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07.03.2018:
Vontobel: Marktkorrektur – Investoren blicken skeptisch auf das wachsende US-Haushaltsdefizit
Köln, den 07.03.2018 (Investmentfonds.de) -
Matthew Benkendorf, CIO der Quality Growth Boutique von Vontobel Asset Management
Marktkommentar von Matthew Benkendorf, CIO der Quality Growth Boutique
von Vontobel Asset Management:
Das US-Haushaltsdefizit bereitet Anlegern zunehmend Sorgen. Mit dem neuen
Steuergesetz erhöht die Trump-Administration das ohnehin schon nicht tragfähige
Haushaltsdefizit, und der zuletzt geschlossene Haushaltsdeal dürfte es noch
weiter ausbauen. Eine Marktkorrektur war daher abzusehen und wohl auch längst
überfällig, auch wenn wir diesen als gesunden Rücksetzer ansehen, der für neue
Impulse sorgen könnte.
Die jüngste Marktkorrektur hat uns nicht wirklich überrascht. Unserer Ansicht
nach war dies unumgänglich, der Zeitpunkt jedoch ungewiss. Die Märkte waren in
den letzten Jahren extrem selbstgefällig geworden, was sich in dem starken und
steilen Kursanstieg des vergangenen Jahres und im Januar 2018 niederschlug.
Doch obwohl die Anleger die Wahrscheinlichkeit der von Volkswirten für dieses
Jahr prognostizierten Zinserhöhungen genau verfolgen, sind wir der Auffassung,
dass der Markt die Aussicht auf Zinserhöhungen zumindest am kurzen Ende der
Kurve nicht ausreichend zur Kenntnis genommen hat. Wir glauben auch, dass der
Markt den Anstieg der Inflationsrate, die nahe am Ziel der Fed liegt, nicht
vollständig akzeptiert hat. Die geldpolitischen Entscheidungen der Fed deuten
zudem darauf hin, dass sich diese innerhalb oder in der Nähe ihres Mandats
befindet, was jedoch von den Aktien- als auch den Anleihemärkten eher skeptisch
betrachtet wird.
Schließlich haben die Aktienmärkte in den letzten Jahren mehrheitlich gute
Nachrichten reflektiert. Dazu gehören die Deregulierung in den USA, ein höheres
Beschäftigungs- und Lohnwachstum und die jüngste Steuersenkung. Die andere Seite
der Gleichung ist jedoch, dass die Anleger ihre Aufmerksamkeit nun auf schlechte
Nachrichten wie das US-Haushaltsdefizit gerichtet haben, das für uns der
wichtigste Auslöser für die jüngste Marktkorrektur gewesen ist. Denn mit dem
neuen Steuergesetz erhöht die Trump-Administration das ohnehin schon nicht
tragfähige Haushaltsdefizit, und der jüngste weitgefasste Haushaltsdeal dürfte
es noch weiter ausweiten. Der Markt versucht außerdem die Möglichkeit weiterer
Stimmuli für die Infrastruktur zu verdauen – auch wenn die Wahrscheinlichkeit
dafür gering ist. Das könnte zu einem noch größeren Defizit führen, es sei
denn, Kosteneinsparungen gleichen dies aus. Das würde dem Feuer nur noch mehr
Brennstoff zuführen.
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Tatsächlich hat das wachsende Haushaltsdefizit das Konzept der "Bond Vigilante"
lange Zeit wieder in den Vordergrund gerückt. Der Ökonom Ed Yardeni prägte diesen
Begriff in den 1980er Jahren. Er bezeichnet Investoren, die ihre Positionen ver-
kaufen, um fiskalische Disziplin durchzusetzen. Diese Art von Investoren fehlt
schon seit geraumer Zeit, da die Zentralbanken große Abnehmer von Staatsanleihen
sind. Allerdings reduzieren die Zentralbanken jetzt ihre stimulierenden Maßnahmen,
was sich im Abbau der aufgeblähten Zentralbankbilanzen sowohl bei der US-Notenbank
als auch in Europa zeigt. Zudem ist nicht ganz auszuschließen, dass als nächstes
Japan und die Bank of England folgen werden.
Wir sind daher der Meinung, dass es sich bei den jüngsten Marktentwicklungen um
eine gesunde Korrektur handelt. Denn eine Portion Skepsis, die an die Märkte zu-
rückkehrt, ist eine gute Sache. Bewertungen sollten in einem Umfeld positiver
Indikatoren oder fehlender Risiken auf einem bestimmten Niveau liegen. Aber es
stimmt auch, dass sie ein neues Gleichgewicht finden müssen, das mehr negative
Nachrichten widerspiegelt.
Da sich einige der Bedenken der Anleger bereits in den Vermögenspreisen wider-
spiegeln, gehen wir davon aus, dass die Märkte künftig schwankungsanfälliger
werden. Das anhaltende Umfeld mit niedriger Volatilität war für die Anleger zwar
angenehm, die Dynamik jedoch nicht gesund. Der Markt hat die Informationen nicht
effektiv verdaut und war daher nicht so effizient, wie er sein könnte.
Quelle: Investmentfonds.de
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