sich niemand ganz von der Entwicklung der anderen
Märkten lösen."
Quelle: Investmentfonds.de |
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