Investmentfonds.de
04.10.2018:
Aberdeen Standard Kommentar: Schwellenländeranleihen - Chancen in schwierigen Zeiten
Köln, den 04.10.2018 (Investmentfonds.de) -
Brett Diment, Head of Emerging Market Debt bei Aberdeen Standard Investments
"Es ist klar, dass die Situation für Schwellenländer derzeit insgesamt gesehen
schwierig ist. Die Kombination aus den Handelsrestriktionen der USA gegenüber
China und der weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank stellt deswegen eine
echte Herausforderung für die Anlageklasse der Schwellenländeranleihen dar.
Auf Länderebene ist die volle Kraft dieser Stimmungsumkehr in einigen Fällen
bereits zu spüren. Die Türkei und Argentinien standen hier im Mittelpunkt.
Andere Länder wie Brasilien, wo keiner der Präsidentschaftskandidaten bei den
Wahlen im nächsten Monat besonders marktfreundlich ist, bieten Anlass für
weitere Sorgen.
Es gibt jedoch einige Anzeichen dafür, dass sich die Situation vor Ort ändert,
da der Markt in einzelnen Ländern viele politische Veränderungen herbeigeführt
hat. Ich war letzte Woche in der Türkei und es gibt definitiv Hinweise, dass
sich die Dinge zum Positiven hin entwickeln könnten. Die großen Probleme der
Türkei liegen im Bankensektor, der viele notleidende Kredite und Dollarschulden
hat, sowie in den politischen Beziehungen der Türkei zu anderen Ländern,
insbesondere den USA. Aber die Menschen vor Ort wissen das und hoffen, dass
externe Berater hinzugezogen werden, um das Ausmaß der Forderungsausfälle in
den Bilanzen der Banken zu untersuchen. Auf der Seite der internationalen
Beziehungen gibt es Vorstöße, dass der in der Türkei inhaftierte US-Pastor
freigelassen werden könnte, was sicherlich ein Signal für eine Abschwächung
der konfrontativen Haltung der Türkei wäre. Auf der Makroebene ist es
ermutigend, dass die Zentralbank tatsächlich in der Lage war, die Zinsen
aggressiv zu erhöhen. Dies sollte dazu beitragen, das Wachstum wieder zu
normalisieren.
Unterdessen sah sich Argentinien stark unter Druck der Investoren, die vom
Steuer- und Wirtschaftsreformpaket der Regierung nicht überzeugt waren.
Erfreulich ist jedoch, wie schnell Argentinien reagiert hat, um weiter zu
gehen als geplant. Das Land erhält dafür erhebliche Unterstützung von der
Investorengemeinschaft. Wie wir heute sehen, handeln die Behörden schnell,
um die Markterwartungen zu übertreffen und alle notwendigen Schritte zu
unternehmen, um ihr Haus in Ordnung zu bringen.
Betrachtet man also die einzelnen Länder, so sieht man Herausforderungen,
aber auch Chancen. Als Investoren gilt es zu erkennen, was auf Länderebene
vor sich geht, und Chancen zu identifizieren, die bei den aktuellen
Bewertungen durchaus vorhanden sind. Umgekehrt ist es viel schwieriger, den
ganzen Lärm rund um die Schwellenländer angemessen einzuordnen. Nehmen wir
zum Beispiel US-Präsident Donald Trump: Die Zahl der Menschen, die
möglicherweise wissen, was Trump denkt, ist um ein Vielfaches kleiner als die
Zahl derer, die behaupten, es zu tun. Es ist also sinnlos, zu versuchen,
seinen nächsten Schachzug zu erraten. Es ist viel besser, sich einfach an das
zu halten, was wir verstehen, dies zu quantifizieren und zu beurteilen, und
dann auf Länderebene zu handeln."
Quelle: Investmentfonds.de
|