Investmentfonds.de
27.03.2018:
AB-Kommentar: Wie sollten Anleger mit dem Brexit umgehen?
Köln, den 27.03.2018 (Investmentfonds.de) -
Mark Phelps, CIO, Global Concentrated Equity, bei AllianceBernstein (AB)
Am Donnerstag ist es nur noch ein Jahr bis zum offiziellen Stichtag für den
Brexit am 29. März 2019. Nicht viel Zeit, um die vielen offenen Fragen zu
beantworten. Was bedeutet die Lage für die Konjunktur und Unternehmen und
was sollen Aktienanleger beachten? Dazu mit einem aktuellen Kommentar Mark
Phelps, CIO, Global Concentrated Equity, bei AllianceBernstein (AB):
"Es sind nur noch zwölf Monate bis zum offiziellen Austritt Großbritanniens
aus der Europäischen Union, und noch immer ist ein klarer Weg zum geordneten
Brexit gänzlich in Nebel gehüllt.
Das Übergangsabkommen, bei dem Großbritannien die bestehenden EU-Regeln
einhalten muss jedoch keinerlei Mitspracherecht bei der Beschlussfassung
der EU hat, unterstreicht lediglich den Mangel an echten Fortschritten.
Unternehmen und Investoren, die eine langfristige Planungssicherheit
schätzen, wissen immer noch nicht wie ein Abkommen aussehen könnte und wie
es sie betreffen wird.
Aktuell erscheint es jedoch unvermeidlich, dass Großbritannien den
Europäischen Binnenmarkt und mit ziemlicher Sicherheit auch die Zollunion
verlassen wird. Da dies erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben
haben wird, sind alle diplomatischen Bemühungen darauf konzentriert die
Auswirkungen zu minimieren.
Bis jetzt ist das Bild für die Konjunktur und die Unternehmen des Vereinigten
Königreichs noch unklar. Viele britische Exporteure hatten nach der Schwäche
des Pfunds im Jahr 2016 einen Anstieg der Auftragseingänge verzeichnet, doch
dieser Rückenwind ist bereits abgeebbt. Und viele internationale Unternehmen
haben trotz der Bedenken über den langfristigen Zugang zum europäischen Binnen-
markt weiterhin in verschiedene Branchen in Großbritannien investiert. Dies
gilt insbesondere für den Bereich der Informationstechnologie, mit Investi-
tionen von Google, Facebook oder Booking.com. Beim verarbeitenden Gewerbe
sieht es jedoch weniger rosig aus: Automobilhersteller haben zum Beispiel
ihre Investitionsausgaben verlangsamt bis die britische Handelsposition nach
dem Brexit geklärt ist. Bei den Finanzdienstleistern gehen die Blicke in
Richtung Dublin, Luxemburg und Frankfurt, wenngleich noch nicht im großen Maße.
Die meisten Unternehmen wollen ihre Karten noch nicht offenlegen, sie hoffen
dabei auf das Beste und planen für das Schlimmste."
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"Wir erwarten weiterhin, dass ein harter Brexit langfristig negativ für das
Pfund sein wird - aber dies ist nicht unbedingt schlecht für die britische
Wirtschaft. Wir nehmen zudem an, dass das Wachstum in Großbritannien geringer
als in anderen europäischen Ländern ausfallen wird. In einer Welt mit steigenden
Zöllen und potenziellen Handelskriegen ist ein relativ kleines Land außerhalb
der großen Handelsblöcke nicht gerade in der stärksten Verhandlungsposition.
Die Ungewissheit bezüglich eines künftigen Handelsabkommens bedeutet jedoch
nicht, dass Anleger sich ganz zurückziehen und britische Unternehmen oder gar
europäische Unternehmen mit Engagement in Großbritannien meiden sollten. Wie
in den meisten Fällen, wenn Investoren mit großer Unklarheit konfrontiert sind,
müssen sie die Unternehmen identifizieren, die in der Lage sind in jedem
politischen Umfeld langfristige Chancen zu nutzen. Der Schlüssel liegt darin
Firmen zu finden, die über nachhaltige Einnahmequellen und eine dominierende,
widerstandsfähige Marktposition verfügen. Ebenso wichtig ist eine voraus-
schauende Unternehmensführung, die auf die sich laufend verändernden Umstände
vorbereitet ist. Denn die letzten Phasen der Brexit-Verhandlungen werden noch
viel Spannung beinhalten."
Quelle: Investmentfonds.de
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